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Die Cou von Alishan, Taiwan
Jäger und Krieger in Zeiten des Wandels
Sonja Peschek
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Hermann Mückler
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.4138
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30422.52419.439365-0
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Ergebnisse der Kapitel Oraltradition, Integrierung in die chinesische Gesellschaft und Globalisierung zeigen, dass diese keinesfalls voneinander getrennt zu betrachten sind. Sie sind miteinander verwoben und zeigen ein „System Cou Adoana“, wie es sich im Laufe einer sich wandelnden Zeit darstellt. So stehen die Mythen der Cou in engem Zusammenhang mit jener Zeit, als die Gruppe noch «für sich» war, es war dies die Zeit der mündlichen Tradierung. Die Mythen der Cou stellen einen fixen Bestandteil der Problem- und Konfliktlösung, die Gruppe oder auch nur einen Teil der Gruppe betreffend. Dieses gesamte „System Cou Adoana“ findet in der Mythe seine Erneuerung. In ihr nimmt sich diese Gruppe Menschen als Ethnie wahr und findet darin die Bestätigung und Bekundung ihrer kulturellen Identität (民群認同) als eine dynamische Kultur. Dasselbe gilt für den einzelnen Stammesangehörigen, der sich ebenso über die Mythe als ein Teil der Gruppe identifizieren kann. Die Mythen der Cou sind aber auch in Zusammenhang mit der Zeit der Fremdherrscher zu sehen, im Speziellen seien hier die Hanchinesen genannt. Die Tradition des Mythenerzählens bildet die Grundlage für eine Berechtigung der Cou-Sprache und wird hier als Haupthindernis für die Integrierung in die chinesische Gesellschaft angesehen. Die Sprachpolitik der Guomindang (Nationale Volkspartei) ist ein Ausdruck dessen. Die Kraft von Mythen zeigt sich auch in der Antwort der Kolonialherrscher auf die starke kulturelle Identität des Cou-Volkes, wenn die Legende des Hanbeamten Wu Feng als politisches Werkzeug der fremden Machthaber zur Unterstützung einer Anti-Cou Politik eingesetzt wird. Im Zuge einer Welle der sich global ausbreitenden Ureinwohnerbewegung tritt die Cou-Sprache immer wieder in den Vordergrund. Einerseits, um sich mit den sprachverwandten, indigenen Völkern des Pazifiks zu identifizieren, andererseits, um die Kommunikation unter den Cou selbst zu fördern. Einen wichtigen Beitrag haben Mythen und Sprache aber zu leisten, wenn es darum geht der eigenen Kultur Raum und Respekt zu verschaffen. In dem in Cou-Sprache gehaltenen Bühnendrama Tsou • Idipasi (鄒•伊底帕斯; dt:Ödipus), wo Zeremonie und Sprache vereint wurden und der Schritt in das chinesischsprachige Umfeld gewagt. Der hosa (部落) wurde wieder zum Zentrum der Cou-Gesellschaft und die Hanchinesen ein Stück weiter an die Peripherie gerückt. Dass sich die Inhalte dieser vorangegangenen Kapitel am Ende dieses breiten Bogens wieder treffen, zeigt sich auch, wenn man die Rolle der Verschriftlichung der Mythen hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Cou ansieht. 1927 kam, zu der Zeit der japanischen Kolonialherrschaft, der russische Linguist und Ethnologe N.A.Nevskij nach Alishan. Er traf dort den jungen Cou-Stammesangehörigen Uyongu Yatauyungana (Gao Yi Sheng), welcher später von der Geschichte noch zum traurigen Helden gemacht werden sollte. Nevskij lernte von ihm die Sprache der Cou und machte mit seiner Hilfe die ersten Aufzeichnungen der Cou-Mythen in deren Stammessprache. Es war dies der Anfang der Entwicklung einer Schrift zur Cou-Sprache. Heute fruchtet dies alles im Wiedererlangen der kulturellen Identität und im Wiedererlangen von Respekt der eigenen Kultur gegenüber, ohne diese vor sich selbst und anderen verleugnen zu müssen. Mit Nevskijs Aufzeichnungen beginnt auch ein erstes Richtigstellen, indem die Unterschiede und Mängel an den japanischen Aufzeichnungen ersichtlich werden und ihr Blickwinkel klargelegt wird. Richtigstellen (zheng ming 正名) bedeutet nicht nur das Richtigstellen von Bezeichnungen und Namen wie in der sogenannten „zheng ming Bewegung“ der taiwanesischen Ureinwohner. Es bedeutet auch die falschen Bilder richtig zu stellen und die richtigen Handlungen zu setzen, um als Jäger und Krieger der Dynamik der eigenen Kultur in Zeiten des Wandels zu ihrem Recht zu verhelfen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Cou Tsou Zou Arisan Alishan Cao Taiwan Ureinwohner Indigene Ureinwohnerbewegung Formosa Yuanzhumin yundong Kultur kulturelle Identität ethnische Identität Pazifik Pazifikvölker Austronesisch Austronesier Sprache Cou-Sprache Mythen Mythologie Mythodologie Mythenanalyse indigene Literatur Globalisierung Integrierung chinesische Gesellschaft Hanregierung Hangesellschaft Fremdherrschaft japanische
Autor*innen
Sonja Peschek
Haupttitel (Deutsch)
Die Cou von Alishan, Taiwan
Hauptuntertitel (Deutsch)
Jäger und Krieger in Zeiten des Wandels
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
111 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Hermann Mückler
Klassifikationen
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.90 Chinesische Sprache und Literatur ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.95 Austronesische Sprachen und Literaturen, australische Sprachen und Literaturen ,
71 Soziologie > 71.37 Ethnosoziologie ,
73 Ethnologie > 73.08 Regionale Ethnologie ,
73 Ethnologie > 73.41 Deszendenz ,
73 Ethnologie > 73.43 Familie, Verwandtschaft, Ehe ,
73 Ethnologie > 73.45 Einzelne soziale Gruppen, Außenseiter, Randgruppen ,
73 Ethnologie > 73.50 Kultureller Wandel ,
73 Ethnologie > 73.56 Mythologie ,
73 Ethnologie > 73.63 Orale Traditionen ,
73 Ethnologie > 73.64 Sprache, Kommunikation ,
73 Ethnologie > 73.70 Politische Ethnologie: Allgemeines ,
73 Ethnologie > 73.72 Politische Organisationsformen ,
73 Ethnologie > 73.73 Ethnische Identität ,
73 Ethnologie > 73.74 Interethnische Beziehungen ,
73 Ethnologie > 73.78 Ethnopsychologie
AC Nummer
AC07597067
Utheses ID
3659
Studienkennzahl
UA | 307 | | |
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