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Von der "wehrhaften" Frau zum weiblichen Rekruten
entwicklungshistorische Perspektiven der österreichischen Soldatinnen
Christoph Hatschek
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Lothar Höbelt
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29099.18739.989760-6
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Seit dem 1. April 1998 stehen Frauen nunmehr auch in Österreich sämtliche Möglichkeiten offen, auf freiwilliger Basis eine militärische Karriere im Österreichischen Bundesheer zu verfolgen. Die Integration von Frauen in eine praktisch seit Jahrhunderten männlich geprägte Institution stellte faktisch jedoch nur ein Nachziehen der Streitkräfte zu einer gesamtgesellschaftlich vermeintlich bereits vollzogenen Entwicklung dar. Neben dem Wunsch nach Gleichberechtigung sowie Gleichbehandlung von Mann und Frau im Beruf war es vor allem der seit Mitte der 1990er Jahre einsetzende strukturelle Wandel in den Streitkräften, der diese Entwicklung forcieren und letztlich zur tatsächlichen Öffnung der Armee führen sollte. Die Zulassung von Frauen zum Dienst mit der Waffe stellt aber nach wie vor eine der grundlegendsten Änderungen und weitreichendsten Reformen des österreichischen Bundesheeres innerhalb der letzten Jahre dar. Der historische Rückblick zeigt, dass Frauen über die Jahrhunderte zwar auf vielfältige Weise mit dem Militär verbunden waren, dass sie jedoch nur selten selbst den Zeitpunkt und die Art und Weise ihrer Einbeziehung (mit)bestimmen konnten. Zwar kam es immer wieder zu dem lange Zeit als Einzelphänomen betrachteten Umstand, dass sich Frauen als „verkleidete“ Soldaten oder als weiblichen Schützen rekrutierten und auch vereinzelt sich auf den Schlachtfeldern der k.(u.)k. Armee bewährten. Allein dieser militärischer Einsatz verlief stets an der überaus schmalen Grenzlinie gesellschaftlich tradierter Wertvorstellungen. Diese waren von der vermeintlich „naturgegebenen“ weiblichen „Friedfertigkeit“ geprägt. Das Militär als Institution bildete stets nur das Spiegelbild der jeweiligen Gesellschaft, vor allem aber ihrer postulierten Werte und Normen. Daraus resultierte die überaus lang anhaltende formale Argumentation gegen eine prinzipielle Zulassung von Frauen zum Militärdienst. Nur in Ausnahmefällen und in echten Krisenzeiten sollte es Frauen erlaubt werden, aus der „fürsorgerischen Reserve“ hervorzutreten und Seite an Seite mit den Männern in den Schützengräben zu kämpfen bzw. als Mitstreiterinnen in den Abwehrkämpfen, Revolutionen oder im Widerstand zu wirken. Die Öffnung der österreichischen Streitkräfte für Frauen im Jahr 1998 beruhte daher auch weniger auf einer militärischen Notwendigkeit, sondern war vielmehr Ausdruck einer gesamtgesellschaftlichen Forderung. In der Praxis sollten sich die traditionell geprägten Rollenmuster jedoch oft als nachhaltiger erweisen, als dies offiziell wahrgenommen wurde. Es war daher umso wichtiger, die Integration der Frauen in die Streitkräfte von Anfang an gezielt vorzubereiten, sahen sich doch sowohl männliche Vorgesetzte, Ausbilder und Kameraden, wie auch die Frauen selbst einer völlig neuen militärischen (Alltags-)Situation gegenübergestellt. Trotz einer nunmehr bereits zehnjährigen Integration erscheinen die traditionellen Geschlechter-Klischees nach wie vor zum Teil tief verwurzelt. Damit bildet Österreich aber keinen Einzelfall. Denn auch in jenen Ländern, in denen Frauen schon seit Jahrzehnten bei der Armee integriert sind, ist die Diskussion über die Sinnhaftigkeit ihrer Präsenz nach wie vor nicht abgeklungen. Es herrscht vielerorts noch immer eine Art „Experimentiersituation“ vor, da man in grund-sätzlichen Aspekten zum Teil bis heute keine völlig zufriedenstellende Lösung für ein friktionsfreies Zusammenwirken der männlichen und weiblichen Soldaten gefunden zu haben scheint. „Weibliche Soldaten sind aus den heutigen Streitkräften der meisten Staaten nicht mehr wegzudenken. (...) Die Zukunft wird weisen, ob die heute auftretenden Integrationsprobleme für alle Seiten zufriedenstellend gelöst werden können.“
Abstract
(Englisch)
