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Perspektiven und Frame-Verwendung in der Berichterstattung über die Schuldenkrise Griechenlands rund um den Wahlsieg von Syriza in SZ und FAZ
Philipp Marx
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Magisterstudium Publizistik-u.Kommunikationswissenschaft
Betreuer*in
Hajo Boomgaarden
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.44089
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-16930.35154.675859-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Forschungsarbeit verfolgt das Ziel, bei der medialen Berichterstattung über ein wirtschaftspolitisch komplexes Themengebiet, einerseits Frames zu identifizieren und andererseits die Perspektivität der medialen Berichterstattung aufzuzeigen. Im Fokus der Arbeit steht die Berichterstattung über die Schuldenkrise Griechenlands. Die Problemdefinition umfasst die langandauernde Schuldenkrise, die in der medialen Öffentlichkeit sehr präsent ist. Ein Ansatzpunkt für das Problem- und Konfliktpotenzial des Themengebiets ist der Wahlsieg des Linksbündnisses Syriza, die mit ihrer Politik speziell die Maßnahmen und Reformprogramme der Geberstaaten bzw. der europäischen und internationalen Institutionen, herausfordert, kritisiert und ablehnt. Dementsprechend steht auch der Einfluss dieses Wahlsieges auf die Berichterstattung im Fokus. Der Untersuchungszeitraum umfasst einige Monate vor, und einige nach dem Wahlsieg von Syriza. Als Untersuchungsgegenstand wurden die beiden deutschen Leitmedien der überregionalen Qualitäts-Tageszeitungen Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung gewählt, da generell Deutschland bzw. die deutsche Regierung und speziell auch deutsche Printmedien im Kontext der Schuldenkrise Griechenlands eine besondere Rolle einnehmen. Die Forschungsarbeit baut im Wesentlichen auf zwei theoretischen Ansätzen auf. Mit der Governance-Theorie werden zentrale Konzepte wie die institutionelle Regulierung von Märkten, Policy-Transfer-Forschung, Wettbewerbsfähigkeit und Wettbewerbspolitik, sowie die Notwendigkeit der Legitimierung von politischer Herrschaft diskutiert. Die Erkenntnisse aus der Governance-Theorie helfen dabei, die inhaltlichen Ergebnisse der eigenen Analyse zu interpretieren. Der Framing-Ansatz ist jene kommunikationswissenschaftliche Perspektive, mit der die Kommunikationsinhalte analysiert und interpretiert werden. Die empirische Analyse der vorliegenden Arbeit baut dabei auf einem vierstufigen Framing-Konzept auf. Das thematische Framing, im Zuge dessen inhaltliche Kategorien induktiv erhoben und anschließend anhand einer größeren Datenmenge gemessen werden, wird auf einer Mehrebenenanalyse von einem Tendenzframing (wertende Tendenz gegenüber der griechischen Regierung), einem AkteurInnenframing und der Erhebung der fünf Basis-Frames nach Dahinden ergänzt. Zentral für das thematische Framing ist das anschließende Auswertungsverfahren der Faktorenanalyse, mit der latente Variablen berechnet werden können, die im Wesentlichen komplexe Daten auf einfachere Strukturen reduziert. Insgesamt wurden 30 inhaltliche Kategorien bzw. thematische Perspektiven herausgearbeitet. Diese konnten mit der Faktorenanalyse auf zwölf Frames reduziert werden. Die Ergebnisse der empirischen Analyse zeigen, dass SZ und FAZ im vorgegebenen Zeitraum durchaus sehr differenziert über die Schuldenkrise Griechenlands berichten und teils sehr konträre bzw. widersprüchliche inhaltliche Kategorien bzw. Perspektiven und Frames auftreten. Insgesamt konnte auf Basis der quantitativen Inhaltsanalyse aber offenbart werden, dass sich die Berichterstattung durch den Wahlsieg von Syriza klar verändert hat. Nach dem Wahlsieg von Syriza überwiegen insgesamt negative Kategorien und Frames und speziell die neue griechische Regierung wird häufig mit negativen Kategorien in Verbindung gebracht. Im ersten Untersuchungszeitraum kommen vergleichsweise positivere Kategorien häufiger vor und die Austeritätspolitik wird vor dem Wahlsieg vor allem als alternativlos dargestellt. Eine Erkenntnis war auch, dass die Austeritätspolitik durch den Wahlsieg durchaus auch in der Berichterstattung, vor allem politisch, etwas herausgefordert wurde. Dies zeigte sich nicht zuletzt auch daran, dass der Konflikt-Frame im zweiten Untersuchungszeitraum deutlich häufiger anzutreffen war – und der Wirtschaftlichkeits-Frame dafür deutlich seltener. Im Vergleich der beiden Zeitungen hat sich die liberalere Ausrichtung der Süddeutschen Zeitung und die konservativere Haltung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung grundsätzlich bestätigt. Signifikante Zusammenhänge der inhaltlichen Kategorien und Frames ergaben sich nicht nur mit den Variablen Untersuchungszeitraum und Zeitung, sondern vor allem auch mit dem jeweils auftretenden Hauptakteur. Die spannendste Erkenntnis aus dem AkteurInnenframing – speziell in Bezug auf die Policy-Transfer-Forschung und die Legitimierung von politischer Herrschaft aus der Governance-Theorie – war, dass vor allem und in erster Linie die deutsche Regierung jene inhaltlichen Perspektiven und Frames transportiert und vermittelt, die der Austeritätspolitik und der Troika positiv, und Syriza bzw. der linken Politik negativ gegenüberstehen. In Bezug auf den Framing-Ansatz generell und in Bezug auf das journalistische Framing speziell, hat sich gezeigt, dass die JournalistInnen im Kontext der Schuldenkrise Griechenlands zwar eher aktiv als „frame setter“ auftreten, dass aber dennoch vor allem die Kontextualisierung von Standpunkten von einzelnen Akteuren entscheidend ist und oft eine Mischung aus den beiden Arten des journalistischen Framings („frame setting“ und „frame sending“) vorzufinden ist.
