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La Isla Santiago antes Llamada Jamayca
eine spanische Insel der Karibik am Vorabend der englischen Eroberung
Sarah Maislinger
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie Geschichte
Betreuer*in
Friedrich Edelmayer
DOI
10.25365/thesis.44849
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29614.72653.706362-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte der karibischen Insel Jamaica, beginnend mit der „Entdeckung“ der Insel durch Cristóbal Colón im Jahre 1494 bis zu ihrer Eroberung durch die Engländer im Jahre 1655. Der Zeitraum zwischen diesen beiden Ereignissen war geprägt vom gnadenlosen Umgang der Conquistadoren mit der indigenen Bevölkerung Jamaicas, von der Armut der spanischen Kolonisten aufgrund von Unfähigkeit und Desinteresse an den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Insel und von Überfällen durch Piraten, die schließlich im sogenannten „Western Design“ Oliver Cromwells kumulierten.
Jamaica wurde im Frühjahr 1494 auf Colóns zweiter Indienfahrt entdeckt, und obwohl die Insel für Colón keine unwesentliche Rolle spielte und später von der spanischen Krone an seine Nachfahren übergeben wurde, sollte sie in die Kolonialgeschichte Spaniens in der „Neuen Welt“ nicht als bedeutsame Eroberung eingehen. Die Insel verfügte kaum über Goldvorkommen; doch genau das war es, was Colón und die nachfolgenden Conquistadoren am meisten begehrten. Das Resultat war eine hemmungslose Ausbeutung der Indigenen Jamaicas, der Taíno, die auf der Suche nach Gold und anderen wertvollen Bodenschätzen großteils ihr Leben lassen mussten. Innerhalb weniger Jahrzehnte war die indigene Bevölkerung Jamaicas auf Null dezimiert worden. Die Kolonisten hatten sich damit aber auch selbst geschädigt, da sie nun dringend neue Arbeitskräfte benötigten. Da die Insel bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts, nachdem die Bodenschätze ausgeschöpft und die indigenen Arbeitskräfte ausgerottet worden waren, von vielen Kolonisten verlassen wurde, die ihr Glück in Tierra Firme suchten, verfügte sie kaum über Ressourcen, um sich neue Arbeitskräfte zu beschaffen. Mit dem Aussterben der indigenen Bevölkerung in der Karibik und in Südamerika entstand daher ein anderer, lukrativer Markt – der Sklavenhandel. Doch auch wenn Jamaica auf der Route der Handelsschiffe aus Europa nach Tierra Firme lag, spielte es nur eine untergeordnete Rolle und seine Bewohner konnten sich afrikanische Sklaven nicht leisten. Von der spanischen Krone kaum beachtet, wurde die Insel erst durch das Aufkommen von Piratenaktivitäten in der Karibik wieder interessant; gerade englische Piraten, die oft
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im Wissen und mit der Unterstützung des englischen Herrschers Überfälle in Westindien verübten, begannen mit dem Ende des 16. Jahrhunderts verstärkt, Jamaica anzugreifen. Dies lag zum einen daran, dass Jamaica im Gegensatz zu vielen seiner benachbarten Inseln kaum befestigt war und nicht über genügend Soldaten zur Verteidigung der Insel verfügte, und zum anderen an dem Wunsch der Engländer, selbst strategisch günstig gelegene Stützpunkte in der „Neuen Welt“ zu errichten. Allerdings bedurfte es der richtigen Umstände, bis Jamaica endgültig in die Hände der Engländer fallen sollte. Die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts war für Europa eine Zeit zahlreicher politischer, religiöser und kultureller Umwälzungen. Diese schufen letztendlich die Voraussetzungen für den Aufstieg Englands und für Oliver Cromwells „Western Design“. Der aus dem englischen Bürgerkrieg als Sieger hervorgegangene Cromwell wollte die Kolonialpolitik stärker vorantreiben und mit der Eroberung einer spanischen Kolonie dem katholischen Erzfeind Spanien empfindlich schaden. Zwar sollte 1655 das eigentliche Ziel Hispaniola sein, nachdem Cromwells Truppen dort aber scheiterten, wandten sie sich Jamaica zu. Wnd obwohl die Insel anfangs nur als schmachvoller Trostpreis gesehen wurde, gelang es den Engländern schließlich, Jamaica zu einer ihrer wichtigsten und wirtschaftlich ertragreichsten Kolonien zu machen.
