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Die österreichischen Vizeköniginnen von Neapel (1707-1734)
adelige Amtsträgerinnen im habsburgischen Süditalien
Pia Christina Wallnig
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie Geschichte
Betreuer*in
Thomas, Winkelbauer
DOI
10.25365/thesis.48172
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-22773.17459.846662-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die österreichischen Vizeköniginnen von Neapel (1707-1734): Adelige Amtsträgerinnen im habsburgischen Süditalien.
Von Pia Wallnig.
Zwischen 1707 und 1734 war das Königreich Neapel Teil der Monarchia Austriaca und wurde, in der Tradition der spanischen Habsburger, von Vizekönigen regiert. Diese stammten aus erbländischem und italienischem Adel.
Sieben der insgesamt elf Vizekönige waren während ihrer Amtszeit verheiratet. Diese sechs Vizeköniginnen von Neapel, eine war die Ehefrau von zwei Vizekönigen, waren bisher kaum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und werden im Rahmen der Arbeit in ihrem gesellschaftlichen und politischen Umfeld verortet. Namentlich handelt es sich um Maria Josefa Gräfin Martinitz (geb. Sternberg), Maria Barbara Gräfin Daun (geb. Herberstein), Camilla principessa Borromeo (geb. Barberini), Maria Ernestine Gräfin Harrach (geb. Dietrichstein, verw. Gallas), Livia principessa Borghese (geb. Spinola) und Teresa contessa Visconti (geb. Cusani).
Die Arbeit vergleicht in Form einer Kollektivbiographie die Lebenswege dieser Frauen, indem sie nacheinander die wichtigsten Stationen ihres Lebens betrachtet, besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Amtsausübung in Neapel. Dadurch sollen die Handlungsspielräume von adeligen Frauen als Ehefrauen hoher Amtsträger beleuchtet werden. Ebenso soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit die Rolle als Vizekönigin von Neapel als eigenes Amt angesehen wurde, auch im Vergleich zu vorherigen Amtstätigkeiten, etwa als Hofdame am Wiener Hof oder als kaiserliche Botschafterin in Rom.
Vor dem Hintergrund der jüngeren Hof- und Patronageforschung sowie einer Frauen- und Geschlechtergeschichte, die in den vergangenen Jahren auch die Diplomatiegeschichte stark geprägt hat, können neue Fragen an die genannte Thematik herangetragen werden: Welchen intellektuellen Hintergrund, welche gesellschaftlichen und politischen Erwartungshaltungen brachten die Vizeköniginnen in ihre Ehe und später in ihr Amt mit? Was lässt sich an Eigen- und Fremdwahrnehmung feststellen? Wie reagierte das vizekönigliche Zeremoniell auf die geänderte politische Situation nach 1707? Welches war das angestammte gesellschaftliche Umfeld der jeweiligen Familie, was änderte sich – oder änderte sich nicht – durch das vizekönigliche Amt? Sind im Hinblick auf die genannten Fragen Unterschiede zwischen den „italienischen“ und den „österreichischen“ Familien feststellbar?
Die genannten Themenbereiche werden im Rahmen der Dissertation im Lichte bisher unbearbeiteter Quellen aus Archiven und Bibliotheken in Italien, Österreich, der Tschechischen Republik und dem Vatikan erstmals untersucht.
Einer Heranführung an das Thema (Kapitel 1) folgt die methodische Fokussierung der einschlägigen Literatur und Quellen auf die Fragestellung hin (Kapitel 2), dann wird der politische, administrative und kulturelle Rahmen des „österreichischen“ Neapel beschrieben, in dem sich die Vizeköniginnen bewegten (Kapitel 3). Der umfangreichste Teil der Arbeit besteht aus einer aus den Quellen gearbeiteten Studie zu den Lebensläufen der einzelnen Vizeköniginnen – vor, in und nach ihrer Tätigkeit in Neapel. Für die Zeit in Neapel ist besonders die Rolle der Vizekönigin in der Öffentlichkeit und ihre Interaktion mit der lokalen Bevölkerung und den lokalen Eliten von Interesse, ebenso ihr Auftreten gemeinsam mit dem Vizekönig als „Amtspaar“ (Kapitel 4). Die hier gemachten Beobachtungen werden in einem abschließenden Abschnitt (Kapitel 5) noch einmal auf die Fragestellung der Arbeit hin diskutiert: Die Tätigkeiten der Vizeköniginnen waren in manchem einem „Amt“ verwandt, gründeten jedoch zugleich auch in einem primär familiär-aristokratischen Selbstverständnis. Dieses fand in und mit der Monarchia Austriaca einen geeigneten politisch-kulturellen Projektionsraum vor.
