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Der Ballhausplatz 2 im Brennpunkt der NS-Diktatur 1938-1945
die Kontextualisierung eines Herrschafts- und Machtzentrums aus politik-, struktur-, verwaltungs- und personengeschichtlicher Perspektive
Peter Schwarz
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie Geschichte
Betreuer*in
Wolfgang Neugebauer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.75281
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-22758.51370.544165-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In der Ersten Republik als auch in der Zeit der Regierungsdiktatur (1934-1938) war das Palais auf dem Wiener „Ballhausplatz 2“ eines der wichtigsten politischen Machtzentren Österreichs. Bis 1938 diente es den jeweiligen Bundespräsidenten, Bundeskanzlern und Außenministern als Amtssitz und dem Ministerrat als Tagungsort. Die vorliegende Studie setzt sich schwerpunktmäßig mit der wechselvollen Geschichte und komplexen Transformation dieses Machtzentrums in der NS-Zeit auseinander. Es geht dabei um eine zeitgeschichtliche Kontextualisierung dieses NS-Herrschaftszentrums unter Berücksichtigung der politik-, struktur-, verwaltungs- und personengeschichtlichen Ebene. Nach ihrem gescheiterten Versuch im Juli 1934 gelang den österreichischen Nationalsozialisten erst im zweiten Anlauf – mit der Bestellung einer NS-Bundesregierung in der Nacht des 11. März 1938 – die politische Inbesitznahme des Ballhausplatzes und die scheinlegale Machtergreifung in Österreich. Mit Beschluss des „Anschlussgesetzes“ am 13. März 1938 wurde Österreich ein Land des Deutschen Reichs. An dem daran anknüpfenden rechtlichen, verwaltungsmäßigen und staatlichen Eingliederungsprozess Österreichs war eine Vielfalt von Instanzen, Ämtern und Akteuren beteiligt, deren Interaktion durch Kompetenzstreitigkeiten, Konkurrenzkämpfe und Intrigen geprägt war. Auf der Basis moderner Herrschaftstheorien diskutiert die Studie ausführlich die Frage, welcher Stellenwert bzw. Handlungsspielraum den politischen Entscheidungsträgern am Ballhausplatz (Reichsstatthalter Seyß-Inquart, Reichsbeauftragen Keppler) in diesem „polykratischen Machtgefüge“ zukam. Mit Inkrafttreten des „Ostmarkgesetzes“, des Regelwerks der politisch-staatlichen Neugestaltung, am 1. Mai 1939 erlosch die Tätigkeit des Reichsstatthalters in Österreich. Mit der Errichtung der Reichsgauverfassung am 1. April 1940 traten sieben Reichsgaue an die Stelle des Landes Österreich, an deren Spitze „Reichsstatthalter neuen Typs“ – ausgestattet mit weitreichenden Kompetenzen – standen. Im Reichsgau Wien fungierten Josef Bürckel (1940) und sein Nachfolger Baldur von Schirach (1940-1945) in Personalunion als Reichsstatthalter, NSDAP-Gauleiter und Reichsverteidigungskommissare. Während Bürckel im Parlamentsgebäude residierte, wählte Schirach den Ballhausplatz zu seinem Amtssitz als Reichsstatthalter. Diese Studie analysiert nicht nur die Behörden- und Personalstrukturen der Reichsstatthalterei, sondern zeigt darüber hinaus auf, dass die politischen Entscheidungsträger ebenso wie zahlreiche Spitzenbeamte dieses Hauses tief in NS-Verbrechenskomplexe involviert waren.
Abstract
(Englisch)
During the First Republic and the period of the Dollfuß/Schuschnigg regime (1934-1938) the building on Ballhausplatz 2 in Vienna evolved into a major centre of political power in Austria. Until 1938, it served as the official residence for the Federal President, the Federal Chancellor and the Minister of Foreign Affairs, and was the place of assembly for the Council of Ministers. This study focusses on the eventful history, as well as the complex transformation and transition, of this centre of power during the Nazi era. Its main objective is to put the building and its function as seat of Nazi government in Austria into a broader contemporary historical context, by taking into consideration the significant political, structural, administrative and personal implications. After their first failure to seize power by force in July 1934, the Austrian Nazis succeeded in gaining the political power and in taking possession of the Ballhausplatz in the night of 11 March 1938, when an Austrian National Socialist government was appointed, followed by the invasion of Wehrmacht troops. Through the enactment of the constitutional law of 13 March 1938 “on the reunification of Austria with the German Reich” Austria became a member state of Nazi Germany. A certain number of political bodies, authorities, offices and national, as well as regional key players, participated in the relevant judicial, administrative and political annexation process. However, the interactions of these participants were characterized by lots of disputes over competences, by rivalries and political intrigues. Based on modern rule and governance theories, this thesis examines in detail, which role the decision-makers residing at Ballhausplatz 2 (Reich Governor of Austria Seyß-Inquart, Reich Commissioner Keppler) were playing within these “polycratic power relations” and what influence they could exert. As soon as the “Ostmark Administration Act”, which set the rules for the political reorganisation, was implemented on 1 May 1939, the office of the Austrian Reich Governor was dissolved. According to the new constitution (“Reichsgauverfassung”) of 1 April 1940 the Austrian state (“Land Österreich”) was transformed into seven regional parts (“Reichsgaue”). Each of them was led by a new type of Reich Governor (“Reichsstatthalter”) who possessed far-reaching political competences. Within the Reichsgau Vienna Josef Bürckel (1940) and his successor Baldur von Schirach (1940-1945) held the governmental, party and civilian-military top positions (Reichsstatthalter, NSDAP-Gauleiter, Reichsverteidigungskommissar) in the form of a personal union. Whereas Bürckel decided to reside in the Parliament building, Reich Governor Schirach adopted Ballhausplatz 2 as his official seat. This study does not only reflect on the administrative and personnel structures, but also reveals the fact that at that time the political leaders and top officials of Ballhausplatz 2 were heavily involved in severe Nazi crimes.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
National Socialism Nazi regime annexation of Austria Anschluss Ballhausplatz 2 Federal Chancellary Reich Governor Reichsgau Vienna Arthur Seyß-Inquart Baldur von Schirach
Schlagwörter
(Deutsch)
Nationalsozialismus NS-Herrschaft Annexion Österreichs Anschluss Ballhausplatz 2 Bundeskanzleramt Reichsstatthalterei Reichsgau Wien Arthur Seyß-Inquart Baldur von Schirach
Autor*innen
Peter Schwarz
Haupttitel (Deutsch)
Der Ballhausplatz 2 im Brennpunkt der NS-Diktatur 1938-1945
Hauptuntertitel (Deutsch)
die Kontextualisierung eines Herrschafts- und Machtzentrums aus politik-, struktur-, verwaltungs- und personengeschichtlicher Perspektive
Paralleltitel (Englisch)
Ballhausplatz 2 during the National Socialist period : a contextualisation in view of political, structural, administrative and personal perspectives
Publikationsjahr
2017
Umfangsangabe
360 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Wolfgang Neugebauer ,
Karl Vocelka
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.06 Politische Geschichte ,
15 Geschichte > 15.24 Zweiter Weltkrieg ,
15 Geschichte > 15.60 Schweiz, Österreich-Ungarn, Österreich
AC Nummer
AC13791788
Utheses ID
42046
Studienkennzahl
UA | 092 | 312 | |
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