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Sind gängige Lese-Rechtschreibprogramme effektiv?
eine Metaanalyse
Isabella Maria Grohmann
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Alfred Schabmann
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.4730
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30152.68569.988459-4
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Kinder, die trotz durchschnittlicher Intelligenz und ausreichender Beschulung eine Lese-Rechtschreibschwäche zeigen, sind nun schon seit Jahren Gegenstand der Forschung. Trotzdem ist es bis jetzt nicht gelungen, mit Sicherheit festzustellen, was diese Problematik auslöst. Neurobiologische Ursachen werden in diesem Zusammenhang genauso diskutiert wie phonologische und visuelle Defizite, am wahrscheinlichsten scheint derzeit ein interaktives Modell, das sowohl die familiäre Situation, die kognitiven Voraussetzungen und das schulische Umfeld des Kindes miteinbezieht. Damit wird eine wissenschaftlich begründete kausale Therapie unmöglich. Wie wichtig allerdings Förderung und Therapie bei Lese-Rechtschreibschwäche sind, zeigen viele Studien, die belegen, dass die betroffenen Kinder oft nicht die Schulausbildung bekommen, die ihrer kognitiven Begabung entsprechen würde. Die Schriftsprachkompetenz hat großen Einfluss auf die Leistung in fast allen Schulbereichen und ist daher mitbestimmend für die weitere Schullaufbahn und damit auch für den Berufsweg. Zusätzlich zeigen Studien, dass es sich bei dieser Problematik um ein sehr stabiles Phänomen handelt, das bereits Anfang der ersten Klasse auftritt und in den meisten Fällen bis zum Abschluss der Schule nicht ganz überwunden werden kann. Förderprogramme, um diese Kinder zu unterstützen, gibt es viele verschiedene. Einige beginnen bereits im Kindergarten präventiv, in dem die phonologische Bewusstheit geschult wird, die meisten starten erst in der Grundschule, indem die Kinder zuhause, in der Schule und in verschiedenen Institutionen zusätzlich gefördert werden. Angesichts der Fülle an Angeboten gibt es aber nur relativ wenige methodisch gut durchgeführte Evaluationsstudien, um den Erfolg dieser Förderungen auch wissenschaftlich zu prüfen. Einerseits ist es auf diesem Gebiet schwer, den Gütekriterien wissenschaftlichen Arbeitens entsprechen zu können, andererseits wird in einigen Studien auch ganz bewusst darauf verzichtet, sei es aus ethnischen Bedenken oder organisatorischen Gründen. In dieser Arbeit wird nun mit Hilfe einer Metaanalyse versucht, die Evaluationsstudien zur Förderung von Lese-Rechtschreibschwäche zusammenzufassen, um mit Hilfe einer Effektgrößenschätzung ihre Wirksamkeit zu beurteilen und zu erfassen, ob es signifikante Unterschiede in der Wirksamkeit der unterschiedlichen Fördermethoden gibt. Zu diesem Zweck wurden mit Hilfe von Suchmaschinen 33 Studien in regelmäßigen Sprachen gefunden, deren Ergebnisse in Cohens d umgerechnet wurden und die auf Grund ihres Untersuchungsdesigns, ihrer Implementation, Probanden und Fördermaßnahme genau kodiert wurden. Dies wurde für die Lese-und Rechtschreibfähigkeit jeweils getrennt vorgenommen. Bei den Ergebnissen für die Leseförderung zeigte sich eine kleine Effektgröße von d.= 0,1, was darauf schließen lässt, dass die Fördermethoden um die Lesefähigkeit zu steigern sich als nicht effektiv erwiesen. Signifikante Unterschiede zwischen den Fördermethoden ließen sich nicht zeigen. Allein die Studien die mithilfe eines standardisierten Lesetests durchgeführt wurden, zeigten bessere Ergebnisse, als die Studien, die mithilfe eines selbstentwickelten Verfahrens durchgeführt wurden. Dies widerspricht den Ergebnissen anderer Metaanlysen auf diesem Gebiet und wird auf die methodischen Mängel der betroffenen Studien mit einem selbstentwickelten Verfahren zurückgeführt. Die Ergebnisse der Rechtschreibstudien erweisen sich als nicht homogen und daher nicht interpretierbar. Auch durch eine Outlayeranalyse und die Beschränkung auf deutschsprachige Studien brachte keinen Erfolg. Durch den Einsatz von Moderatorvariablen ließen sich keine großen homogenen Subgruppen bilden. Die größte Subgruppe schließt nur sechs Effektstärken ein und zeigt eine gewichtete mittlere Effektstärke von d.=0,26, was etwas höher als das Ergebnis der Lesetrainings, aber dennoch als klein zu interpretieren ist. Die höchste Effektivität zeigte die Subgruppe, in der ein phonologisches Training durchgeführt wurde, mit einer gemittelten gewichteten Effektstärke von d.= 0,44. Allerdings wurden hierbei nur 3 Effekte integriert, was zu einer geringeren Teststärke führt. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Förderung der Lese-Rechtschreibfähigkeit nur geringe Erfolge zu erzielen scheint und auf diesem Gebiet ein deutlicher Mangel an methodisch korrekt durchgeführten deutschsprachigen Studien herrscht. Weitere Forschung, auch um die Förderung effektiver gestalten zu können, wäre wünschenswert.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Lese-Rechtschreibschwäche Trainingsprogramme Evaluationsstudien Effektstärkenberechnung und Vergleich
Autor*innen
Isabella Maria Grohmann
Haupttitel (Deutsch)
Sind gängige Lese-Rechtschreibprogramme effektiv?
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine Metaanalyse
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
67, 10 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Alfred Schabmann
Klassifikation
77 Psychologie > 77.55 Kinderpsychologie
AC Nummer
AC07703757
Utheses ID
4208
Studienkennzahl
UA | 298 | | |
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