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Ausländische Direktinvestitionen und Lohnentwicklung in Russland
Agnes Peterseil
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Joachim Becker
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.4698
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30175.66877.940066-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Ausländische Direktinvestitionen werden heute als überaus wichtiger Faktor für eine positive wirtschaftliche Entwicklung von Industrie- und besonders auch von Entwicklungs- und Transformationsländern gesehen. In den letzten Jahren stieg der Umfang der weltweit getätigten FDI stark an, und einige Länder erlebten tatsächlich parallel dazu einen starken Anstieg des BIP, obwohl die Richtung der Kausalität dieses Zusammenhangs umstritten ist. Die vorliegende Arbeit behandelt die besonders interessante Frage, ob unterschiedliche soziale Gruppen von eventuellen positiven Effekten eines vermehrten Zustroms von FDI gleichermaßen profitieren können. Für Transformationsländer, in die erst seit dem Umsturz signifikante Summen an FDI fließen, gibt es bereits einige Studien, die sich allerdings fast alle auf die neuen Mitgliedsstaaten der EU beziehen. Im Gegensatz dazu gibt es für den Fall Russland noch kaum Studien. Die vorliegende Arbeit will dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Die Frage nach den Auswirkungen von einströmenden FDI auf die Löhne wird im Kernstück der Arbeit in einer ökonometrischen Analyse behandelt. Eine OLS-Regression mit sektorspezifischen Paneldaten der 14 Untersektoren des Sektors der verarbeitenden Industrie Russlands für die Jahre 2003 bis 2007 wird vorgenommen, um diesen Einfluss zu schätzen: Eine Variable zu Durchschnittslöhnen wird auf eine Variable zur FDI-Durchdringung der Wirtschaft und auf verschiedene andere Kontrollvariablen regressiert. Um die ökonometrische Analyse einzubetten, wird zuvor eine Erläuterung des Begriffs FDI und eine Präsentation aktueller Zahlen weltweit und für Russland (die dem weltweiten Trend folgend in den letzten Jahren enorm angestiegen sind) gegeben. Weiters wird ein Überblick sowohl über die Entwicklung der Politik und Wirtschaft Russlands mit Bezug auf die internationalen Kapitalströme als auch über die Rahmenbedingungen für FDI in Russland vorgenommen. Darüber hinaus werden verschiedene Theorien zu Auswirkungen von FDI auf die Löhne vorgestellt, die unterschiedliche Voraussagen treffen. Die Analyse zeigt, dass der starke prozentuelle Anstieg der Reallöhne in den letzten Jahren nicht auf eine Weitergabe von (FDI-induzierten) Produktivitätssteigerungen zurückzuführen ist, sondern Russland sich nach wie vor in einer Korrektur-Periode der Löhne befindet. Diese stiegen seit dem enormen Fall zwischen 1989 und 1999 zwar prozentuell wieder stark an, sind aber absolut gesehen nach wie vor sehr niedrig. In der durchgeführten Schätzung hat FDI keinen signifikanten Einfluss auf die Produktivität, es kommt also im Gegensatz zur weitverbreiteten Annahme zu keinen Spillover-Effekten über diesen Kanal. Produktivität hat in der durchgeführten Schätzung einen kleinen positiven, die Arbeitslosenrate einen negativen, und die Variablen des Außenhandels keinen signifikanten Einfluss auf die Löhne. Weiters wird gezeigt, dass FDI im aggregierten Sektor in der kurzen Frist zwar einen positiven Effekt haben, dieser allerdings ökonomisch gesehen nur sehr klein ist und hauptsächlich von den kapitalintensiven Sektoren, und jenen, in denen vornehmlich Facharbeitskräfte beschäftigt sind, getrieben wird. Die Lohnungleichheit zwischen den Sektoren wird durch das Einströmen von FDI verstärkt. Die Voraussage der traditionellen Handelstheorie, dass sich durch das Einströmen von FDI die Löhne quer über die arbeits- und die kapitalintensiven Sektoren angleichen sollen, wird klar negiert. Der Vergleich mit einer ähnlichen für die Länder Tschechien, Ungarn, Polen, Slowenien und Slowakei durchgeführten Studie zeigt, dass zwar die Ausgangslage Russlands eine andere war, die Mechanismen und Tendenzen der Auswirkungen von FDI auf die Löhne jedoch die gleichen sind. Die vorherrschende rein positive Meinung gegenüber FDI, die sich weltweit in der Gesetzgebung und den verfolgten Politiken niederschlägt, wird durch die empirische Schätzung dieser Arbeit nicht bestätigt. Es können keine oder kaum Produktivitäts-Spillovers festgestellt werden und der positive Effekt ist ökonomisch in der kurzen Frist nur sehr klein.
