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Die Geschichte der internationalen Wahrnehmung der Armenierfrage
Adelheid Gandler
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Geschichte
Betreuer*in
Georg Lehner
DOI
10.25365/thesis.42844
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-25381.26752.670159-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Abstract
Grundlegendes Thema dieser Arbeit ist die Internationalisierung der armenischen Frage im 19. und 20. Jahrhundert und die Rollen der Entente, der Mittelmächte und der USA. Die Arbeit geht der Frage nach, inwieweit man den Mittelmächten eine Mitverantwortung oder gar Mitschuld an dem Genozid an den Armeniern des Osmanischen Reiches während des Ersten Weltkriegs zuweisen kann. Dabei werden die Kontroversen der türkischen und der westlich-proarmenischen Historiografie beleuchtet. Beginnend mit dem 19. Jahrhundert wird die dramatische Entwicklung der armenischen Frage auf dem Territorium des Osmanischen Reiches nachgezeichnet. Mit dem Berliner Kongress 1878 wurde die armenische Frage internationalisiert und Reformvorhaben von den führenden europäischen Großmächten erarbeitet und deren Umsetzung wiederholt nachdrücklich gefordert. Es handelte sich um ein kollektives humanitäres Projekt. Enttäuscht von der Nichtrealisierung dieser Vereinbarungen wandten sich die Armenier an England und vor allem an das russische Zarenreich, um mit ihrer Hilfe die Durchführung der Reformen zu erzwingen. Das Aufkommen des Nationalismus bei den Eliten der armenischen Minderheit förderte radikale separatistische Strömungen, die offen gegen den osmanischen Staat opponierten. Das Resultat waren Massaker und Pogrome während der hamidischen Zeit, die unter den Jungtürken vor allem 1915/16 zum ersten Genozid des 20.Jahrhunderts ausarteten. Die aus dem Westen importierte Ideologie eines Staates mit national homogener Bevölkerung spielte dabei eine wesentliche Rolle. Als nach dem Ersten Weltkrieg ein Waffenstillstand zwischen dem Osmanischen Reich und den Allierten vereinbart wurde, versprachen die Siegermächte, sich für einen armenischen Staat einzusetzen, die Grenzen sollten gemäß einem Schiedsspruch des US-Präsidenten Wilson gezogen werden. Durch die Uneinigkeit und das Zögern der Alliierten gelang es den Gründern der neuen Türkei, den Kemalisten, unverhältnismäßig viele Vorteile auszuhandeln. Sukzessive zogen sich die Alliierten aus den schwierigen Verhandlungen mit den Kemalisten zurück und ließen das verelendete armenische Volk im Stich. Die armenische Diaspora versucht mit Hilfe von armenophilen Gruppen und Intellektuellen die Lösung der armenischen Frage heute noch durchzusetzen.
Abstract
(Englisch)
Abstract
The master’s thesis concentrates on the internationalization of the Armenian issue in the 19th and 20th centuries and highlights the roles assumed by the Triple Entente and the Central powers. Furthermore the thesis analyses in how far the Central powers can be held responsible for and accessary to the genocide against the Armenians of the Ottoman Empire during the First World War. Thus the controversy of the Turkish and western pro-Armenian historiography is investigated in further detail. Starting with the 19th century the dramatic development of the Armenian issue throughout the Ottoman empire is revealed.
The Berlin Congress helped to raise awareness of this issue internationally and reform steps were initiated by the European Great Powers which can be regarded as their joint humanitarian project. But, unfortunately, the measures were not put into practice which caused disappointment among the Armenians. Therefore, they approached England and the Russian Empire asking for further support to carry out all the necessary reforms. Among the elite of the Armenian minority , however, a nationalist attitude arose, which enhanced radical separatist tendencies publicly opposing the Ottoman Empire and resulting in massacres and pogroms during the Hamidian period. This led under the direction of the so-called Young Turks during 1915/16 to the first genocide of the 20th century. The ideology of a nationally homogenous population imported from the West played an essential role. After the declaration of a ceasefire between the Ottoman Empire and the Allied Forces after World War I the winning Powers promised to stand up for an Armenian State. A new line should have been drawn according to the arbitration award of the US President Wilson. Due to the disagreement and hesitation among the Allied Forces the founding fathers of the new Turkey state managed to favour the Kemalists and negotiate privileges for them disregarding the other parties involved. Step by step the Allied Forces withdrew from the difficult negotiations with the Kemalists and let the pauperized Armenian people completely down. Currently the Armenian Diaspora tries to find a solution of the Armenian issue with the help of highly committed groups and intellectuals among them.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
internationalization of the Armenian issue in the 19th and 20th centuries roles and responsibility assumed by the Triple Entente and the Central powers controversy of the Turkish and western pro-Armenian historiography relevance today
Schlagwörter
(Deutsch)
Internationalisierung der armenischen Frage während der 19. und 20. Jh. Rollen und Verantwortlichkeiten der Triple Entente und der Mittelmächte kontroverse Geschichtsauffassung der türkischen und pro-armenischen Forschung
Autor*innen
Adelheid Gandler
Haupttitel (Deutsch)
Die Geschichte der internationalen Wahrnehmung der Armenierfrage
Publikationsjahr
2016
Umfangsangabe
100 Seiten : Karten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Georg Lehner
Klassifikation
15 Geschichte > 15.06 Politische Geschichte
AC Nummer
AC13260281
Utheses ID
37927
Studienkennzahl
UA | 066 | 803 | |