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Geologisch-fazielle Untersuchungen in der Lunzer Decke südwestlich von Weyer (Oberösterreich)
Christoph Janda
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Formal- und Naturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Richard Lein
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.91
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-10302.94376.177066-4
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit umfasst eine Bearbeitung der Sedimentologie und Mikrofazies der Lunzer Decke im Bereich der Ortschaft Kleinreifling (Oberösterreich) mit besonderem Augenmerk auf die mitteltriadische – julische Beckenentwicklung. Neben einer detaillierten Kartierung im Massstab 1:10 000 erfolgte weiters eine tektonische Aufnahme und Bearbeitung der Strukturen unter Miteinbeziehung der OMV Bohrungen Unterlaussa 1 und Küpfern U1 und U1a. Markant ist für das Arbeitsgebiet eine tektonisch bedingte (Weyrer Linie) Faziesdifferenz, die sich vor allem in der mitteltriadischen bis julischen und in der jurassischen Entwicklung deutlich zeigt. STRATIGRAPHIE UND SEDIMENTOLOGIE Die stratigraphische Entwicklung des Hochbajuvarikums setzt hier mit anisischem Steinalmkalk ein, der von einer mächtigen Beckenentwicklung der Reifling- und Partnach Formation überlagert wird. Die Reiflinger Kalke lassen sich in einen basalen Transgressionshorizont, einen anisischen Knollenflaserkalk und einen ladinisch bis julischen Hornsteinknollenkalk mit zwischengelagerten Tuffen/Tuffiten gliedern. Letzterer findet sich auch als Einschaltung einzelner Bänke und Rippen innerhalb der oberladinisch bis julischen Partnachschichten, die hier rein durch Tonschiefer und Mergel repräsentiert sind. Klassische feinkörnige Partnachkalke fehlen somit. Die Beckenentwicklung im östlichen Faziesbereich des Kartierungsgebietes geht direkt in mächtige klastische Sedimente der Lunzer Gruppe (Reingrabener Tonschiefer und Lunzer Sandsteine) über, während im Westen die Überlagerung der Partnachschichten durch allodapische Schuttkalke der Raming Formation die Progradation der nördlichen Wettersteinplattform gegen Süden markiert. Die Flachwasserablagerungen dieser rein auf das Jul beschränkten Plattform lassen sich in 5 Mikrofaziestypen untergliedern, die Sedimente des Riff- und Rückriffbereiches darstellen. Mikrofaziestyp 1 (MF1) ist ein bioklastischer Grain- bis Rudstone mit Tubiphytes obscurus, während MF2 einen Bound- bis Grainstone des Riffbereiches darstellt, der vor allem eine reiche Kalkschwammfauna aufweist. MF3 ist ein Grain- bis Rudstone mit Pisoiden und Grünalgen (Dasycladaceen) des proximalen Rückriffes. Die Pisoid- reichen Grain- bis Rudstones des Mikrofaziestyps 4 ebenso wie die Aggregatkornfazies von MF5 zeigen vadose Zementationsbedingungen, die auf einen offenen, distalen Rückriffbereich hinweisen. Geringmächtige Reingrabener Schiefer ohne Lunzer Sandsteine beenden diese Flachwasserentwicklung. Somit steht eine distale Beckenentwicklung im Osten einer proximalen Entwicklung im Westen gegenüber. Das Tuval wird von plattigen, feinkörnigen Opponitzer Kalken gebildet, die markante Rauhwacken an der Basis und z.T. im Hangenden aufweisen. Diese lassen sich aufgrund von Schwefel Isotopenmessungen und lithostratigraphischen Vergleichen gut mit Evaporitsequenzen aus den Bohrungen Unterlaussa 1 und Küpfern U1 korrelieren. Auf norischen Hauptdolomit folgen Kössener Schichten und Flachwasserkalke des Oberrhät, dessen Top die ungefähre Grenze zum Jura bildet. Die Entwicklung des Jura liegt hier in Form von NE-SW streichenden Synklinalen vor (Schrabachauer Mulde, Kleinreiflinger Mulde) und endet mit der unterkretazischen Schrambach Formation, einer feinkörnigen und mergeligen Kalkabfolge, die reich an kalkigem Nannoplankton ist. Abschliessend wird ein kurzer