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Die Staufer und Byzanz
die staufische Byzanzpolitik von Konrad III. bis Philipp von Schwaben
Nikolaus Schobesberger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Georg Scheibelreiter
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.537
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29775.14462.713464-5
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Arbeit befasst sich mit den politischen Beziehungen zwischen dem Byzantinischen Reich und den Herrschern aus dem Haus der Staufer im 12. Jahrhundert, von Konrad III. über Friedrich I. Barbarossa und Heinrich VI. bis Philipp von Schwaben. Es wird, nach einem Überblick über die historischen Beziehungen zwischen dem westlichen und östlichen Kaiserreich seit dem 9. Jahrhundert, den Fragen nachgegangen, wie sich das Verhältnis zwischen westlichem Kaiser und dem oströmischen Reich unter den Staufern veränderte und gestaltete, welchen Einfluss die Kreuzzüge des 12. Jahrhunderts auf diese Beziehung hatten und, letztendlich, inwiefern die Staufer an der Zerschlagung des Byzantinischen Reichs interessiert waren und durch ihre Politik Vorarbeit für die Eroberung Konstantinopels im Zuge des Vierten Kreuzzugs geleistet hatten. Die Beziehungen zwischen dem östlichen und dem westlichen Kaiserreich war seit der Krönung Karls des Großen und dem damit verbundenen ideologisch schwierigen „Zweikaiserproblem“ sehr ambivalent. Einerseits kam es mehrfach zu Versuchen Bündnisse gegen gemeinsame Feinde zu schmieden, andererseits gab es vor allem in der Frage um die „römische“ Kaiserwürde und um den territorialen Besitz von Süditalien mehrfach Streitigkeiten, die vereinzelt auch zu Kampfhandlungen und Feldzügen führten. Konrad III. verfolgte bei seinem Regierungsantritt eine freundliche Politik gegenüber dem byzantinischen Kaiser und bemühte sich um ein gemeinsames Vorgehen gegen die Normannen in Süditalien. Im Zuge seiner Regentschaft kam es zu einer Vertiefung des Bündnisses durch die Heirat Berthas von Sulzbach mit Kaiser Manuel I. und, im Zuge des Kreuzzugs, zum Abschluss des Vertrags von Thessaloniki. Gegen Ende seiner Herrschaft begann das Bündnis bereits zu bröckeln, da Konrad, entgegen der Verpflichtung im Vertrag, einer Landnahme der Byzantiner in Italien nicht zustimmen konnte. Ein gemeinsamer Angriff auf Süditalien blieb daher aus. Friedrich I. fiel bei seinem Herrschaftsantritt in die Phase des Zerfalls des Bündnisses. Um Kontinuität zu wahren nahm er Heirats- und Bündnisverhandlungen auf, die jedoch ebenfalls an der Italienfrage scheiterten. Gleichzeitig ging er im Konstanzer Vertrag auf gegen Byzanz gerichtete Forderungen des Papstes ein. Spätestens mit dem Angriff Manuels I. gegen Apulien und Kalabrien 1155 war eine Einigung der Kaiser äußerst unwahrscheinlich geworden. Manuel versuchte darauf hin die Streitigkeiten zwischen dem Papst und dem Kaiser zu seinen Gunsten zu nutzen um die Italienische Adriaküste für das byzantinische Reich zu gewinnen. Er verstrickte sich in mehrere Unternehmungen in Italien, die immer wieder die Gegner Friedrichs unterstützen sollten. In den 1170er Jahren scheiterte die Expansionspolitik des byzantinischen Kaisers, da sich Friedrich Barbarossa einerseits gegenüber den italienischen Mächten zusehends kompromissbereit zeigte und über seinen Kanzler Christian von Mainz ein antibyzantinisches Bündnis in Italien schmiedete, und dadurch andererseits Byzanz durch die früheren Verbündeten Venedig und Sizilien zusehends in Bedrängnis geriet. Der Tod Manuels 1180 führte zu einem rund zehnjährigen Stillstand in den politischen Beziehungen. Im Zuge des Dritten Kreuzzugs kam es bei der Durchreise mehrfach zu Kämpfen zwischen dem Heer Friedrich I. Barbarossas und den Byzantinern. Seit 1180 war es zu einem dramatischen Machtverlust des byzantinischen Staats gekommen, der für die Byzanzpolitik Heinrichs VI. und Philipps von Schwaben ausschlaggebend war. Kaiser Heinrich VI. stand bei seinem Regierungsantritt sicherlich noch unter dem Einfluss des Kreuzzugs seines Vaters, der die Feindschaft zwischen Byzantinern und Staufern vertieft hatte. Die Eroberung Siziliens 1194 führte zudem zur Übernahme weiterer byzanzfeindlicher Elemente in die Politik Heinrichs. So forderte er von Kaiser Isaak II. Tributleistungen und die Übergabe ehemals normannischer Territorien des byzantinischen Reichs an der albanischen und griechischen Adriaküste. Heinrich, der unter dem Einfluss der normannischen Tradition und der Theorie des Universalkaisertums stand, mag langfristig die Eroberung des byzantinischen Reichs verfolgt haben. Dafür würde neben den Tributforderungen auch die Hochzeit Philipps von Schwaben mit der byzantinischen Prinzessin Irene sprechen, die den Staufern einen unmittelbaren Anspruch auf den Thron in Konstantinopel gab. Der frühe Tod Heinrichs bedeutete für solche Pläne jedoch eine Zäsur, da einerseits das Königreich Sizilien zusehends unter die Kontrolle des Papsts kam, andererseits der deutsche Thronstreit im Reich zwischen Philipp von Schwaben und Otto von Braunschweig eine effektive Byzanzpolitik der Staufer unmöglich machte. Philipp von Schwaben versuchte über seinen Schwager Alexios (IV.) und seinen Parteigänger Bonifaz von Montferrat Einfluss auf den Vierten Kreuzzug zu gewinnen um im byzantinischen Raum Fuß fassen zu können. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer und dem Tod Alexios IV. wurden die Ansprüche Philipps jedoch umgangen. Die Errichtung des Lateinischen Kaiserreichs in Konstantinopel und die Aufsplitterung des byzantinischen Reichs in mehrere kleinere Herrschaften bedeutete schließlich das Ende für diese Phase der staufischen Byzanzpolitik.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Staufer Byzanz byzantinisches Reich Konrad III. Friedrich I. Heinrich VI. Philipp von Schwaben Kreuzzüge
Autor*innen
Nikolaus Schobesberger
Haupttitel (Deutsch)
Die Staufer und Byzanz
Hauptuntertitel (Deutsch)
die staufische Byzanzpolitik von Konrad III. bis Philipp von Schwaben
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
195 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Georg Scheibelreiter
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.29 Byzantinisches Reich ,
15 Geschichte > 15.33 Hoch- und Spätmittelalter
AC Nummer
AC06738868
Utheses ID
403
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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