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Sapere aude!
Doch ohne Willensfreiheit führt kein Weg aus "selbstverschuldeter Unmündigkeit"
Helga Ranzinger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Betreuer*in
Gerhard Gotz
DOI
10.25365/thesis.4694
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30198.92502.615553-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
In der Magisterarbeit mit dem Titel „Sapere aude!“ – Doch ohne Willensfreiheit führt kein Weg aus „selbstverschuldeter Unmündigkeit“ wird entlang philosophischer Positionen aufgezeigt, wie die Menschen durch Vergesellschaftung in Abhängigkeit von ihresgleichen geraten sind und/aber auch, wie sie ihr Zusammenleben gerechter ordnen sollten. - Immanuel Kants Wahlspruch der Aufklärung „sapere aude“ fordert sie auf, es zu „wagen“, ihre Freiheit „zu schmecken“.
Im Hinblick auf die von Neurowissenschaftern aufgestellte und veröffentlichte Behauptung, dass die Freiheit des menschlichen Willens nur eine Illusion sei, war zunächst zu prüfen, ob endliche Vernunftwesen überhaupt die Bedingungen der Möglichkeit erfüllen, „aufgeklärt“ zu werden. Da die Behauptung der Neurowissenschaften philosophisch-erkenntnistheoretischer und psychotherapiewissenschaftlicher Argumentation nicht standhält, darf weiterhin von Willensfreiheit ausgegangen werden.
Der Weg des Menschen vom Naturzustand in Vergesellschaftung und damit in Abhängigkeit von seinesgleichen und in Unmündigkeit, wird durch die Positionen von Thomas Hobbes, John Locke und Jean-Jacques Rousseau dargestellt, sowie die unterschiedlichen Entwürfe der Genannten, wie Menschen sich organisieren sollten, um in Sicherheit und Frieden und in Freiheit und Gerechtigkeit miteinander leben zu können - mit Betonung auf Rousseaus Forderung und Kern seines Gesellschaftsvertrags: einer gegenseitigen moralischen Verpflichtung zu einem Allgemeinwillen - in Übereinstimmung mit der Position Kants, der Ungleichheit und Ungerechtigkeit ebenfalls scharf kritisierte.
Es folgen Überlegungen zur Freiheit, die als „unentrinnbare Möglichkeit“ zur „Selbsterhellung“ führt (Karl Jaspers) - wie viel Freiheit dem Menschen überhaupt zuzutrauen und/aber auch zuzumuten ist (Fjodor M. Dostojewskij, Johann Gottfried Herder, Immanuel Kant) - und worauf ein Mensch „sein’ Sach“ stellen kann (nach Max Stirner: auf seinen Willen als höchstes aber unbestimmtes Prinzip).
Es werden philosophische Positionen der Aufklärung in Deutschland dargestellt: Moses Mendelssohns Differenzierung von Aufklärung, Kultur und Bildung - und ausführlich vor allem Kants Schrift von 1784, „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ - sowie die Rezeption von Kants Vernunftbegriff und seiner neuen Ethik: zunächst durch eine Auswahl von Denkern, die dem „Alleszermalmer“ Kant zeitnah waren und die sich dazu teils begeistert, teils kritisch äußerten. - Vernunftkritik kommt von Friedrich Nietzsche (in einiger Übereinstimmung mit Sigmund Freud), der den notwendig mit Vernunft verbundenen Herrschaftsanspruch sowohl über die äußere wie über die innere Natur des Menschen beklagt und das „erbärmliche Behagen“ in einer Konsumgesellschaft - sowie von Max Weber, der die Menschen aufgrund der instrumentellen Vernunft, die alle Lebensbereiche durchzieht, in einem „stahlharten Gehäuse“ und im Griff „eiskalter Hände“ sieht - und schließlich von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, zwei Repräsentanten der so genannten Frankfurter Schule, deren Dialektik der Aufklärung bis heute als die Aufklärungskritik gilt und die ihre Hauptkritikpunkte gegen Aufklärung und Moderne mit Blick auf Faschismus und Stalinismus gegen Ende der Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus in philosophischen Fragmenten in ihrem kalifornischen Exil niedergeschrieben hatten, mit der bitteren Erkenntnis, dass die Menschheit anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten in einer neuen Art der Barbarei zu versinken drohe.
Zum Schluss wird die Nähe von Philosophie und Psychotherapie seit der Antike sichtbar gemacht und - was gut zu Immanuel Kants Forderung passt, selber und selbstständig zu denken: Carl R. Rogers „tendenziell anarchischer, in seiner unaufdringlichen Art drastisch subversiver und revolutionärer“ Personzentrierter Psychotherapie-Ansatz mit seiner „stille Revolution“ vorgestellt.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Aufklärung Kant Locke Hobbes Rousseau
Autor*innen
Helga Ranzinger
Haupttitel (Deutsch)
Sapere aude!
Hauptuntertitel (Deutsch)
Doch ohne Willensfreiheit führt kein Weg aus "selbstverschuldeter Unmündigkeit"
Paralleltitel (Englisch)
"Sapere aude!"
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
140 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Gerhard Gotz
AC Nummer
AC07640235
Utheses ID
4172
Studienkennzahl
UA | 296 | | |