Detailansicht

Authentizitätsfiktionen der Fingierten
die US-amerikanische Professional Wrestling-Autobiografie
Paul Ferstl
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie Vergleichende Literaturwissenschaft
Betreuer*in
Norbert Bachleitner
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.72938
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-15815.23509.663169-6
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Als körperorientierte Kampf- und Sprachperformance zwischen Karneval, Sportveranstaltung und (Improvisations-)Theater besteht die Anziehungskraft des multimedialen Produkts Professional Wrestling (in Form von Live-Shows, TV-Live-Übertragungen und Aufzeichnungen) aus einer prekären Balance zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Während die Narrative des Wrestling nach wie vor einen Anspruch auf wirklichkeitsbedeutenden Referenzcharakter behaupten, sind seit den späten 1980ern die Hintergründe und Produktionsmodi der Inszenierungen dieser Entertainmentbranche zunehmend transparenter gemacht und seit den 1990ern auch in zahlreichen Autobiografien von Performerinnen und Performern thematisiert worden. Ziel dieser Arbeit ist es, die Darstellungen der Geschichte, Strukturen, Inhalte, Modi sowie die sozialen und ökonomischen Hintergründe des Professional Wrestling in dem ausgewählten Corpus von 60 US-amerikanischen Wrestling-Autobiografien zu analysieren und damit die Bedeutung dieser Texte für die sich in Entwicklung befindliche öffentliche Erinnerungskultur des Professional Wrestling herauszuarbeiten. Die Wrestling-Autobiografie an sich ist bislang noch nicht Gegenstand der Forschung geworden; in Bezug auf das Wrestling selbst kann sich die Arbeit aber auf eine überschaubare Anzahl von wissenschaftlichen Analysen stützen. Im Sinne der Autobiografie-Forschung kann diese Arbeit auf umfangreiches Material zurückgreifen, welches Autobiografien etwa als literarische Texte, Darstellungen der Welt des Sports, als „Selbsterzählung“ vor allem in Bezug auf körperliches Erleben sowie als Beitrag zu kollektivem Gedächtnis und Erinnerungskultur behandelt. Als „Leittext“ des Corpus US-amerikanischer Wrestling-Autobiografien ist Mick Foleys Have a nice day! A Tale of Blood and Sweatsocks (1999) aufzufassen, der als Bestseller-Katalysator eine Welle an Wrestling-Autobiografien auslöste. Die Texte kontrastieren unterschiedliche Lebensentwürfe, die auf verschiedene Weisen mit dem Professional Wrestling verknüpft sind – vom Familiengeschäft dritter Generation bis hin zum Quereinsteiger aus anderen sportlichen Bereichen. Das erste Kapitel dieser Arbeit bereitet dieser Analyse den Boden, indem bestehende Forschungen zu Strukturen, Inhalten und Geschichte des Wrestling ausgewertet, in einer Synthese zusammengeführt und weiter-entwickelt werden. Ergebnis dieses Kapitels ist eine Darstellung der Definitionen, Fachbegriffe, AktantInnen, ProtagonistInnen, Produkte und Geschichte des Professional Wrestling, seiner kulturwissenschaftlich besonders herausfordernden und für seine Selbstzeugnisse relevanten Themen, und seiner Rezeption aus ästhetischen wie ethischen Perspektiven. Das zweite Kapitel dieser Arbeit erstellt den notwendigen theoretischen Apparat, um die Untersuchung der spezifischen Quellenform Autobiografie zu ermöglichen. In diesem Kapitel wird das grundlegende gattungstheoretische Wissen erarbeitet, um die Herausforderungen des Umgangs mit Texten dieser Arbeit zu veranschaulichen und aus dem aktuellen Forschungsdiskurs methodisches Rüstzeug für eine Auseinandersetzung mit Autobiografien zu gewinnen. Nebst grundlegenden Texten zu Form und Funktion bestimmt dieses Kapitel der Gegensatz zwischen auf der einen Seite post-strukturalistischen Positionen, die einem unreflektierten Glauben an die Referentialität autobiografischer Texte auf außertextuelle Begebenheiten (um damit der Möglichkeit einer Abbildung konkreter biografischer Realität) skeptisch gegenüber stehen, und auf der anderen Seite dem Umstand, dass Selbstzeugnisse oftmals die einzigen Quellen sind, die über die sozialgeschichtlichen Lebensbedingungen und Diskurse von Individuen, Gruppen oder Schichten Aufschluss geben können. Das dritte Kapitel widmet sich der Analyse der Autobiografien als Texte und erarbeitet Aussagen zu deren Kontexten, Strukturen, Inhalten, Erzählverfahren und Funktionsweisen, etwa in Rückgriff auf Theorien zur Ausbildung eines kollektiven Gedächtnisses und von Erinnerungskulturen. Die Bedingungen, unter denen eine Person in der Lage ist, durch eine Autobiografie zu diesem Diskurs beizutragen, werden ebenso analysiert wie die Konstitution von AutorIn und ErzählerIn innerhalb der autobiografischen Texte. Darüber hinaus werden leitende Prinzipien der Form und Struktur von Professional Wrestling-Autobiografien erarbeitet, die Rolle von Inter- bzw. Transtextualität in den Autobiografien geprüft und die inhaltlichen Tendenzen und Ziele der Texte analysiert. Zudem werden die in den Autobiografien enthaltenen Informationen aufbereitet, die für eine Sozialgeschichte des Wrestling dienlich sind, und die Mechanismen, Funktionen und Diskurse dieser Subkultur aus der individuellen Sicht der WrestlerInnen heraus dargestellt. In der Summe stellt diese Arbeit eine erste „Kulturgeschichte des Professional Wrestling“ dar.
