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Literarische Transformationen
Ritus, Mythos und Märchen in Paulus Hochgatterers Adoleszenzroman "Wildwasser"
Bernd Remsing
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Lehramtsstudium UF Deutsch UF Geschichte, Sozialkunde, Polit.Bildg.
Betreuer*in
Michael Rohrwasser
DOI
10.25365/thesis.41851
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-24218.02709.955662-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Diese Arbeit prüft die von Norbert Bischof und anderen aufgebrachte These, nach der der Adoleszenzroman auf dem Muster der Heldenmythen beruht und von daher in ihm von einer Fortsetzung der ‚Arbeit am Mythos‘ auszugehen sei. Der Begriff der ‚Arbeit am Mythos‘ wurde von dem Philosophen Hans Blumenberg geprägt, der darunter die entwickelnde Variation von Mythen versteht und zwar in ihrer jeweiligen Konkretisierung bei marginaler Auswirkung auf ihren narrativen Kern. Als praktikabelste Methode, Aktualisierungen mythologischer Erzählformen im Adoleszenzroman zu verifizieren, hat sich bisher die Strukturanalyse nach Vladimir Propp erwiesen, die dieser anhand russischer Zaubermärchen entwickelte. Da in der einschlägigen Literatur Märchen großteils als profanisierte Derivate des Mythos gehandelt werden, schien eine weitere Überprüfung, welcher der beiden Erzählgattungen der Adoleszenzroman tatsächlich näher steht, bisher nicht nötig – das Märchen wurde als vereinfachte Form des Mythos gehandelt und der Nachweis seiner Struktur galt als Beleg des mythologischen Gehalts vorliegender Erzählungen. Die Frage der konkreten Verwandtschaft von Märchen und Heldenmythos ist aber genau genommen noch nicht endgültig entschieden, und von daher halte ich es nicht für übertrieben, nochmals zu prüfen, ob im Adoleszenzroman nicht vielmehr ‚Arbeit am Märchen‘ im Sinne einer eigenständigen Gattung mit originären Eigenschaften vorliegt, deren mythologische Grundstruktur hier aber unbestritten bleibt.
Eine damit einhergehende Unterscheidung von Märchen und Mythos verlangt nach einer weiteren, derjenigen nämlich zwischen den beiden Erzählgattungen und dem Ritus. Das Vorkommen ritueller Motive und Ablauffolgen in Mythos und Märchen ist schon seit der vorletzten Jahrhundertwende nachgewiesen; im Gegensatz zur damaligen Forschungsmeinung ist es heute aber weitgehender Konsens, dass zwischen Ritus, Mythos und Märchen kein Dependenz- sondern ein Kongruenzverhältnis vorliegt. Auch die seit den 1960ern erfolgten Nachweise initiatorischer Motive im Adoleszenzroman müssen unter dieser Perspektive gesehen werden. Im theoretischen Teil wird diesen Gemeinsamkeiten an Motiven und strukturellen Eigenschaften in Erzähl- und Literaturgattungen im Hinblick darauf nachgegangen, ob sie auf den Ritus zurückgehen, oder auf vorgelagerte Archetypen. Anschließend werden Kriterien gesucht, anhand derer das Märchen vom Mythos unterschieden werden kann. Erst dann lässt sich näher bestimmen, ob sich das Märchen oder der Mythos im Adoleszenzroman aktualisieren. Im analytischen Teil wird Paulus Hochgatterers Roman Wildwasser auf das Vorkommen ritueller Motive untersucht und strukturanalytisch überprüft, ob er die Propp’sche Funktionsreihe erfüllt.
Auch wenn es sich hier nur um ein ausgewähltes Beispiel eines Adoleszenzromans handelt, sollten sich daraus Schlussfolgerungen für die generellen Eigenschaften dieser Gattung ergeben.
Abstract
(Englisch)
This paper examines the thesis from Norbert Bischof and others, after which the novel of adolescence bases on the pattern of hero myths and therefore continues the ‘work on the myth’ in the medium of literature. The term ‘the work on the myth’ has been originated from the German philosopher Hans Blumenberg and denotes the developing variation of myths in their particular concretion with marginal effect on their narrative core.
The structural analysis of the fairy tale developed from Vladimir Propp hitherto applied as a proof for the actualization of the myth in the novel of adolescence and because the relevant litera-ture deals fairy tales as desacralised derivatives of the myth, no other evidence seemed to be necessary, which of the genres of oral poetry is actually working in the novel. All the same, the relationship between the fairy tale and the myth is indeed by far not clarified and therefore it isn’t too exaggerated to consider the possibility of a ‘work on the fairy tale’ specially in the novel of adolescence – fairy tale in the sense of a genre related to the myth but with own laws.
A differentiation of the fairy tale and the myth longs for another investigation, namely in the relationship of the myth and the ritual. To a large extend the contemporary anthropology and mythology is sure, that this relationship is one of congruence and not one of dependence. The occurrence of ritual motifes and patterns in myth and fairy tale has to be seen in this light and was first recognized in the late 19th century. Since the 1960s ritual elements are obtained as verified in the novel of adolescence. In the theoretical part of this paper first it will be surveyed if all these motifes and patterns originate from the rite or not. Only after this criterias are searched a determina-tion of the genres in question is allowed. The analytic part outlines ritual motifes in Paulus Hochgatterers novel Wildwasser and analyses its structure after the method from Propp.
Even when this paper only deals with one selected novel of adolescence it should result in some conclusions about this genre.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Rite Myth Novel of Adolescence Hochgatterer Wildwasser
Schlagwörter
(Deutsch)
Ritus Mythos Märchen Adoleszenzroman Hochgatterer Wildwasser
Autor*innen
Bernd Remsing
Haupttitel (Deutsch)
Literarische Transformationen
Hauptuntertitel (Deutsch)
Ritus, Mythos und Märchen in Paulus Hochgatterers Adoleszenzroman "Wildwasser"
Publikationsjahr
2016
Umfangsangabe
129 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Michael Rohrwasser
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.34 Sprachphilosophie ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.73 Literaturtheorie: Allgemeines
AC Nummer
AC13104372
Utheses ID
37048
Studienkennzahl
UA | 190 | 333 | 313 |