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"Wie überall kommt es auch beim Puppenspiel auf die Haltung und Gesinnung an (...)"
zur Frage eines Zusammenhanges zwischen Handpuppenspiel und Propaganda im Dritten Reich - eine Annäherung
Alexander Wessely
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Wolfgang Greisenegger
DOI
10.25365/thesis.4759
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29080.05284.844560-4
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Präzise eingesetzte Propaganda war mitunter einer der Faktoren, dass die Nationalsozialisten innerhalb kürzester Zeit zur bestimmenden politischen Macht in Deutschland, später auch in Österreich der späten Zwischenkriegszeit wurden.
Alle Bereiche des öffentlichen Lebens wurden von der vom Propagandaministerium unter Josef Goebbels durchzogen. Die Propaganda begann in der Kindererziehung, klinkte sich in das Schulwesen ein und beherrschte die Arbeitswelt und das Kulturleben in all seinen Facetten. Auch das scheinbar unscheinbare Puppentheater, welches nach seinem Wandel und seiner künstlerischen Hochblüte um die Jahrhundertwende in der Zwischenkriegszeit vor allem von den Pädagogen und den Verantwortlichen der sozialdemokratischen Jugendorganisationen für deren Erziehungsarbeit eingesetzt wurde, wurde nun auch von den Nationalsozialisten eingesetzt. Ein dem Propagandaministerium direkt unterstelltes „Reichsinstitut für Puppenspiel“ sollte eine Leitende Funktion übernehmen und letztlich die Puppenspieler und deren Spiel kontrollieren, aber auch neue (Laien-)Puppenspieler ausbilden. Auch in der wissenschaftlichen Grundlegung des Puppenspiels sollte das Institut aktiv werden. Namhafte Puppenspieler stellten sich – nicht immer unfreiwillig – in den Dienst der Nationalsozialisten.
Dennoch wurde die Bedeutung des „Reichsinstitutes für Puppenspiel“, welches sich aufgrund des Krieges aber nie richtig entfalten konnte stets von Puppentheaterforschern in dessen Wichtigkeit für die Propaganda der Nationalsozialisten weit überbewertet, denn auch schon vor dem Wirken des nationalsozialistischen Reichsinstitut für Puppenspiel wurde – wie zuvor angedeutet - das Puppentheater stets für Propagandazwecke, beispielsweise bei den Sozialdemokraten, aber auch in der kaiserlichen Armee der Donaumonarchie, eingesetzt, nach dem Zweiten Weltkrieg in etlichen kommunistischen Staaten, wo es staatlich gefördert wurde schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg durchwegs zu einer neuen qualitativen Hochblüte auflief.
Auch die im Zusammenhang mit dem „Reichsinstitut für Puppenspiel“ stets genannte Zensur der Nationalsozialisten stellt im Laufe der Geschichte keine wesentliche „Neuerung“ im Figurentheater dar. Auch hier waren die Puppenspieler in der Geschichte stets auf die Willkür und das politische Kalkül der Obrigkeit angewiesen, worauf im ersten Teil der Arbeit eingegangen wird.
Wie ist aber nun das politisch gelenkte Puppenspiel im Dritten Reich dann denn generell zu beurteilen? Das Puppenspiel im Dritten Reich war ein Propagandamitteln unter vielen anderen welche von den Nationalsozialisten eingesetzt wurden. Es konnte aber nie die Breitenwirkung erreichen wie beispielsweise der propagandamäßig eingesetzte Film oder Massenveranstaltungen, wie beispielsweise die inszenierten Reichsparteitage der NSDAP. Hingegen konnte das Figurentheater, gerade in den Grenzbereichen, in welchen sich beispielsweise der „Aufwand“ einer Filmvorführung oder einer Großveranstaltung nicht „auszahlte“, bei HJ und BDM, im Grenzland oder bei Soldaten an den Frontabschnitten eingesetzt werden.
So blieb auch dem Puppenspiel im Dritten Reich die Ambivalenz nicht erspart, die im stets im Laufe der Geschichte zu eigen war. Mittel der Puppenspieler und der Obrigkeit, gehasst und gefürchtet, geschätzt und benutzt, politisch verfolgt und missbraucht. Mitten in dieser Ambivalenz waren stets die Puppenspieler und die Hauptfigur des traditionellen Puppenspiels, der Kasperl. Aber wie heißt es schon im alten Wienerlied? „Den Wurschtel kann keiner daschlagen“.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Puppenspiel Drittes Reich Propaganda
Autor*innen
Alexander Wessely
Haupttitel (Deutsch)
"Wie überall kommt es auch beim Puppenspiel auf die Haltung und Gesinnung an (...)"
Hauptuntertitel (Deutsch)
zur Frage eines Zusammenhanges zwischen Handpuppenspiel und Propaganda im Dritten Reich - eine Annäherung
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
519 S., [4] Bl. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Wolfgang Greisenegger ,
Johann Hüttner
AC Nummer
AC05040423
Utheses ID
4233
Studienkennzahl
UA | 092 | 317 | |