Abstract
(Englisch)
Professional Wrestling is a form of sports entertainment and martial arts performance, situated between carnival, sporting event and (improvisational) theatre, a multi-medial product mainly consisting of live shows and both live and recorded TV shows. Its concept – a precarious balance be-tween reality and fiction – has become more transparent since the late 1980s (when public discussion of its background and production modes started) and, since the 1990s, it has become the subject of numerous autobiographies authored by wrestling performers. The dissertation analyses the autobiographical representations of the history, structures, contents, modes, as well as the social and economic background of professional wrestling within the existing corpus of US professional wrestling autobiographies, and the influence of these texts on its developing Erinnerungskultur (culture of remembrance) of professional wrestling. The professional wrestling autobiography itself has not been the subject of research before; research on professional wrestling itself, however, has resulted in a number of scientific analyses the dissertation can rely upon. The analysis of the autobiographies as such is based on extensive secondary material (focusing on autobiographies as literary texts, as representations of the world of sports, as "self-narratives" of the body, and as contributions to collective memory and Erinnerungskultur). The corpus of US professional wrestling autobiographies as analysed within the framework of this study comprises 60 titles. Mick Foley’s Have a nice day! A Tale of Blood and Sweatsocks (1999) served as a bestselling catalyst that sparked a wave of wrestling autobiographies. The texts narrate lives linked in a variety of ways to professional wrestling - from third generation family businesses to sports professionals who chose pro wrestling as a second career. The first chapter of this dissertation provides a synthesis and enhancement of existing research on the history, structures and topics of professional wrestling. Its result is a presentation of definitions, technical terms, protagonists, and the organisational structures of professional wrestling, of its history, its especially relevant topics (both as a sub-culture and with-in the autobiographies), and of its reception from both ethical and aesthetic perspectives. The second chapter provides the necessary theoretical framework to analyse texts as autobiographies and discusses their potential as sources for historical and sociological analysis, especially with regard to the implications of post-structural theories that problematize the literary genre’s claims to actually reference reality. The third chapter presents the analysis of the autobiographies and compiles information on their contexts, structures, contents, narrative methods and functions, especially in reference to the construction of a collective memory and a culture of remembrance. The study analyses modes of access to this discourse and the creation of autobiographical narrators within the framework of professional wrestling. The analysis also defines the leading principles of professional wrestling autobiographies’ form and structure, their use of intertextuality, and it collects and structures information supplied by the autobiographies that are relevant for a socio-cultural history of professional wrestling, presenting the mechanisms, functions and discourses of this sub-culture from the individual perspectives of its performers. In its entirety, this study provides the first cultural history of US professional wrestling.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
autobiography professional wrestling cultural history of professional wrestling culture of remembrance collective memory
Schlagwörter
(Deutsch)
Autobiografie Professional Wrestling Kulturgeschichte Erinnerungskultur kollektives Gedächtnis
Autor*innen
Paul Ferstl
Haupttitel (Deutsch)
Authentizitätsfiktionen der Fingierten
Hauptuntertitel (Deutsch)
die US-amerikanische Professional Wrestling-Autobiografie
Publikationsjahr
2017
Umfangsangabe
502 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Norbert Bachleitner ,
Stefan Zahlmann
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.87 Besondere Literaturkategorien ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.90 Literatur in Beziehung zu anderen Bereichen von Wissenschaft und Kultur ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.92 Vergleichende Literaturwissenschaft: Allgemeines
AC Nummer
AC14460566
Utheses ID
42406
Studienkennzahl
UA | 092 | 393 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1