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Krankenversicherung in Österreich
Struktur, Finanzierungsprobleme und Reformansätze
Erwin Eckhart
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Betreuer*in
Dieter Stiefel
DOI
10.25365/thesis.4559
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30376.87136.262965-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die Entwicklung der österreichischen Sozialversicherung und Krankenversicherung war durch zahlreiche Einzelregelungen seit Beginn des frühen 19. Jahrhunderts gekennzeichnet, ehe es 1889 zur Geburtsstunde der Sozialversicherung in Österreich kommen sollte. In den Folgejahren wurde kontinuierlich der Kreis der Begünstigten erweitert, mit der Ausweitung der Krankenversicherungspflicht 1920/1921 waren etwa 60 Prozent in Österreich krankenversichert. Durch die Weltwirtschaftskrise wurde auch die gesetzliche Versicherung vor Finanzierungsprobleme gestellt, Folgen waren unter anderem ein erster Konzentrationsprozess der Krankenkassen.
Noch während des Zweiten Weltkrieges wurden die Grundlagen für eine Neuordnung der Sozialsysteme und eine ausgebaute Krankenversicherung geschaffen. Eine zehnjährige Vorlaufphase resultierte schließlich 1955 im auf dem Prinzip der Selbstverwaltung basierenden Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG), in dem erstmals eine umfassende Kodifizierung unter Berücksichtigung damaliger Gegebenheiten und moderner Entwicklungstendenzen unternommen wurde. Zusätzlich wurden das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz (B-KUVG), das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz (GSVG) und das Bauern-Sozialversicherungsgesetz (BSVG) verabschiedet. Innerhalb der nächsten 20 Jahre stieg der Anteil der krankenversicherten Menschen in Österreich von etwa 70 Prozent bei Einführung des ASVG zu erstmals über 99 Prozent im Jahr 1978.
Seit der Einführung des ASVG ist auch die Finanzierung der Krankenversicherung ein heikles Thema, erste Schwierigkeiten traten bereits in den ersten Jahren auf und wurden letztlich stets stückweise behoben. Obwohl im Jahr 1976 etwa 17 Sozialversicherungsträger im Bereich der Krankenversicherung mit einem passiven Gebarungsergebnis abschlossen, dauerte es noch über zehn Jahre, ehe erstmals eine größere Diskussion über eine tiefgehende Reform beginnen sollte. Zu einer Systemänderung kam es allerdings nicht, stattdessen wurden Defiziten in der Krankenversicherung vor allem mit neuen Abgaben wie der Rezept- oder Krankenscheingebühr, Selbstbehalten und Erhöhung von Beitragssätzen oder der Höchstbemessungsgrundlage begegnet.
Ursachen für die Kostenexplosion sind vielfältig zu finden. Die demographische Entwicklung mit einer Überalterung etwa birgt höhere Kosten, die durch im höheren Lebensalter verstärkt auftretende Krankheiten und ihre Behandlungen anfallen. Medizinischer Fortschritt erlaubt es, das Leistungsangebot auszuweiten, was vielfach mit einem erhöhten Ressourcenbedarf einhergeht, die die kostendämpfenden Wirkungen meist übersteigen. Als ebenfalls kostenintensiv erweisen sich die in Österreich überdurchschnittlich hohe Krankenhaushäufigkeit und die Verweildauer in Spitälern. Diesen beiden Aspekten versuchte man mit dem Krankenanstaltenzusammenarbeitsfonds KRAZAF und der leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung LKF zum Teil erfolgreich entgegenzusteuern. Als besonders in den letzten Jahren verstärkt hinzukommendes Problem erwies sich der Anstieg im Bereich der Medikamentenkosten.
Nicht zuletzt im Hinblick auf die mitunter prekäre Situation einiger Krankenkassen (wie etwa in Wien) kündigten die Regierungen im neuen Jahrhundert oftmals umfassende Gesundheitsreformen an, deren Umsetzungen allerdings meist von vorgeworfener politischer Einflussnahme mehr gekennzeichnet waren als von nachhaltiger Systemverbesserung.