Abstract
(Englisch)
Foreign direct investment (FDI) is nowadays seen as an extremely important factor for positive economic development – for developed, but even more so for developing and transition countries. In recent years FDI figures have increased drastically and simultaneously some countries did experience a rise of GDP, although the direction of causality of this phenomenon is controversial. The present thesis tackles the particularly interesting question whether different social groups can benefit equally from possible positive effects of increased FDI inflows. For transition countries, which have been experiencing significant FDI inflows only after the downfall of the socialist system, quite a few studies have been conducted, although most of them deal with the new member states of the EU. In contrast to that, the case of Russia has not yet been exhaustively studied. The present work's main aim is to help close this gap. The question of the effects of FDI inflows on wages is tackled in the core chapter with an econometric analysis. An OLS regression using sector-specific panel data from 14 sub-sectors of Russia's manufacturing sector for 2003 to 2007 is conducted in order to estimate these effects: A wage variable is regressed on an FDI variable and on several other control variables. In order to put the econometric analysis in an adequate context, before conducting the estimation, first of all the term FDI is introduced and recent figures of both global and Russian FDI (which followed the worldwide trend and increased drastically over the last years) are presented. An overview of both Russia's political and economic development concerning international capital flows as well as of the legal framework of FDI in Russia is given. Additionally, different theories on the effects of FDI on wages are presented, giving different predictions. Subsequent to the above, the analysis shows that the strong proportional increase of real wages in recent years is not a result of (FDI-induced) productivity increases, but is due to the fact that Russia still finds itself in a wage correction period. Wages are proportionally increasing strongly after the dramatic fall between 1989 and 1999, but in absolute figures they are still very low. In the present estimation FDI does not have any significant effects on productivity – in opposition to the widespread opinion, no spillover effects exist through this channel. In the estimation, productivity has a weak positive effect on wages, unemployment a negative one and international trade variables don't have any at all. Further it is shown that although in the aggregate sector FDI does have a positive effect in the short run, economically it is only very small, plus it is mainly driven by the capital and skill intensive sectors. Wage inequality in-between sectors increases with FDI inflows. The prediction of traditional trade theory, that increased FDI inflows lead to an assimilation of wages across sectors, is clearly negated. A comparison to a similar study regarding the Czech Republic, Hungary, Poland, Slovenia and Slovakia shows, that although Russia's initial position was a different one, the mechanisms and tendencies of the effects of FDI inflows on wages are the same. The purely positive opinion on FDI that dominates both theory and practice – globally reflected in legislation and adopted policies – is not confirmed by the empirical estimation of this present thesis. No or only weak productivity spillovers can be observed and the positive effect of FDI on wages is economically only very small.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
foreign direct investment wage development Russia CEECs openness wage bargaining
Schlagwörter
(Deutsch)
Ausländische Direktinvestitionen Lohnentwicklung Russland MOEL Wirtschaftsöffnung Lohnverhandlungen
Autor*innen
Agnes Peterseil
Haupttitel (Deutsch)
Ausländische Direktinvestitionen und Lohnentwicklung in Russland
Paralleltitel (Englisch)
Foreign direct investment and wage development in Russia
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
XIII, 109 S. : graph. Darst., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Joachim Becker
Klassifikationen
83 Volkswirtschaft > 83.14 Einkommen, Beschäftigung, Arbeitsmarkt ,
83 Volkswirtschaft > 83.40 Außenwirtschaft: Allgemeines ,
83 Volkswirtschaft > 83.46 Entwicklungsökonomie
AC Nummer
AC07629295
Utheses ID
4176
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |
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