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Entmachtete Erinnerung
geschichtspolitische Diskurse bei der Errichtung eines permanenten Erinnerungszeichens in Wien für die Verfolgung homosexueller Handlungen im Nationalsozialismus
Johanna Taufner
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Politikwissenschaft
Betreuer*in
Walter Manoschek
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.43308
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-26231.79724.466689-4
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Masterarbeit analysiert den geschichtspolitischen Diskurs bei der Errichtung eines permanenten Erinnerungszeichens für die Verfolgung homosexueller Handlungen in Wien, unter besonderer Berücksichtigung der Zwecke, die es erfüllen soll. 2005 lud die Stadt Wien, in Vertretung von SPÖ-Stadtrat für Kultur und Wissenschaft Mailath-Pokorny und SPÖ-Stadträtin für Frauen, Bildung, Integration und Personal Sonja Wehsely zu einer Pressekonferenz, um die Auslobung eines Wettbewerbes anzukündigen. Ein Jahr später wurde „Der Rosa Platz“ von Hans Kupelwieser gekürt. Das Projekt wurde jedoch vier Jahre später, aufgrund technischer Probleme, abgebrochen. Die Stadt Wien beauftragte daraufhin die GmbH „Kunst im öffentlichen Raum“ (KÖR), vier temporäre Installationen zu errichten: „Mahnwache“ 2010 von Ines Doujak, „Zu spät“ 2011 von Carola Dertnig und Julia Rode, „Schwule Sau“ 2013 von Jakob Lena Knebl und „raising the bar“ 2015 von Simone Zaugg. 2014 luden QWIEN – das Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte und die Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt) Vertreter_innen der LSBTI_Community, Wissenschaftler_innen, Künstler_innen, politische Akteur_innen und Interessierte ein, um erneut über ein gefordertes permanentes Erinnerungszeichen zu diskutieren. In der vorliegenden Untersuchung wurden zentrale Dokumente – Pressetexte, Transkripte von Pressekonferenzen und politischen Redebeiträgen, Erklärungstexte an Erinnerungszeichen, Regierungsübereinkommen etc. – zusammengetragen und mittels der historischen Diskursanalyse nach Ruth Wodak hinsichtlich der von Jan-Holger Kirsch definierten fünf Dimensionen von Zwecken von Erinnerungszeichen – Erinnern als Akt der Pietät, Erinnern als Akt der Prävention, Erinnern als Anerkennung von politischer Schuld, Erinnern als gesellschaftlicher Lernfortschritt, Erinnern als intergenerationale Tradierung und historische Selbstaufklärung – analysiert. Im Zentrum der Arbeit steht ein direkter Vergleich der Anfangsphase 2005/2006 mit der Letztphase 2014/2015 und die Frage, welche Verschiebungen bzw. Veränderungen es bzgl. der geforderten Zwecke gab. Wie die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, ist der Diskurs bei der Errichtung eines permanenten Erinnerungszeichens für die Verfolgung homosexueller Handlungen im Nationalsozialismus von Anfang an sehr fragmentiert. In der Diskussion gibt es bis jetzt keine fokussierte Forderung vonseiten der Zivilgesellschaft.
Abstract
(Englisch)
This paper analyses the discourse surrounding the erection of a monument/memorial commemorating victims of the persecution of homosexuality during National Socialism in Vienna, focusing on the monument ́s/memorial ́s intended purposes. In 2005 the City Government of Vienna, as represented by council members Andreas Mailath-Pokorny and Sonja Wehsely, held a press conference, to inform the public of the forthcoming erection of a monument/memorial honouring homosexual victims of National Socialism. However, four years later the project was cancelled due to unsolvable technical problems. Subsequently, the Vienna City Government assigned Kunst im öffentlichen Raum KÖR GmbH (Public Art Vienna) to erect four temporary art installations: ”Mahnwache“ 2010 by Ines Doujak, ”Zu spät“ 2011 by Carola Dertnig and Julia Rode, ”Schwule Sau“ 2013 by Jakob Lena Knebl and ”raising the bar“ 2015 by Simone Zaugg. In 2014 the organization QWIEN, the Centre for Gay/Lesbian History and Culture, and WASt, the Anti-Discrimination Authority for Homosexual and Transgender Persons, invited LGBTI+-activists, artists, historians and politicians to open another discussion about the erection of a permanent monument/memorial for the persecution of homosexuality during National Socialism in Vienna. This research focuses on primary documents: press releases, transcripts of press conferences and political speeches etc. using Ruth Wodak ́s method of historical discourse analysis, while searching for functions such a permanent monument/memorial should fulfil. Jan-Holger Kirsch defined five ideal-typical purposes of monuments/memorials: Erinnern als Akt der Pietät (Remembrance as an act of piety), Erinnern als Akt der Prävention (Remembrance as an act of prevention), Erinnern als Anerkennung von politischer Schuld (Remembrance as an act of acknowledgement of political fault), Erinnern als gesellschaftlicher Lernfortschritt (Remembrance as a social learning progress), Erinnern als intergenerationale Tradierung und historische Selbstaufklärung (Remembrance as intergenerational transmission on and historical self-enlightenment). Following a comparison between the beginning of the process in 2005 and 2006 and its last phase in 2014/2015, this paper analyses the changes and continuity in the monument ́s/memorial ́s intended functions. Ultimately this paper demonstrates that the discourse surrounding the monument ́s/memorial ́s development is considerably fragmented and that civil society especially lacks a focused claim for the purpose of this monument/memorial.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Austria Discurse Analysis National Socialism Memorial Monument Homosexuality LGBT Remembrance Politics of history
Schlagwörter
(Deutsch)
Geschichtspolitik Vergangenheitspolitik Hosexualität Trans Erinnerung Österreich Mahnmal Denkmal Diskursanalyse Nationalsozialismus
Autor*innen
Johanna Taufner
Haupttitel (Deutsch)
Entmachtete Erinnerung
Hauptuntertitel (Deutsch)
geschichtspolitische Diskurse bei der Errichtung eines permanenten Erinnerungszeichens in Wien für die Verfolgung homosexueller Handlungen im Nationalsozialismus
Publikationsjahr
2016
Umfangsangabe
113 Seiten : Illustrationen, Diagramme
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Walter Manoschek
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.24 Zweiter Weltkrieg ,
89 Politologie > 89.22 Nationalismus ,
89 Politologie > 89.59 Politische Prozesse: Sonstiges ,
89 Politologie > 89.99 Politologie: Sonstiges
AC Nummer
AC13355296
Utheses ID
38332
Studienkennzahl
UA | 066 | 824 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1