Erschwert wird jede Reformbemühung in Österreich durch ein mitunter undurchschaubares Netz von Abhängigkeiten, Kompetenzen, Finanzierungsströmen und Interessen. Experten weisen seit Jahren auf Einsparungen im Millionen-, wenn nicht Milliardenbereich hin, die durch bessere Abstimmung über etwa Bundesländergrenzen, einheitliche Finanzierung, einheitlicher Planung und Effizienzsteigerung in unterschiedlichen Bereichen realisierbar sind. Einander entgegenstehende Interessen von Bund und Ländern, Sozialversicherung, Ärztekammer oder Pharmaindustrie verhinderten zuletzt auch die für Sommer 2008 geplante Gesundheitsreform. Eine von den Sozialpartnern ausgehandelte Reform scheiterte dabei vor allem am Widerstand der Ärzte und an innerparteilichen Interessensvertretungen, obwohl die zuständigen Minister ohnehin bereits in vielen Bereichen zu erheblichen Kompromissen bereit waren.
Abstract
(Englisch)
Since the early nineteenth century the development of the Austrian social and health insurance has been marked by several sole arrangements, before the system of social insurance was finally established in 1889. In the following years more and more people were included in the group to benefit from this system. In 1920/1921 about 60 percent of the population were health insured. Because of the worldwide financial crisis in the late 20s and early 30s the health care system ran into troubles as well, one result amongst others was a concentration process of health insurance schemes in Austria.
During World War II the foundation for a new structure of social systems as well as improved health insurance was created for post war years. In Austria it took ten years of discussion and preparation till in 1955 the social insurance bill (ASVG) was passed. It was based on self administration and included a widely spread codification of social matters for the given time as well as for future and modern development. In addition to it the health and accident insurance bill for appointees ((B-KUVG) was passed as well as the commercial social insurance (GSVG) and the farmers social insurance (BSVG).
Within the next 20 years the number of people covered by health insurance in Austria increased from 70 percent when the ASVG was created to over 99 percent for the first time in 1978.
Since the introduction of the ASVG the financial aspect of health insurance in Austria has been a delicate matter. Only a few years afterwards, problems arose for the first time and like those to follow were solved piece by piece. Although 17 social insurance carriers finished the year 1976 with negative results, it took more than ten years till a nationwide discussion about possible changes in structure was held. A real reform didn’t take place however. Instead deficits usually were answered with new contributions, for example on prescriptions or health insurance certificates, as well as cost sharing or increased contribution rates.
There are several reasons for the cost explosion in the health sector. The demographic development leads to ‘excess of age’ and therefore to higher costs, as older people suffer from more diseases and so require more treatment. Medical advance allows an increase in the service offer, which often goes along with a higher need for resources that outweigh the cost reducing effects of this development. Another factor is that patients in Austria spend more time in hospitals and attend them more often a year than on worldwide average, leading to the introduction of the system KRAZAF, followed by the LKF to give hospitals less motivation to keep patients longer as required. Particularly in recent years the large increase in costs of pharmaceuticals developed into one of the biggest financial problems.
Primarily because of the drastic situation of some health insurance companies, as for example in Vienna governances in recent years often announced comprehensive reforms of the health insurance sector in Austria. But when it came to their implementation all reforms were criticised more for political exercise of influence than regarded as actual sustainable improvements within the system.
Any effort for a reform in Austria has to deal with a sometimes inscrutable network of dependencies, authorities, financial movements and interest conflicts. For years experts have pointed out that millions or even billions could be saved within the system by better coordination within the federal states, institutional financing and planning and increases in efficiency. However there are different kinds of interests within the political system, between the republic and the federal states, social insurance, medical association or pharmaceutical industry. Conflicts between those players were the reason the planned reform in the summer of 2008 had to be cancelled. A paper presented by the social partners fell through step by step because of the resistance of the medical association and lobbies within the governing parties although the ministers of social and health affairs both agreed to lots of compromises in their favour.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
social insurance health insurance health care in Austria reform 2008
Schlagwörter
(Deutsch)
Krankenversicherung Sozialversicherung Gesundheitsreform 2008 ASVG österreichisches Gesundheitswesen
Autor*innen
Erwin Eckhart
Haupttitel (Deutsch)
Krankenversicherung in Österreich
Hauptuntertitel (Deutsch)
Struktur, Finanzierungsprobleme und Reformansätze
Paralleltitel (Englisch)
Health insurance in Austria
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
197 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Dieter Stiefel
Klassifikation
85 Betriebswirtschaft > 85.01 Geschichte der Betriebswirtschaft
AC Nummer
AC07602216
Utheses ID
4051
Studienkennzahl
UA | 066 | 915 | |