Jamaica, das von den Spaniern aufgrund seiner Verbindung zu den Colóns und des Fehlens an Edelmetallen verlassen und verwahrlost worden war, stieg unter englischer Herrschaft zum größten Zuckerproduzenten in der Karibik auf und machte sich auch als Umschlagplatz für den atlantischen Sklavenhandel einen Namen. Die Engländer hatten innerhalb weniger Jahrzehnte geschafft, was die Spanier in mehr als 150 Jahren Herrschaft nicht zustande gebracht hatten.
Abstract
(Englisch)
This thesis describes the history of the Caribbean island of Jamaica, from its “discovery” by Christopher Columbus in 1494 until the conquest of the island by the English in 1655. The time between these two incidents was marked by the merciless handling of the indigenous people of Jamaica by the Spaniards, extreme poverty experienced by the Spanish colonists and attacks by pirates, which finally led to the conquest of Jamaica by Oliver Cromwell under his ‘Western Design’.
Jamaica was discovered on the second voyage of Christopher Columbus in the spring of 1494 and, although Columbus was emotionally attached to the island and Jamaica was given to his descendants as a consolidation prize, the island never played a big role in the ‘New World’ Spanish Empire. The primary reason for this was the lack of gold in Jamaica, which the Spanish conquistadors desired the most. The result was the unscrupulous exploitation of the indigenous people, the Taino. The Spanish treated them so inhumanely that within a few decades there were hardly any Taino left in Jamaica. However, the colonists had harmed themselves as well with their actions because they now lacked workers for the mines and fields. With the lack of gold and now the lack of indigenous workers, most colonists left Jamaica at the beginning of the 16th century to try their luck in Tierra Firme. With the extinction of the indigenous people in the ‘New World’ another lucrative market was born – the Atlantic slave trade. Although trading ships passed Jamaica on their way from Europe to Tierra Firme and back, the island could never profit from the slave trade because it hardly had the resources or money to buy African slaves. Ignored by the Spanish crown, the island was interesting for another group, which was active in the Caribbean – pirates. English pirates in particular carried out attacks on Jamaica at the end of the 16th century and the beginning of the 17th century, mostly with the knowledge and support of their queen or king. Jamaica was a target because of its lack of fortifications and soldiers, but also because of England’s desire to conquer a Spanish colony and establish a military base in the Caribbean of their own.
The political, religious and cultural changes in Europe in the first half of the 17th century created the conditions for the rise of Oliver Cromwell, his ‘Western Design’ and the British Empire. Cromwell’s victory in the English Civil War led to his promotion as Lord Protector and his plans to expand the British Empire in the ‘New World’. By attacking a Spanish colony, he wanted to make England a colonial power
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and simultaneously weaken the Spanish Empire overseas. The Spanish colony Hispaniola was the original object of the ‘Western Design’, but when the people of this island chased Cromwell’s soldiers away, he decided to capture the smaller, but defenceless Jamaica. This seemingly poor consolation prize soon turned out to be the most lucrative colony the British Empire could have.
Jamaica, neglected by the Spaniards because of its connections to the Columbus family and its lack of precious metals, rose to be the main producer of sugarcane under English rule and became an important place of transhipment for the Atlantic slave trade. The English accomplished in little time what the Spaniards never were able to in over 150 years of reign.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Jamaica Karibik Neue Welt Kolumbus Entdeckung Eroberung England Cromwell
Autor*innen
Sarah Maislinger
Haupttitel (Deutsch)
La Isla Santiago antes Llamada Jamayca
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine spanische Insel der Karibik am Vorabend der englischen Eroberung
Publikationsjahr
2016
Umfangsangabe
206 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Friedrich Edelmayer ,
Margarete Grandner
Klassifikation
15 Geschichte > 15.22 Geschichte der Entdeckungen
AC Nummer
AC13401133
Utheses ID
39697
Studienkennzahl
UA | 092 | 312 | |