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Emotionsinduktion durch Stummfilmmusik
Svenja Maria Rainer
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Musikwissenschaft
Betreuer*in
Christoph Reuter
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.47377
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-28721.46870.759963-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
„Emotionsinduktion durch Stummfilmmusik“ stellt sich als Randdisziplin der Filmwissenschaft, Musikwissenschaft sowie der Emotions-/Kognitionswissenschaft dar, weswegen Literatur aus all diesen Disziplinen zur Annäherung an das Thema herangezogen wurde. So wie der Aufbau der Arbeit gewählt wurde, konnte beginnend mit der Emotionswissenschaft und fortgesetzt mit der Filmwissenschaft die jeweiligen Herangehensweisen genutzt werden, um ebenjene Grundlagen in Kontext mit der Musikwissenschaft zu setzen. Die Frage nach der Bild-Ton-Beziehung kam im Zuge der Recherchearbeiten zu theoretischen und geschichtlichen Aspekten immer wieder zu tragen, jedoch konnte bis zuletzt kein hundertprozentig befriedigender Schluss gezogen werden. In der Zeit der Stummfilme hat sich die Dominanz vom Film (Bild) hin zur musikalischen Begleitung (Ton), in Abhängigkeit des jeweiligen funktionellen Anspruches gewandelt. In Anbetracht der besprochenen Forschungsergebnisse scheint die Zeit der Stummfilmmusik mit ihren Entwicklungen bezüglich Bild-Ton-Beziehung aber jedenfalls relevant gewesen zu sein. In weiterer Folge kann davon ausgegangen werden, dass Emotionsinduktion durch Stummfilmmusik durchaus bereits zu dieser Zeit als Stilmittel entdeckt worden war. Insbesondere die Entwicklung von Kinomusik hin zur Filmmusik hätte wohl so nicht stattgefunden, wäre nicht in gewissem Ausmaß die Möglichkeit der Emotionsinduktion durch die Stummfilmmusik bereits damals erkannt und verwendet worden. Immer wieder stellt sich der Rhythmus auf musikalischer und filmischer Ebene als ausschlaggebendes Element heraus. In diesem Zusammenhang wurde betreffend der Funktionen von Stummfilmmusik ebenso wie von Filmmusik im Allgemeinen die Verwendung zur Kontinuitätserzeugung aufgezeigt. Wie zu Beginn der vorliegenden Arbeit beschrieben wurde, kann dies auf die Wahrnehmung zurückgeführt werden, welche Gestaltgesetzen folgend arbeitet. Die Reize werden, genauso wie ihre Zusammenhänge untereinander, als Ganzes aufgenommen, beziehungsweise im Gedächtnis gespeichert und miteinander abgeglichen. So entsteht auf unbewusstem Wege im Laufe der fortschreitenden Filmhandlung ein Bild im Bewusstsein des Rezipienten, wie auch anhand des Modells zur Reizverarbeitung Congruence Associationist Model (CAM) gezeigt wird. Der unbewusste Weg wird von vielen unterschiedlichen Elementen bedingt, wie anhand des Component Process Modell (CPM) veranschaulicht wird und wie dies bei Bullerjahn (2001, S. 66ff) unter dem Begriff Metafunktionen zusammenfasst ist. Die innerfilmischen Techniken auf diegetischer Ebene ebenso wie die Montage, die Aufführungsbedingungen und die Persönlichkeits- und Umstandsmerkmale der Probanden (im Zusammenhang mit dem Stummfilm: der zeitgenössischen Zuschauer(-hörer)) sind jenes Konglomerat, welches das Ankommen des Reizes Film beim Rezipienten bedingt. Die Rezipienteneigenschaften sind zwar kulturell gefärbt – insbesondere wenn gesellschaftlich zeitlich begrenzte Konventionen zur Informationsvermittlung verwendet werden sollen –, im Zuge diverser Studien wurde aber gezeigt, dass der emotionelle Gehalt kulturübergreifend induzierbar ist, was wiederum durch