Since the 1st of April 1998, the Austrian Armed Forces have opened their doors to women who have chosen to embrace a military career. The integration of women in such an institution dominated by male values, raised issues which were supposedly already solved. Since the mid-1990s the Austrian Armed Forces have begun structural changes which led to an ineluctable opening of the army career to women in a desire to offer equal chances to both sexes. That said, it is quite obvious to perceive the admission of women to serve in the Austrian Army as one of the most fundamental and far-reaching reform of the last decade. Although women have been involved over the centuries in various ways with the military, a review of our Western History points out that, women could rarely determine themselves the moment or the manner of their involvement at war. Again and again, a singular phenomenon appeared: women would “disguise” themselves as man in order to be allowed to be enrolled as a soldier or a shooter. Due to this fact, few women were able to join the k. (u.) k. Army but this small amount of female soldiers proved themselves on the battlefields. This type of cunning ruse finds itself at the very narrow border line of traditional values and the personal will. These values were indeed determined by a so to say “natural female peacefulness”. As an institution, in its traditional norms and values, the Army has always been the mirror of our Western societies. As a result, it might be one of the reasons why an extremely long-lasting formal argumentation against the admission of women into military ranges existed. But women were indeed involved in exceptional circumstances and time of deep crisis. Then they were allowed to brake through their usual pattern and emerge from their simple role of “care-reserve”. Women were needed to fight side by side with male soldiers in the trenches and in defensive battles. They took even part in revolutions and in the Resistance-warfare. Actually, the opening of the Austrian Armed Forces to women in 1998 was based less on a military necessity but rather on the expression of a general demand. However it could be said that in the practice, the traditional woman figure is more sustainable than what is officially declared. Therefore, it was all the more important to prepare thoroughly the integration of women in the Austrian Army right from the beginning. In reality, male supervisors, trainers, comrades and women themselves had to face an entirely new military world and environment. After ten years of women entering the Army, their integration seems to point out that traditional gender stereotypes are in part still deeply rooted in our military Western mentality. Concerning this fact, Austria odes not represent an isolated case. It should be underlined that even in countries were women have been for decades “integrated” in the armed forces, the same debate comes over and over again. The appreciation of female presence on battle fields or at key general staff position is far away from being accepted. To summarize, it might point out something that could be called an “experimental situation”. Apparently, the attribution of a distinctive role in a frictionless cooperation between male and female soldiers could not be found until now. Still, it seems that the gender issue remains the core of this battle. “At the moment in most countries of the world one can’t imagine armed forces without the presence of female soldiers. (…) The future will show whether the integration problems occurring today can be resolved satisfactorily on all parties.”

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
female soldier combatant soldier-woman sutler heroine female auxiliary Austrian Armed Forces Austrian-Hungary
Schlagwörter
(Deutsch)
Soldatin Kombattante Soldatenfrau Marketenderin Heldin weibliche Helferin österreichisches Bundesheer Österreich-Ungarn
Autor*innen
Christoph Hatschek
Haupttitel (Deutsch)
Von der "wehrhaften" Frau zum weiblichen Rekruten
Hauptuntertitel (Deutsch)
entwicklungshistorische Perspektiven der österreichischen Soldatinnen
Paralleltitel (Englisch)
From "pugnacious" woman to female recruit ; the historical development of Austrian female soldiers
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
VII, 392 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Lothar Höbelt ,
Thomas Winkelbauer
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.00 Geschichte: Allgemeines ,
15 Geschichte > 15.04 Ausbildung, Beruf, Organisationen ,
15 Geschichte > 15.08 Sozialgeschichte ,
15 Geschichte > 15.23 Erster Weltkrieg ,
15 Geschichte > 15.24 Zweiter Weltkrieg ,
15 Geschichte > 15.34 Europäische Geschichte 1492-1789 ,
15 Geschichte > 15.35 Europäische Geschichte 1789-1815 ,
15 Geschichte > 15.36 Europäische Geschichte 1815-1914 ,
15 Geschichte > 15.37 Europäische Geschichte 1914-1945 ,
15 Geschichte > 15.38 Europäische Geschichte nach 1945
AC Nummer
AC05040245
Utheses ID
4056
Studienkennzahl
UA | 092 | 312 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1