Abstract
(Englisch)
The thesis analyzes the coverage of the Greek debt crisis in the German press. As a very com-plex politico-economic topic, the purpose of the study is to explore different perspectives with regards to content in the coverage. The election of the political party Syriza was identified as a key moment, which has the potential to change the discourse over the Greek debt crisis. Pre-vious studies showed that Germany and the German press in particular, played an important role in the construction of a discourse over the Greek debt crisis. Therefore this study ana-lyzed articles of Süddeutsche Zeitung and Frankfurter Allgemeine Zeitung around the election victory of Syriza. As theoretical framework, and mainly for the contextualization and the interpretation of the results of the study, some key concepts of the Governance-Theory like the institutional regula-tion of markets, policy-transfer-research, competition politics and the legitimation of political authority are discussed in this master thesis. Also the concept of framing research serves as a key theoretical framework for the study. The method adopted is a combination of an inductive qualitative and quantitative content analysis, which bases upon a four-level-framing-concept, which integrates a bias-framing, the identification of the main actors within each article and the deductive analysis of the five frames of Dahinden. The key point for the thematically framing is the factor analysis, which aims to identify the frames in the media-coverage. The study identified over all 30 categories, which show different perspectives of the coverage of the Greek debt crisis. As a result of the factor analysis, these 30 categories could be re-duced to 12 frames, which structure the coverage of Süddeutsche Zeitung and Frankfurter Allgemeine Zeitung. The results show that the discursive event of the election of Syriza changed the coverage of the Greek debt crisis significantly. After Syriza took office, over all negative categories oc-curred more frequently than before. The tendency towards Samaras and the policies of his conservative party were much more positive. Whereas the austerity-policy was presented as without any alternative in the months ahead of the victory of Syriza, afterwards political con-flicts have been essential in the coverage of SZ and FAZ. Also the study approved the more liberal leaning of the Süddeutsche Zeitung and the economically conservative outlook of Frankfurter Allgemeine Zeitung. The thesis also points to the interrelations between the frames and the main actors, which are mainly responsible for the content of the articles. Against the background of policy-transfer-research and the legitimation of political authority, the results show strong correlations be-tween the german government as main actor, and frames, that present austerity-politics in a positive light, and with frames, that present Syriza and the left-wing-policy in a negative light. Relating to the concept of framing-research, the thesis also points to the active role of journal-ists as frame setters and the great importance of the contextualization of arguments of certain main actors.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Political Economy debt crisis Greece Syriza austerity Governance-Theory framing frames content analysis factor analysis policy-transfer frame setting frame sending
Schlagwörter
(Deutsch)
Politische Ökonomie Weltwirtschaftskrise Schuldenkrise Griechenland Syriza Austerität Governance-Theorie Framing Frames Inhaltsanalyse Faktorenanalyse Tendenzframing AkteurInnenframing Basis-Frames nach Dahinden Policy-Transfer-Forschung journalistisches Framing
Autor*innen
Philipp Marx
Haupttitel (Deutsch)
Perspektiven und Frame-Verwendung in der Berichterstattung über die Schuldenkrise Griechenlands rund um den Wahlsieg von Syriza in SZ und FAZ
Paralleltitel (Englisch)
Different perspectives and framing in the coverage of the Greek debt crisis around the election victory of Syriza in the German press (Süddeutsche Zeitung and Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Publikationsjahr
2016
Umfangsangabe
154 Seiten : Diagramme
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Hajo Boomgaarden
Klassifikationen
05 Kommunikationswissenschaft > 05.20 Kommunikation und Gesellschaft ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.30 Massenkommunikation, Massenmedien: Allgemeines ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.33 Pressewesen ,
83 Volkswirtschaft > 83.19 Wirtschaftstheorie: Sonstiges ,
89 Politologie > 89.05 Politische Theorie ,
89 Politologie > 89.10 Politische Richtungen: Allgemeines ,
89 Politologie > 89.56 Politische Kommunikation ,
89 Politologie > 89.73 Europapolitik, Europäische Union
AC Nummer
AC13354979
Utheses ID
39032
Studienkennzahl
UA | 066 | 841 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1