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Sprachbewusstsein und Einstellungen zur Mehrsprachigkeit an Wiener AHS im Kontext von Migration
Alexandra Wojnesitz
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Klaus-Börge Boeckmann
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29116.75700.980553-4
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
PRINTAUSGABE: 1 CD (Interviews) als Beilage! --
Die vorliegende Dissertation thematisiert das Sprachbewusstsein sowie die Einstellungen zur Mehrsprachigkeit an Wiener Allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) im Kontext von Migration. Die Arbeit an dem Thema ergab sich vor dem Hintergrund der stetig steigenden Anzahl der SchülerInnen mit Migrationshintergrund an Wiener Gymnasien und dem damit verbundenen Wachsen der Mehrsprachigkeit an diesen Institutionen. Im Fokus des Interesses standen dabei die Mehrsprachigkeit der SchülerInnen, LehrerInnen und DirektorInnen, ihre Einstellungen zu den verschiedenen an der Schule verwendeten Sprachen und die in ihren Augen bestehenden Vorteile und Nachteile des Multilingualismus. Ebenso erfragt wurden das lokale Zugehörigkeitsgefühl („Selbstzuschreibung“) der Mitglieder der Schulgemeinschaft, das Weitergabeverhalten der Muttersprachen der SchülerInnen, die Mehrsprachigkeit als Thema im Unterricht und die Darstellung der Schulen nach außen.
Die theoretischen Grundlagen der Arbeit bilden auf der linguistischen Seite die Auseinandersetzung mit der Zwei- und Mehrsprachigkeit, die Bedeutung der Erstsprache beim Erwerb der Zweitsprache und Hypothesen zum Sprachstand von SchülerInnen mit Migrationshintergrund. Das Kapitel über Migration widmet sich historischen Entwicklungen und soziologischen Gegebenheiten der Immigration in Österreich. Dem immer noch existenten monolingualen Habitus und der Rolle der Schule bei der Benachteiligung von SchülerInnen mit Migrationshintergrund werden eine kritische Betrachtung zuteil.
Die empirische Studie wurde an vier Wiener AHS mit relativ hohem Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund durchgeführt; befragt wurden jeweils die SchülerInnen einer sechsten Klasse, das dazugehörige LehrerInnenteam und der/die DirektorIn.
Ausgewertet wurden 86 SchülerInnen- und 32 LehrerInnenfragebögen sowie insgesamt 30 Interviews (17 mit Jugendlichen, neun mit Lehrenden und vier mit allen SchulleiterInnen der untersuchten Schulen). Teilnehmende Beobachtung, informelle Gespräche und Inhaltsanalysen der jeweiligen Homepages ergänzten das durch die Befragungen gewonnene Bild der Schulen.
Die wichtigsten Resultate der Untersuchung lauten:
SchülerInnen mit Migrationshintergrund sprechen im Schnitt mehr Sprachen als ihre LehrerInnen und KameradInnen mit deutscher Muttersprache
Die meisten der SchülerInnen mit Migrationshintergrund bezeichnen sich als mehrsprachig, während nur ca. 30% der Jugendlichen mit deutscher Muttersprache sich mit dieser Zuschreibung identifizieren kann.
Für SchülerInnen mit anderen Muttersprachen als Deutsch ist ihre Mehrsprachigkeit wichtiger als für ihre LehrerInnen und KameradInnen deutscher Muttersprache.
SchülerInnen (mit Migrationshintergrund) sehen eher die Vorteile der Mehrsprachigkeit, während ihre LehrerInnen auf die durch die Deutschdefizite entstehenden Nachteile fokussieren.
Viele SchülerInnen mit Migrationshintergrund leiden an der von ihnen empfundenen mangelnden Wertschätzung ihrer Sprachen an ihren Schulen
Ein großer Teil der befragten LehrerInnen fühlt sich durch den Gebrauch der Muttersprachen der SchülerInnen (die sie nicht verstehen) gestört.
Für die identitäre Zuschreibung der Jugendlichen mit anderen Muttersprachen spielt das Heimatland eine bedeutende Rolle, während für ihre LehrerInnen die Nation und für die SchülerInnen ohne Migrationshintergrund Nation und lokale Identität (die Stadt Wien) am wichtigsten sind.
Die meisten befragten SchülerInnen mit Migrationshintergrund beabsichtigen, ihre Muttersprachen an ihre Kinder weiterzugeben.
Für SchülerInnen mit Migrationshintergrund ist die Behandlung des Themas Mehrsprachigkeit im Unterricht sehr wichtig, während die LehrerInnen dem Unterrichtsprinzip Interkulturelles Lernen wenig Aufmerksamkeit schenken.
