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Dekadenz und Zionismus
Motive der Dekadenzdichtung in zionistischer Literatur des Fin de Siècle
Christina Marie-Charlotte Hoffmann
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie (Dissertationsgebiet: Vergleichende Literaturwissenschaft)
Betreuer*in
Norbert Bachleitner
DOI
10.25365/thesis.43111
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-12719.72169.298669-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die Arbeit widmet sich einer Untersuchung zionistischer Literatur im Fin de Siècle nach den Kriterien der Dekadenzdichtung. Ausgehend von der These, dass der Zionismus um 1900, der vorderhand eine Bewegung von Schriftstellern war, von den ästhetischen Neuerungen der Moderne beeinflusst wurde, erfolgt zunächst eine Gegenüberstellung von Dekadenz und Zionismus im Kontext ihrer kulturgeschichtlichen Entstehungsbedingungen. Daraus geht hervor, dass beide eine Emanzipationsbewegung verkörpern, wobei die Dekadenzdichter nach einer ästhetischen Unabhängigkeit strebten und die Zionisten für die nationale Unabhängigkeit des Judentums eintraten. Zur Verbreitung und Durchsetzung ihrer Ziele nutzten die Zionisten das Medium der Literatur und verwendeten in ihrer Prosa und Lyrik Motive, die für die Dekadenzdichtung typisch sind: Dazu gehören die Suche nach der eigenen Identität, Melancholie und Krankheit, Elitedenken und die Gestaltung eines neuen Lebensraums; außerdem Mystifizierungen von Weiblichkeit, Orientalismus und die Sakralisierung von Kunst und Literatur. Am Beispiel der Wiener Moderne werden diese Überschneidungen kulturpolitisch hinterfragt und anhand der Begegnungen zwischen Hermann Bahr als Vertreter der Dekadenzdichtung und Theodor Herzl als Heerführer des Zionismus näher beleuchtet. Abschließend wird eine Analyse von Herzls Roman Altneuland in einem direkten Vergleich zur sogenannten Bibel der Dekadenz, zu Joris-Karl Huysmans' À rebours, vorgenommen, wodurch die motivischen Gemeinsamkeiten beider Bewegungen an konkreten Textbeispielen illustriert werden. Die Untersuchung macht sowohl anhand literarischer Beispiele als auch anhand soziokultureller Faktoren deutlich, dass die Zionisten am Ästhetizismus des Fin de Siècle partizipierten und die Werke der modernen Literatur teils auch aktiv rezipierten. Für den zionistischen Forschungsdiskurs bedeutet dieses Resultat, dass der moderne Zionismus auch als eine literarische Bewegung gelesen werden kann; für die Dekadenzdichtung wiederum geht daraus ihre Einbindung in kulturpolitische Entwicklungen hervor, die ihrer Anschauung als eine rein ästhetizistische Bewegung widersprechen.
Abstract
(Englisch)
The dissertation investigates Zionist literature at the turn of the nineteenth to the twentieth century in the face of the Decadent movement. Based on the assumption that Zionism around 1900 – having been primarily a movement of writers – was influenced by the aesthetic innovations of modernism, Decadence and Zionism are initially contrasted in terms of their similar cultural and historical preconditions. Both of them can be understood as a result of modern emancipation, with Decadent writers seeking aesthetic independency and Zionists aspiring toward an autonomous Jewry. In order to propagate and enforce their goals, Zionists resorted to prose and poetry, making use of motifs that are characteristic of decadent literature, including: the search for identity, melancholy and illness, elitism and designs of an ideal living space; moreover the mystification of femininity, Orientalism and the sanctification of art and literature. Using the example of Viennese Modernism these overlaps in motifs are scrutinized by linking Hermann Bahr’s Decadent movement with Theodor Herzl’s Zionism. Finally, Herzl's novel Altneuland is compared to the so-called Bible of Decadence, Joris-Karl Huysmans's À rebours, which illustrates the motivic similarities on a concrete textual basis.
Taking both literary examples and socio-cultural issues into account, this comparative study shows, that Zionists actively participated in fin de siècle’s aestheticism and that Zionism can therefore be read as a discrete modern literary movement. As to the Decadent movement, its comparison with Zionism calls attention to its involvement in cultural debates and policy and reveals that Decadence is not limited to aesthetic concerns.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Dekadenz Dekadenzdichtung Zionismus Zionistische Literatur Wiener Moderne Jüdische Renaissance Theodor Herzl Hermann Bahr Joris-Karl Huysmans Altneuland À rebours
Autor*innen
Christina Marie-Charlotte Hoffmann
Haupttitel (Deutsch)
Dekadenz und Zionismus
Hauptuntertitel (Deutsch)
Motive der Dekadenzdichtung in zionistischer Literatur des Fin de Siècle
Publikationsjahr
2016
Umfangsangabe
305 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Norbert Bachleitner ,
Martin Sexl
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.92 Vergleichende Literaturwissenschaft: Allgemeines
AC Nummer
AC13324337
Utheses ID
38151
Studienkennzahl
UA | 792 | 393 | |