Überblick über die quartären Sedimente gegeben, die Terrassenablagerungen und Moränenreste der beiden letzten Vereisungsperioden Riss und Würm repräsentieren . TEKTONIK Die Arbeit gibt einen Überblick über die tektonischen Ereignisse während der kretazischen bis miozänen Gebirgsbildung in den Nördlichen Kalkalpen und stellt diese den aufgenommen Strukturen im Arbeitsgebiet gegenüber. In der Oberkreide entwickelte sich aufgrund der N-gerichtete Bewegung der Adriatischen Platte gegenüber dem Europäische Vorland ein „Falten- und Überschiebungsgürtel“. NW gerichtete Überschiebungen, wie die Weyrer Linie, und NE-SW streichende Synklinal- und Antiklinalstrukturen (Schrabachauer Mulde, Ennsberg Antiklinale), sind das Resultat dieser Konvergenzphase. Nach Ablagerung der Gosausedimente wurden die vorhandenen Strukturen vermutlich im Tertiär mehrfach reaktiviert. W- gerichtete Überschiebungen und die Eindrehung der Weyrer Bögen erfolgten im Bereich des Eozäns bis Miozäns. Nach wie vor unklar sind die Mechanismen, die zur Bildung dieser Bogenstruktur geführt haben. E- gerichtete laterale Extrusion hatte im Miozän die Ausbildung von sinistralen Blattverschiebungen (SEMP, Weyerer Störung) und Abschiebungen nach Osten zur Folge. Vor allem letztere konnten im Gelände klar belegt werden. Diese Arbeit beinhaltet ausserdem eine, erstmals veröffentlichte, detaillierte Aufzeichnung der Bohrung Unterlaussa 1 aus den Jahren 1992/1993, die Einblick in die stratigraphische Abfolge des Frankenfelser/Lunzer Deckensystems und der von diesem überschobenen Reichraminger Decke gibt. Die Bohrung endet in knapp 3000 m Teufe nach Durchdringen der mächtigen Gosau der Reichraminger Decke, die etwa 6 km westlich in Form der Gosau der Weyrer Bögen an der Oberfläche aufgeschlossen ist.
Abstract
(Englisch)
The following thesis deals with the sedimentology and microfacies of the Lunz nappe in the area of Kleinreifling (Upper Austria) with a special focus on the Middle Triassic to Julian basin succession. A detailed geological map of the area at a scale of 1:10 000 is presented as well as a tectonic concept including the OMV drillings of Unterlaussa 1 and Küpfern U1 and U1a. The mapped area shows a tectonically induced (Weyrer Linie) facies differentiation, which is clearly evident in the Middle Triassic to Julian as well as in the Jurassic stratigraphic record. STRATIGRAPHY AND SEDIMENTOLOGY The stratigraphic record of the “Hochbajuvarikum” starts here with the shallow marine limestone of the Anisian Steinalm Formation and is overlain by thick basinal carbonates of the Reifling- and the Partnach Formations. The Reifling Formation can be divided into a basal transgressive limestone horizon, an Anisian nodular limestone and a Ladinian to Julian cherty nodular limestone that contains vulcanoclastic layers. Single beds of the latter nodular carbonates are also found intercalated with marls of the Partnach Formation, which is of late Ladinian to Julian age. Typical micritic limestones of the Partnach Formation have not been found in this area. The basin succession of the eastern facies zone is overlain by thick clastic sediments of the Lunz Group (Reingraben Formation and Lunzer sandstone). In the western part of the study area the marls of the Partnach Formation are succeeded by allodapic limestones of the Raming Formation, which mark the progradation of the northern Wetterstein platform to the south. The shallow water succession of this platform is restricted to the Julian and is divided into 5 microfacies types, which represent sediments of a reef- and backreef area. Microfacies type 1 (MF1) shows a bioclastic grain- to rudstone with Tubiphytes obscurus, whereas MF2 is a sponge rich reefal bound- to grainstone. MF3 is a grain- to rudstone with pisoids and green algae (Dasycladacea) of a proximal backreef area. The