die evolutionäre Entstehung von Emotionswahrnehmung und -induktion beim Menschen zurückgeführt werden kann. Ebenso wie Sprache hatte Musik beim frühen Menschen – und auch heute noch in der Kindheit – die Fähigkeit durch die Emotionsinduktion semantische Vermittlung auszuüben. Bezüglich der Frage nach der Fähigkeit von Musik Informationen zu vermitteln zeigen sich anhand von Studien verschiedenartige Veränderungsgrade unter den musikalischen Attributen. Jedoch kann keines als einzig und allein beeinflussend detektiert werden. Wichtig scheint in jedem Fall die Induktion von Emotionen durch das gesamte musikalische Erlebnis zu sein, da diese vom Film zumeist als Funktion genutzt wurde und wird. Was genau ebenjene Induktion von Emotionen durch Musik bedingt, beziehungsweise wodurch diese so besonders ist (das Bild alleine könnte diese Funktion doch auch ausführen), kann wohl im künstlerisch intendierten Anspruch gefunden werden. Dass die Zuschauerzahlen in jenen Spielstätten sanken, welche keine ausreichenden Mittel zur Realisierung der intendierten Musikempfehlungen der Kinotheken beziehungsweise der Originalkompositionen hatten, zeigt die Abhängigkeit des Filmes von der Musik; zumindest für diese Phase der Filmmusikgeschicht e, welche die Erfindung des Begriffs Kinomusik verlangt. Welche detaillierten musikalischen Standards sich in den verschiedenen Phasen der Stummfilmmusik beim Großteil der Spielstätten etabliert haben, kann nur annähernd anhand der Vorschläge, Kinotheken und Cue Sheets rekonstruiert werden. Um die Annäherung möglichst genau zu schaffen, ist also eine tiefgehende Erforschung dieser Originalquellen gefordert. Dies öffnet somit eine Tür zur weiterführenden Forschung beim Verständnis von Stummfilmmusik. Generell hat sich in der vorliegenden Arbeit gezeigt, dass Musik jedenfalls emotionsverstärkend wirkt, auch wenn sie zumeist nicht als Induktor jener im Alleingang fungiert und somit vor allem auf künstlerischer Ebene ein wichtiger Teil des Gesamtkunstwerkes Film ist. Dass die Stummfilmmusik zu Beginn aus rein pragmatischen Gründen genutzt wurde, schafft eine grundsätzliche Abhängigkeit des Films von musikalischer Begleitung. Allerdings zeigte sich schon bei der frühen Nutzung dieser Funktion eine Bedeutung für die emotionelle Ebene des Filmerlebens durch Realitätsschaffung mit „Ich-Nähe“ der Zuschauers(-hörers). In der parallelen Entwicklung von Film und Musik zeigte sich außerdem, dass von den Film- und Musikschaffenden bewusst auf kompositorische Elemente zur Emotionsinduktion zurückgegriffen wurde. Die eingangs gestellte Frage nach einer Notwendigkeit von Musik zum Stummfilm als Emotionsinduktor ist somit positiv zu beantworten, da sie in dieser Funktion einen wichtigen Teil des Gesamtkunstwerks darstellt.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Emotionsinduktion Component Process Model (CPM) Component Assotiationist Model (CAM) Stummfilm Stummfilmmusik
Autor*innen
Svenja Maria Rainer
Haupttitel (Deutsch)
Emotionsinduktion durch Stummfilmmusik
Publikationsjahr
2017
Umfangsangabe
81 Seiten : Diagramme
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Christoph Reuter
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.16 Wissenschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit ,
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.99 Geisteswissenschaften allgemein: Sonstiges ,
24 Theater > 24.99 Theater, Film, Musik: Sonstiges
AC Nummer
AC13758155
Utheses ID
41926
Studienkennzahl
UA | 066 | 836 | |
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