Das Thema Mehrsprachigkeit wird von den Schulen vor der Öffentlichkeit verborgen, um angenommene negative Reaktionen zu vermeiden.
Ein der Mehrsprachigkeit aufgeschlossenes Schulklima, das sich durch Partnerschaftlichkeit, entspannte Beschäftigung mit der Thematik und Zu-lassen der verschiedenen Idiome und kulturellen Verschiedenheiten aus-zeichnet, ist dem Wohlbefinden und der Motivation der SchülerInnen mit Migrationshintergrund zuträglich.
Ziel der Studie ist es, die überragende Bedeutung eines der Mehrsprachigkeit und Multikulturalität aufgeschlossenen Schulklimas für die (sprachliche) Integration der SchülerInnen mit anderen Muttersprachen als Deutsch aufzuzeigen.
Abstract
(Englisch)
This PhD thesis deals with the linguistic awareness and the attitudes towards multilingualism in Viennese academic secondary schools in the context of migration.
Because of the increasing number of pupils with an immigrant background in these schools and thus the rise of multilingualism, an in depth study of this phenomenon is highly relevant.
The paper focuses on the multlilingualism of students, teachers and headmasters, their attitudes towards the multitude of spoken languages in their schools and the supposed advantages and disadvantages of the fact that many languages are used. They were also asked to expose their feeling of geographic belonging (their „identity“) and to state in which language(s) they intend to talk to their eventual children later. Other questions were about multilingualism as a topic in school lessons and the identity politics of the school towards the public.
Regarding methodology, the following concepts and ideas served as guidelines in my research: on the linguistic side, the discussion of the concepts of bi- and multilingualism, the relevance of the family language during the process of second language learning and some hypotheses concerning the linguistic difficulties of children with an immigrant background. The chapter about migration is dedicated to historical processes and sociological facts of immigration in Austria. The next step is to take a critical look at the still existing „habitus of monolinguality“ in the school system and the role of the individual school in discriminating children with an immigrant background.
The empirical study was carried out in four Viennese high schools with a relatively high proportion of students with non-German family languages; the pupils of a 6th form (16-year-old), their teachers and the headmasters of these schools took part in this study. Altogether 86 questionnaires from students and 32 from teachers as well as 30 interviews were evaluated (17 with pupils, nine with teachers and four with the headmasters). Observation in the field, informal conversations and the analysis of homepages completed the picture of the data won through the questionnaires and interviews.
The most important results of the study are listed below:
Students with a migration background speak more languages in average than their teachers and fellow pupils.
Most of the students with an immigrant background refer to themselves as being multilingual whereas only about 30% of the pupils with German mother tongue identify with plurilingualism.
To pupils with an immigrant background, their multilingualism is more important than to their teachers and fellow pupils with German mother-tongue.
Pupils (with an immigrant background) concentrate on the advantages of multilingualism whereas their teachers focus on their problems with the German language.
Many pupils with a migration background suffer from the bad image their mother-tongues have at their schools, as they assume.
Many teachers feel disturbed by the use of the family languages of their pupils which they do not understand.
Adolescents with non-German family languages mainly identify with their country of origin whereas for the teachers and pupils with German as mother-tongue the national identification (for the latter together with the local identity, in this case the city of Vienna) proves to be important.
Most of the pupils with a migration background want to use (also) their family language in the education of their eventual children.
For pupils with a migration background, the topic of multilingualism is very important to be discussed in school, whereas the majority of teachers doesn’t invest much time in intercultural issues.
Multilingualim is hidden from the public by the school in order to avoid supposed negative reactions from parents.
A positive democratic school atmosphere open to multilingualism in which different languages and cultures are admitted and where everybody can talk freely about this issue helps pupils with an immigrant background to develop their potentials and maintain their motivation because they feel accepted.
The main aim of this study is to point out the outstanding importance of a school climate open to different languages and cultures for the (linguistic) integration of pupils with an immigrant background.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
multilingualism migration attitudes linguistic awareness
Schlagwörter
(Deutsch)
Mehrsprachigkeit Migration Einstellungen Sprachbewusstsein
Autor*innen
Alexandra Wojnesitz
Haupttitel (Deutsch)
Sprachbewusstsein und Einstellungen zur Mehrsprachigkeit an Wiener AHS im Kontext von Migration
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
278 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Klaus-Börge Boeckmann ,
Hans-Jürgen Krumm
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.23 Mehrsprachigkeit
AC Nummer
AC05040617
Utheses ID
4187
Studienkennzahl
UA | 092 | 332 | |