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Der Internationale Soldatenfriedhof Mauthausen
ungleiche Erinnerung an die Toten zweier Weltkriege und KZ-Häftlinge
Julia Mayr
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Lehramtsstudium UF Geschichte, Sozialkunde, Polit.Bildg. UF Englisch
Betreuer*in
Bertrand Perz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.42214
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-24226.20612.364660-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der Internationale Soldatenfriedhof Mauthausen als blinder Fleck der Geschichtswissenschaft und in der österreichischen Erinnerungslandschaft ist nicht nur Zeugnis für die verschiedenen Formen der Repräsentation von Toten und der daraus entstandenen Gedenkhierarchie, sondern zeigt auch inwiefern sich die Erinnerung an identitätslose tote KZ-Häftlinge von dem Gedenken an die verstorbenen Soldaten unterscheidet. Der Internationale Soldatenfriedhof Mauthausen wurde während dem Ersten Weltkrieg als Bestattungsort für die toten Soldaten, davon ca. 8.000 Serben und 1.759 Italiener, des Kriegsgefangenenlagers Mauthausen angelegt. Im Zweiten Weltkrieg wurden KZ-Häftlinge, die auf Evakuierungstransporten zum Konzentrationslager Mauthausen in dessen Endphase bereits tot am Bahnhof in Mauthausen ankamen, in einem Massengrab das in etwa 2.000 Tote umfasst, verscharrt. Da diese toten KZ-Häftlinge nicht zum Konzentrationslager Mauthausen, sondern direkt nach der Ankunft am Bahnhof Mauthausen in einem Massengrab am Internationalen Soldatenfriedhof Mauthausen begraben wurden, ist diese Opfergruppe aufgrund einer fehlenden Registratur gänzlich unbekannt und auch nicht Teil der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. In den 1950iger Jahren wurden 3.212 tote italienische Militärpersonen und KZ-Häftlinge auf den westlichen Teil des Friedhofes zugebettet, der dafür von der italienischen Republik gekauft wurde und bis heute in deren Besitz steht. Auffällig in der Repräsentation der Toten am Internationalen Soldatenfriedhof Mauthausen ist die Tatsache, dass der vorherrschende Totenkult von der Erinnerung an die verstorbenen Italiener beider Weltkriege dominiert wird, denen mittels beschrifteter Einzelkreuze gedacht wird. Im Gegensatz dazu, werden die ca. 8.000 toten Serben die auf diesem Friedhof beigesetzt wurden, anhand von Gruppenkreuzen erinnert, das im Vergleich zu den Einzelkreuzen jedoch Besucherinnen und Besuchern kein Bild der Anzahl der Toten dieser Opfergruppe vermittelt. Die wohl am wenigsten repräsentierten Toten am Internationalen Soldatenfriedhof Mauthausen sind die begrabenen KZ-Häftlinge, denen anhand eines überdimensionalen Holzkreuzes gedacht wird. Durch diese Totenrepräsentation wird Besucherinnen und Besuchern einerseits die Dimension des Massengrabes gänzlich verschwiegen, andererseits soll die Verwendung eines Holzkreuzes als Gedenksymbol für tote KZ-Häftlinge dahingehend hinterfragt werden, dass unter diesen Toten der Evakuierungstransporte eine Vielzahl Jüdinnen und Juden aus Lagern im Osten waren, die durch ein Kreuz nicht repräsentiert werden. Hauptgrund für die auffallend hierarchische Repräsentation der Toten ist das Fehlen von objektiven Entscheidungsträgerinnen und -trägern in der Gestaltung des Internationalen Soldatenfriedhofes Mauthausen. Die italienische Republik hat sich bereits direkt nach dem Ersten Weltkrieg um die Errichtung von Kreuzen und Denkmälern bemüht und auch nach dem Zweiten Weltkrieg großen Wert auf die individualisierte Erinnerung der italienischen Toten gelegt. Heutzutage zeigen sich seitens der Republika Srpska und der serbisch-orthodoxen Kirche Bestrebungen auch die serbischen Toten einzeln zu erinnern, sodass eine Kapelle zu deren Gedenken neben der bereits bestehenden Kapelle die von den italienischen Toten dominiert wird, errichtet wird. Ein Ergebnis der Individualisierung der toten Italiener und Serben wird es sein, dass die toten KZ-Häftlinge am Internationalen Soldatenfriedhof Mauthausen noch weiter in den Hintergrund rücken, weshalb es eine Notwendigkeit ist auch die Repräsentation der KZ-Häftlinge angemessen zu gestalten und so Erinnerung unabhängig von der Nationalität der Toten zu ermöglichen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Soldatenfriedhof Soldatenfriedhof Mauthausen Kriegerfriedhof Militärfriedhof Italienerfriedhof Cimitero di Guerra Totenrepräsentation Totengedenken Tod Opfer Gefallene Soldaten Erinnerung Erinnern Vergessen Massengrab Evakuierungstransporte Erster Weltkrieg Zweiter Weltkrieg KZ-Mauthausen KZ Mauthausen Konzentrationslager Mauthausen Kriegsgefangenenlager Mauthausen Krieg
Autor*innen
Julia Mayr
Haupttitel (Deutsch)
Der Internationale Soldatenfriedhof Mauthausen
Hauptuntertitel (Deutsch)
ungleiche Erinnerung an die Toten zweier Weltkriege und KZ-Häftlinge
Publikationsjahr
2016
Umfangsangabe
186 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Bertrand Perz
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.00 Geschichte: Allgemeines ,
15 Geschichte > 15.01 Historiographie ,
15 Geschichte > 15.06 Politische Geschichte ,
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte ,
15 Geschichte > 15.23 Erster Weltkrieg ,
15 Geschichte > 15.24 Zweiter Weltkrieg ,
15 Geschichte > 15.37 Europäische Geschichte 1914-1945 ,
15 Geschichte > 15.38 Europäische Geschichte nach 1945 ,
15 Geschichte > 15.4 ,
15 Geschichte > 15.43 Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts ,
15 Geschichte > 15.60 Schweiz, Österreich-Ungarn, Österreich ,
15 Geschichte > 15.67 Italien ,
15 Geschichte > 15.96 Geschichte des jüdischen Volkes außerhalb des Staates Israel ,
20 Kunstwissenschaften > 20.26 Geschichte ,
86 Recht > 86.94 Kriegsrecht, Kriegsverhütungsrecht ,
86 Recht > 86.96 Völkerrecht: Sonstiges ,
89 Politologie > 89.80 Militärwesen: Allgemeines
AC Nummer
AC13233772
Utheses ID
37365
Studienkennzahl
UA | 190 | 313 | 344 |
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