Abstract
(Englisch)
The Austrian Vice-Reines of Naples (1707–1734): Aristocratic Office Holders in Habsburg Southern Italy.
By Pia Wallnig
In the period between 1707 and 1734, the Kingdom of Naples was part of the Austrian Monarchy, and, as under Spanish rule, was governed by Vice-Roys. They descended from noble families in Italy and the Habsburg Hereditary Lands.
Seven out of the eleven Vice-Roys were married at the time they entered office, and the respective six Vice-Reines (one of them was married to two different Vice-Roys) have never been until now the object of historiographical inquiry. This thesis aims at contextualizing them in their social and political environments.
The names of the Austrian Vice-Reines are: Maria Josefa countess Martinitz (née Sternberg), Maria Barbara countess Daun (née Herberstein), Camilla princess Borromeo (née Barberini), Maria Ernestine countess Harrach (née Dietrichstein, widowed Gallas), Livia princess Borghese (née Spinola) and Teresa countess Visconti (née Cusani).
The present study compares the lives of these women by way of a collective biography that subsequently addresses all major stages in their lives, with a particular emphasis on their tenure in Naples. Against this background, it will be discussed what agency noblewomen could acquire in their role as wives of male office-holders, and to what degree the role of Vice-Reine was conceived as an office at all, also in comparison to other activities like lady-in-waiting at the Viennese court, or imperial ambassadress in Rome.
New questions can be asked in the light of recent research on courts and patronage, as well as of gender studies increasingly informing the history of diplomacy: What kind of intellectual background, what social and political expectations and aspirations would the future Vice-Reines bring into their marriage, and later into their office? What can be observed in terms of self-perception, and the perception of otherness? How did the vice-royal ceremonial react to the political changes after 1707? What were the traditional social environments of the respective families, what changed – or not – by way of the vice-royal office? Are there any differences, with regard to these sets of questions, between the “Italian” and the “Austrian” families?
In the present thesis, these questions will be addressed for the first time through hitherto unpublished sources from archives and libraries in Austria, the Czech Republic, Italy and the Vatican.
A first framing of the topic (chapter 1) is followed by a focused aligning of sources and literature to the specific requirements of the argument (chapter 2). After that, the political, administrative and cultural framework of “Austrian Naples”, as experienced by the Vice-Reines, is described (chapter 3). The main body of the study consists in a source-based comparative analysis of the lives of the individual Vice-Reines: before, in and after their activity in Naples. For the latter, particular attention is devoted to their public role, their interaction with the local population and the local élites as well as to their appearance, together with the Vice-Roys, in the shape of an “aristocratic working couple” (chapter 4). The observations made here are eventually discussed once again against the backdrop of the overall question in the final section of the study (chapter 5): The activities of the Vice-Reines were in many regards akin to an “office”, while at the same time they were deeply and primarily rooted in a family-based aristocratic self-consciousness. This self-consciousness, however, could make use of the Monarchia Austriaca as an adequate frame of political and cultural reference.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Viceroyalty of Naples female office holders Habsburg monarchy 1707-1734
Schlagwörter
(Deutsch)
Vizekönigtum Neapel weibliche Amtsträgerinnen Habsburgermonarchie 1707-1734
Autor*innen
Pia Christina Wallnig
Haupttitel (Deutsch)
Die österreichischen Vizeköniginnen von Neapel (1707-1734)
Hauptuntertitel (Deutsch)
adelige Amtsträgerinnen im habsburgischen Süditalien
Publikationsjahr
2017
Umfangsangabe
221 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Thomas Winkelbauer ,
Katrin Keller
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.34 Europäische Geschichte 1492-1789 ,
15 Geschichte > 15.60 Schweiz, Österreich-Ungarn, Österreich
AC Nummer
AC13790860
Utheses ID
42550
Studienkennzahl
UA | 092 | 312 | |
