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Love me Tinder
a comparative study of media representation and user perception
Ariane Brunner
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Magisterstudium Publizistik-u.Kommunikationswissenschaft
Betreuer*in
Friedrich Hausjell
DOI
10.25365/thesis.47056
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-13160.96764.264560-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Ausgangspunkt für die vorliegende Arbeit ist die vermutete einseitige Berichterstattung rund um die bei jungen Erwachsenen verbreitete Dating-App “Tinder” im Sinne einer negative media bias. Media bias wird in Anlehnung an Entman (content bias, 2013) definiert als eine Vorgangsweise, bei der Medien verstärkt einseitige, eine Argumentation fördernde Sichtweisen einer sozialen Debatte darstellen anstatt allen Perspektiven und Sichtweisen gleichermaßen Platz in der Berichterstattung einzuräumen. Der Fokus der Analyse lag auf drei Faktoren: (1) Motive für die Nutzung von Tinder, (2) Zweifel an und Bedenken zur Nutzung und (3) vermutete Auswirkungen und Konsequenzen der App sowohl auf individueller, als auch gesamtgesellschaftlicher Ebene. Das Erkenntnisinteresse wurde in drei Schritten verfolgt: Eine qualitative Inhaltsanalyse österreichischer, deutscher und amerikanischer Printmedien über einen Zeitraum von zwei Jahren (2014-2015) gab zunächst Aufschluss darüber, welche Motive, Zweifel und Auswirkungen in der medialen Berichterstattung besonders präsent waren. Eine Online-Befragung von Tinder-Nutzern ermöglichte Einblick in Motive, Zweifel und Auswirkungen aus Usersicht. Die Ergebnisse der beiden Untersuchungen wurden schließlich zusammengeführt und hinsichtlich ihrer Unterschiede und Gemeinsamkeiten verglichen, wobei der Ansatz der grounded theory für die Analyse und Diskussion der Ergebnisse herangezogen wurde. Die Ergebnisse lauten wie folgt:
Im Hinblick auf die generelle Darstellung und Wahrnehmung von Tinder konnte ein Ungleichgewicht zwischen medialer Berichterstattung und User-Einschätzung festgestellt werden: Während die Mehrheit der analysierten Pressebeiträge Tinder in einem eher bis klar negativen Kontext thematisierte, waren User beinahe ebenmäßig geteilt in ihrer Einschätzung des Einflusses, den Tinder auf ihre Datingerfahrungen und Dating generell hat. Eine Beobachtung, die als Indiz für eine bestehende media bias gedeutet wird.
(1) Hinsichtlich der Motive konnte festgestellt werden, dass die untersuchten Presseartikel der Vielfalt an möglichen Motiven und Gründen zur Nutzung von „Tinder“ nicht gerecht wurden. In einer klaren Mehrheit der Analyseobjekte wurde „Sex“ als Motiv genannt, während die befragten User am häufigsten „Spaß“ oder „Neugier“ als persönlichen Beweggrund nannten (zusammengefasst in der Motivkategorie „Spaß/Neugier“). In der Fremdeinschätzung anderer User jedoch war auch hier „Sex“ das am häufigsten genannte Motiv. Hinsichtlich des Alters der Befragten konnten ebenfalls Unterschiede nachgewiesen werden- so war das dominante Motiv 30-39-Jährigen „Sex“ und „Liebe“, während bei jüngeren Studienteilnehmern „Ablenkung“ (= Spaß, Neugier) stark präsent waren. Diese Abweichung von medialer Darstellung und Usersicht wird als Hinweis für eine media bias gewertet.
(2) Die Analyse der medial und userseitig genannten Bedenken zu Tinder lieferte übereinstimmende Ergebnisse, wodurch die Möglichkeit einer negativen media bias ausgeschlossen werden konnte. Auf beiden Seiten waren Sorgen hinsichtlich “Oberflächlichkeit”, “Täuschung” und “Belästigung” am präsentesten. Bei näherem Vergleich der medialen Darstellung mit den Sorgen von weiblichen Befragten stellte sich jedoch heraus, dass die Sorge um “Belästigung” unter Frauen einen sehr viel höheren Stellenwert einnahm und dies nicht mit dem Ausmaß der Thematisierung in den untersuchten Medien übereinstimmte.
(3) Auch im Hinblick auf die thematisierten Auswirkungen der Dating-App konnten keine nennenswerten Differenzen zwischen medialer Darstellung und Userwahrnehmung festgestellt werden: Auf beiden Seiten waren „Bindungsangst“ und „Erweiterter Dating-Pool“ die am häufigsten genannten Kategorien, womit auch in diesem Bereich keine media bias nachgewiesen werden konnte.