pisoidic grain- to rudstones of type 4 as well as the grapestone facies of MF5 shows vadose cements of an open distal backreef area. The shallow marine carbonate system is capped by a thin succession of shaly Reingraben beds without any sandstone layers. Thus a proximal depositional system in the west can be compared to a distal one in the east. The Opponitz Formation represents the Tuvalian period and is made of platy micritic limestones and vuggy gypsiferous carbonates at the base and partially on the top. Due to sulphur isotope data and lithostratigraphic comparison these so called “Rauhwacken” can be correlated with evaporitic sequences of the drillings Unterlaussa1 and Küpfern U1. The rest of the late Triassic is made up of Norian “Hauptdolomit” and the Rhaetian basinal Kössen beds and the shallow marine limestones of the “Oberrhätkalk”. The top of the latter approximately marks the Triassic/Jurassic border. The Jurassic succession is present in synclines of huge NE-SW trending folds (Schrabachauer syncline, Kleinreiflinger syncline) and ends with Schrambach beds, a finegrained, marly limestone, which is rich in calcareous plankton and lower Cretaceous in age. A short overview on the Quaternary sediments and their history is presented at the end of the stratigraphic chapter including terraces and morainic remnants of the Riss- and Würm glacial periods. TECTONIC This thesis presents an overview on the tectonic processes during the Cretaceous to Miocene orogenic phase in the Northern Calcareous Alps and compares it with the structures found in the study area. In the late Creataceous a fold and thrust belt developed by the northward movement of the Adriatic plate onto the European foreland. NW-directed thrusts as the “Weyrer Linie” and NE-SW trending syn- and anticlines (Schrabachauer syncline, Ennsberg anticline) are the results of this phase of convergence. After deposition of the Gosau sediments the structures have probably been reactivated several times in the Tertiary. W-directed thrusts and the bending of the Weyer arc took place in Eocene to Miocene time. The mechanism of the formation of this arc is still unclear and matter of debate. The tectonic history ends with E-directed lateral extrusion in the Miocene leading to sinistral strike slip faults (SEMP; Weyerer fault) and E-directed normal faults, which are well documented in this area. The thesis also includes a first published, detailed record of the drilling Unterlaussa 1 from the years 1992/1993, which shows the stratigraphic succession of the Frankenfels/Lunz nappe system and the thrusted Reichraming nappe. The drilling reaches some 3000 meters after passing the thick Gosau sediments of the Reichraming nappe, that outcrop on the surface 6 km to the east as “Gosau der Weyrer Bögen”.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Kleinreifling Weyer Lunzer nappe sedimentology microfacies stratigraphy Mid-Triassic basin development tectonics borehole Unterlaussa 1
Schlagwörter
(Deutsch)
Kleinreifling Weyer Lunzer Decke Sedimentologie Mikrofazies Stratigraphie Mitteltrias Beckenentwicklung Tektonik Bohrung Unterlaussa 1
Autor*innen
Christoph Janda
Haupttitel (Deutsch)
Geologisch-fazielle Untersuchungen in der Lunzer Decke südwestlich von Weyer (Oberösterreich)
Publikationsjahr
2000
Umfangsangabe
99 S.
Sprache
Deutsch
Klassifikationen
38 Geowissenschaften > 38.10 Geologie: Allgemeines ,
38 Geowissenschaften > 38.16 Stratigraphie ,
38 Geowissenschaften > 38.20 Paläontologie: Allgemeines ,
38 Geowissenschaften > 38.28 Sedimentgesteine ,
38 Geowissenschaften > 38.36 Tektonik ,
38 Geowissenschaften > 38.41 Sedimentation ,
38 Geowissenschaften > 38.55 Regionale Geologie ,
38 Geowissenschaften > 38.79 Geophysik: Sonstiges
AC Nummer
AC03006397
Utheses ID
42
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1