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Die Träume in Wilhelm Jensens Gradiva als literarisches Beispiel für Sigmund Freuds Traumarbeit
Carina Vogt
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Lehramtsstudium UF Deutsch UF Psychologie und Philosophie
Betreuer*in
Michael Rohrwasser
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.42817
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-25380.34010.329662-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Wie schon in meiner Einleitung dargelegt wurde, versucht diese Diplomarbeit, einen Einblick in SIGMUND FREUDS Analyse von WILHELM JENSENS Gradiva, in Kombination mit seiner Traumdeutung zu geben und zu klären, welche Gründe hinter FREUDS Art und Weise der Interpretation des Werkes stecken. Die Traumdeutung ist auch über 100 Jahre nach ihrer ersten Veröffentlichung noch immer ein lesenswertes Werk und eine Auseinandersetzung mit dieser Schrift kann sich durchaus lohnen. Sie steht nach wie vor im Zentrum der Psychoanalyse, kann als deren Gründungswerk angesehen werden und befasst sich derart intensiv mit dem Prozess des Träumens, dass sie für eine Traumanalyse auch heute noch unverzichtbar ist. „Sie enthält in Fülle den konkreten Stoff, den der psychische Apparat im Schlafzustand in Gestalt der nachträglich deutbaren Traumgespinste von sich gibt, und gleichermaßen die abstrakteste Reflexion über diesen Stoff sowie über die Mechanismen, die an seiner Hervorbringung beteiligt sind. Das Buch repräsentiert Wissenschaft – Geisteswissenschaft wie Naturwissenschaft, Psychologie wie Physiologie bzw. Neurologie – und Wissenschaftsgeschichte. Es bietet aber auch den Reichtum erzählerischer Poesie und eine mosaikartige Tiefen-Autobiographie.“ (GRUBRICH-SIMITIS (2000): 7) Was die Traumdeutung jedoch mit Sicherheit nicht ist, ist ein einfaches und literarisch schön verfasstes Werk, wie auch GRUBRICH-SIMITIS betont: „[…] die Traumdeutung ist, ungeachtet unzähliger unvergeßlicher [!] sprachmächtiger Passagen und vieler geglückter kontrapunktischer Konstellationen […], nicht ein im herkömmlichen Sinne schönes, viel eher ist sie ein wildes Buch.“ (GRUBRICH-SIMITIS (2000): 95) Dies liegt vor allem an dem oben beschriebenen Entstehungsprozess, bei dem immer wieder einzelne Sätze oder ganze Passagen einfach eingeflickt oder weggestrichen wurden. So sind einerseits sehr knappe Kapitel entstanden und andererseits wieder solche, welche in ihrer Länge für ein eigenes Buch reichen würden und ebenso stehen mehrere Seiten überdauernde Absätze neben solchen, welche nur einen Satz lang sind. FREUD hat dieses Problem erkannt, sah sich aber nicht im Stande, es vollständig zu lösen. Wie er jedoch sogar in seinem Gradiva-Essay betonte – „Wer sich nicht scheut, ein schwieriges Buch durchzuarbeiten, wer nicht fordert, daß [!] ein verwickeltes Problem zur Schonung seiner Bemühung und auf Kosten von Treue und Wahrheit ihm als leicht und einfach vorgehalten werde, der mag in der erwähnten Traumdeutung den weitläufigen Beweis für diesen Satz [gemeint ist die Wunscherfüllungsformel] aufsuchen […].“(FREUD (1907 [1906]): 13) –, war er sich über die Schwierigkeit und Mühseligkeit seines Werkes bewusst und „[…] täuschte sich oder seine Leser [niemals] darüber hinweg […]. Dieser unbestechlichen formalen Kritik an seinem Opus magnum stand eine gleichfalls lebenslang unerschüttert gebliebene Hochschätzung der darin mitgeteilten Inhalte gegenüber […]“ und stets setzte er „[…] das Erscheinen der Traumdeutung schlechterdings mit der Geburt der Psychoanalyse in eins […].“ (beide Zitate GRUBRICH-SIMITIS (2000): 95) Es ist also nicht verwunderlich, dass FREUD gerade ein literarisches Werk wie JENSENS Gradiva ausgewählt hat, um es als Paradebeispiel für sein Meisterstück heranzuziehen. In der Literatur findet man den oben genannten Hinweis, dass es sich bei seiner Analyse an vielen Stellen mehr um eine Werbung für seine Traumdeutung als um eine tatsächliche – und vor allem vollständige – Interpretation der Gradiva handelt. Wie in meiner Einleitung erwähnt wurde, mag vor allem jener Umstand, dass FREUD sich für diese „Werbung“ für ein literarisches Werk entschieden hat, auf den ersten Blick sonderbar sein, aber wenn man genauer auf seine Traumdeutung und ihren Entstehungsprozess sieht, sowie die Popularität, welche Pompeji besonders zu seinen Lebzeiten hatte, miteinbezieht, so ist dies gar nicht mehr so merkwürdig. Dieser Standpunkt wird, wie gezeigt wurde, in der Fachliteratur auch stark gestützt. So betont ROHRWASSER beispielsweise, dass „[…] die moderate Form, in der sich Freud nur zurückhaltend der psychoanalytischen Terminologie bedient, die diskrete Eleganz, mit der er Nacherzählung und Interpretation verschmelzen lässt, die Behutsamkeit, mit der psychoanalytische Erkenntnisse eingeführt und mögliche Bedenken der Leser vorweggenommen werden[, auffällig ist]. […] [Dies] legt nahe, dass es ihm nicht um eine radikale psychoanalytische Interpretation geht […] [, sondern] lässt vermuten, dass Freud mehr an der Bestätigung seiner Traumdeutung gelegen war, als an einer Interpretation der Novelle.“ (ROHRWASSER (2005): 205) Wie auf den vergangenen Seiten dargestellt wurde, wären noch viele weiter gelungene Beispiele in der Gradiva zu finden, welche sehr gut zur Psychoanalyse passen würden, welche FREUD jedoch links liegen gelassen hat. Und so verhält es sich vermutlich tatsächlich derart, „[…] daß [!] ein aufmerksamer Leser von Freuds Traumdeutung […] genauere Aufschlüsse über die Erzählung [der Gradiva] gewänne […]“ (ROHRWASSER (1996): 17) als scheinbar FREUD selbst in seiner auffallend zurückhaltenden Interpretation. Ich hoffe sehr, mir ist es gelungen, einen guten Überblick über die von mir behandelte Thematik zu bieten und dabei in passendem Ausmaß sowohl auf die Traumdeutung allgemein als auch auf die Analyse der Gradiva einzugehen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Wilhelm Jensen Sigmund Freud Traumdeutung Traumarbeit Gradiva Pompeji
Autor*innen
Carina Vogt
Haupttitel (Deutsch)
Die Träume in Wilhelm Jensens Gradiva als literarisches Beispiel für Sigmund Freuds Traumarbeit
Publikationsjahr
2016
Umfangsangabe
92 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Michael Rohrwasser
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.93 Literarische Stoffe, literarische Motive, literarische Themen ,
77 Psychologie > 77.14 Psychoanalyse
AC Nummer
AC13261787
Utheses ID
37902
Studienkennzahl
UA | 190 | 333 | 299 |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1