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Antifaschismus und Widerstand - in Österreich anhand der drei Biographien Raoul Bumballa, Emanuel Treu, Albrecht Gaiswinkler und die Rezeption in der 2. Republik
Elisabeth Euler
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie Geschichte
Betreuer*in
Oliver Rathkolb
DOI
10.25365/thesis.45235
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-25681.73975.645159-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
9. CONCLUSIO
Die Aufarbeitung der Arbeit zum Österreichischen Widerstand speziell an unterschiedlichen Biographien von Widerstandskämpfern zeigt sehr deutlich auf, wie differenziert die Zugänge zu diesem Themenbereich sind. Dabei kommt ganz klar zum Vorschein, dass jeder dieser drei Widerstandkämpfer“ aus absolut verschiedenen sozialen Hintergründen gekommen ist und auch eine total konträre gesellschaftliche Sozialisation durchlebte. Interessanterweise treffen sich aber alle drei Lebenswege, wenn es darum geht, sich für ein freies und von Hitlerdeutschland unbeeinflusstes, freies und demokratisches Österreich einzutreten.
So bietet dieser Themenbereich immer wieder neue Erkenntnisebenen, gerade im Zusammenhang mit der österreichischen Gesellschaft oder besser gesagt der österreichischen Nachkriegsbevölkerung, die auf Grund ihrer Kriegserfahrungen einen völlig anderen Zugang zu den Geschehnissen im, vor und während des Krieges hatte. Ein weiterer interessanter Erkenntnisgewinn dieser Arbeit ist daher die Tatsache, wie unterschiedlich das Thema Widerstand in der direkten Nachkriegszeit im Besonderen von den politischen Stellen behandelt wurde und zu welchem Zweck, der Österreichische Widerstand „verwendet“ bzw. von den diversen Politikern missbraucht wurde. Anfänglich konnte mit dem Themakreis österreichischer Widerstand gegen den Faschismus und Nationalsozialismus die Sonderstellung von Österreich betont werden, wobei hie der österreichische Widerstand besonders zur Rechtfertigung des „Opfer- und Sonderstatus von Österreich“ benutzt wurde. Hier verdeutlicht sich auch welcher Stellenwert den Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer lange Zeit innerhalb der Nachkriegsbevölkerung zukam. Im Wesentlichen wird mit dieser schriftlichen Aufarbeitung des Österreichischen Widerstands und insbesondere mit der Darstellung der drei unterschiedlichen Widerstandsbiographien ein sehr guter Einblick in die sozialen und zeitgeschichtlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten gewährt.
Ein weiterer sehr interessanter Erkenntnisgewinn während der Recherche und des Schreibens dieser Arbeit ist auch die Schlussfolgerung, dass in Bezug auf die biographische Ausarbeitung des österreichischen Widerstandes vieles in Bezug auf Widerstand gegenüber den faschistischen Aggressoren weder aufgearbeitet noch recherchiert wurde.
Die Erstellung der Tabellen über die provisorische Regierung Renner und die Erste frei gewählte Regierung Figl stellten eine weitere Herausforderung dar. Dabei kann festgestellt werden, dass die Republik Österreich mit 1. Mai 1945 von der provisorischen Regierung Renner mit wenigen Abänderungen in der Verfassungsversion von 1929 wieder in Kraft gesetzt und damit nicht nur die provisorische Regierung Renner legitimierte sondern auch die Wiederherstellung einer staatlichen Verwaltung und der Gesetzgebung sowie der Länder garantiert wurden. Dieses sogenannte „Verfassungsüberleitungsgesetz“ ermöglichte auch die ersten freien demokratischen Wahlen in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg. Gerade dabei ist wichtig sich immer vor Augen zu halten, dass die österreichischen Widerstandskämpfer und Widerstandskämpferinnen einen wesentlichen Teil dazu beigetragen haben, dass Österreich als eine unabhängige, freie und demokratische Republik nach 1945 wieder entstehen konnte. Widerstandsparteien durften bei der ersten Wahl zwar antreten, konnten sich jedoch weder in der österreichischen Parteienlandschaft integrieren noch etablieren. Einerseits fanden sie keinerlei Rückhalt in der Österreichischen Nachkriegsbevölkerung und andererseits versuchten die bereits vorhandenen Parteien ihren Einfluß innerhalb der Bevölkerung soweit geltend zu machen, dass sie diesen bereits bei der ersten freien Wahl zu ihren Gunsten nutzen konnten.