Aus der Inhaltsanalyse ging hervor, dass die Mehrzahl der analysierten Artikel zu “Tinder” eine klar oder eher negative Tonalität aufwies. In der Befragung bewerteten User die generellen Auswirkungen von Tinder auf ihre Dating-Erlebnisse und die Gesellschaft als Ganzes klar neutraler bis leicht negativ. Obwohl diese Ergebnisse auseinandergehen, so reicht dies nicht aus, um die Behauptung einer negative media bias zu rechtfertigen. In Summe lieferten die Ergebnisse der Untersuchung keinen schlüssigen Beleg für eine bewusst negative mediale Darstellung der App “Tinder” im Sinne einer media bias.
Die gesammelten Daten und Ansätze sind jedoch keineswegs vergeblich. Die durchgeführte Untersuchung ermöglichte wertvolle Einblicke zur Wahrnehmung, den Motiven und Bedenken von Usern – Erkenntnisse, die einerseits direkte Anknüpfungspunkte zu anderen Studien ermöglichten und andererseits bei der zukünftigen Erforschung von Tinder und neuen mobilen Dating-Apps eingesetzt werden können.
Abstract
(Englisch)
The proclaimed objective of this thesis was to test the existence of a negative media bias on Tinder. Based on Entman’s (2007) concept of “content bias”, the concept of media bias as the news favoring one set of views and arguments rather than providing equivalent treatment to both (or all) sides in a social debate was introduced and investigated upon.
In order to do so, a qualitative content analysis of news media articles as well as an online survey among users of the app were conducted. Both focused on three central factors: (1) motives for using Tinder, (2) concerns about using Tinder and (3) the assumed impact Tinder has on dating practices in general and users’ personal dating experiences as depicted in the media and described by the sample of users. Media representation was explored by means of a content analysis of Austrian, German and US-American news outlets (newspapers and magazines) between 2014 and 2015. An online survey among users of Tinder gave insight into user perception. The results of both studies were compared through a grounded theory approach and the existence of a negative media bias towards Tinder explored by comparing the salience of motives, concerns and impacts among press coverage and user indications in the survey. The results provided a mixed picture:
With regard to the general representation and perception of Tinder, an imbalance between media and users could be observed: While a majority of media articles provided a negative or rather negative view on Tinder, respondent’s estimation of Tinder’s impact on society in general as well as on their personal dating experiences, were divided almost equally between positive, neutral and negative ratings. I n this, elements of media bias can be identified, with the analyzed media failing to represent both positive and negative arguments in the social debate about Tinder.
(1) With regard to motives, the following was observed: While press coverage by news outlets in all three analyzed countries referred to “Sex” as a motive most often, the majority of users indicated that they used Tinder out of boredom, to have fun or out of curiosity (categorized as “Escapism”). However, in their assessment of other users, participants were confident that everybody else was mainly looking for “Sex” on the app, too. Also, among the participants of the study, motives differed according to age groups, with older participants (30-39 years) emphasizing “Sex” and “Love” more than younger ones, among which “Escapism” was more salient. So, while the majority of analyzed articles did not represent the large spectrum of motivations and reasons users might have to sign up on Tinder, it might have had an influence on what users about other people’s main motives on Tinder. In this, elements of media bias were recognized.
(2) As to concerns about Tinder, media representation and user perception did not differ greatly and showed no indication for an existing media bias. On both sides, concerns about “Superficiality”, “Deception” and “Harassment” were most salient. However, on comparing women’s concerns with those most salient in the media, it seemed that the issue of “Harassment” was a much bigger issue for female participants than indicated by its salience among news coverage.
(3) Regarding the perceived impact Tinder might have on dating and society in general, no tendency for a media bias could be identified: In media and from a user perspective as well, impact categories “Lack of commitment” and “Expansion of dating pool” were among the most salient.
Although the tonality of media coverage didn’t correlate to the way users rated Tinder’s effect on their personal experiences or dating and society in general, this difference was not significant enough to infer any biased reporting from this. In conclusion, the existence of a negative media bias towards Tinder could, at this point, not be documented sufficiently.
However, the data collected in the user survey did provide valuable insights and adds to existing literature on individuals’ motivations for employing Tinder and other mobile dating services. Especially the insights on user motives can be compared and linked to other studies on Tinder and also be applied to future research on new dating apps that will undoubtedly continue to arise on the market.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Tinder online dating mobile dating app media bias content analysis user survey
Schlagwörter
(Deutsch)
Tinder online Dating mobile Dating-Apps Inhaltsanalyse Uferbefragung
Autor*innen
Ariane Brunner
Haupttitel (Englisch)
Love me Tinder
Hauptuntertitel (Englisch)
a comparative study of media representation and user perception
Paralleltitel (Deutsch)
Tinder. Eine vergleichende Studie von medialer Darstellung und Userwahrnehmung
Publikationsjahr
2017
Umfangsangabe
106 Seiten : Diagramme
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Friedrich Hausjell
AC Nummer
AC14519219
Utheses ID
41644
Studienkennzahl
UA | 066 | 841 | |