Die ausgewerteten Tabellen geben eine gute Darstellung der Menschen, die sich für diese Aufgabe bereiterklärt haben und zeigen, wenn auch nur in verkürzter Form, einige bedeutende Wendungen in den Biographien. Leider war es nicht bei allen Biographien möglich die Zeit zwischen 1934 – 1945 darzustellen, da keinerlei Unterlagen bzw. belegbare Hinweise zu finden waren. So ergeben sich aus der Zusammensetzung des österreichischen Nationalrates nach dem Zweiten Weltkrieg noch einige interessante Fragen, die aber in dieser Arbeit nicht behandelt und ausgewertet werden konnten. Es kann durchaus sein, dass bei einer detaillierten Recherche zu den Biographien der Nationalratsabgeordneten, die innerhalb der provisorischen Regierung Renner als auch der ersten frei gewählten Regierung Figl I wirkten auch diese Fragen beantwortet werden könnten.
Wer wieder in der neuentstandenen politischen Landschaft Österreichs Fuß fassen konnte und in die Regierung bzw. den Nationalrat gewählt wurde wird bei Auswertung der Tabellen dennoch deutlich. Eine sehr interessante und erstaunliche Erkenntnis ist auch wie unterschiedlich die Nationalratsabgeordneten mit der Zeit des Dollfuß – Schuschnigg Regimes und des Nationalsozialismus in ihren Biographien bzw. Lebensläufen umgegangen sind. Bei einigen läßt sich diese Zeitspanne lückenlos ausrecherchieren bei anderen wiederum finden sich keinerlei Hinweise auf eine Tätigkeit im politischen Rahmen. Genau hier könnte ein weiterer Ansatzpunkt für detailliertere Recherchen gemacht werden, die durchaus weitere interessante und relevante Schlussfolgerungen zum Themenkreis „österreichischer Widerstand“ und der Entstehung der Zweiten Republik bringen könnten.
Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit war aber die Erstellung der drei Widerstandsbiographien, die einen sehr guten Einblick in das politische und gesellschaftliche Umfeld in Österreich als auch in das private Leben dieser österreichischen Widerstandskämpfer ermöglichte. Wie unterschiedlich diese drei Widerstandskämpfer auch waren so stand das Bewusstsein für eine frei unabhängige und demokratische Republik Österreich bei ihren Handlungen immer an erster Stelle. Sie setzen ihr Leben gegen die Unterdrückung der Österreichischen Bevölkerung sowohl gegen die Austrofaschistische als auch nationalsozialistische Unterdrückung ein und kämpften für Freiheit und Demokratie.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Politikgeschichte Austrofaschismus Widerstand Erste Republik Zweite Republik Biographie Parteigeschichte
Autor*innen
Elisabeth Euler
Haupttitel (Deutsch)
Antifaschismus und Widerstand - in Österreich anhand der drei Biographien Raoul Bumballa, Emanuel Treu, Albrecht Gaiswinkler und die Rezeption in der 2. Republik
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
324 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Oliver Rathkolb ,
Christian-Hubert Ehalt
Klassifikationen
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.99 Geisteswissenschaften allgemein: Sonstiges ,
15 Geschichte > 15.06 Politische Geschichte ,
15 Geschichte > 15.23 Erster Weltkrieg ,
15 Geschichte > 15.24 Zweiter Weltkrieg ,
15 Geschichte > 15.37 Europäische Geschichte 1914-1945 ,
15 Geschichte > 15.60 Schweiz, Österreich-Ungarn, Österreich
AC Nummer
AC13446338
Utheses ID
40035
Studienkennzahl
UA | 092 | 312 | |