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Die Mythenmetzsche Abschweifung in Walter Moers' Zamonien-Romanen als digressives Erbe Laurence Sternes und Jean Pauls
David Ralf Hackl
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Lehramtsstudium UF Deutsch UF Psychologie und Philosophie
Betreuer*in
Wynfrid Kriegleder
DOI
10.25365/thesis.48252
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-22767.91033.347962-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Zentrales Thema der Diplomarbeit stellt die Digression dar, welche an sich nicht einfach zu definieren scheint. Derlei Abschweifungen sind ein markantes Merkmal der literarischen Texte sowohl Laurence Sternes, Jean Paul Friedrich Richters als auch Walter Moers’. In insgesamt drei großen Kapiteln wird versucht aufzuzeigen, wie sich die Digressionen über einen historischen Verlauf etwaig verändert respektive angepasst haben und welche konkreten Anwendungen sie in den einzelnen Werken der Literaten haben.
Begonnen wird mit der Rhetorik und der damit verbundenen Mündlichkeit, die quasi als Startpunkt im Sinne einer literarischen Untersuchung angesehen werden kann. Vor allem Andreas Härters Werk ‚Digressionen: Studien zum Verhältnis von Ordnung und Abweichung in Rhetorik und Poetik’ als auch Heinrich Lausbergs ‚Elemente der literarischen Rhetorik’ stellen in diesem Zusammenhang wesentliche Anknüpfungspunkte dar. Über eine historische Klassifikation der verschiedenen Digressionstypen nach Wieland widmet sich die Arbeit einer Thematik der (Un-) Ordnung in Sternes bekanntestem Werk ‚Tristram Shandy’, stellt dieses ebenso in den Kontext des Philosophen John Locke. Springender Punkt bei jenem englischen Schriftsteller scheint eine sogenannte Wiederentdeckung der Ordnung durch die Anwendung der Digression, da diese zwar vom eigentlichen Weg des Textes abkommen lässt, zeitgleich jedoch gerade dadurch auf die eigentliche Linearität hinweist.
Das damit beginnende zweite große Kapitel stellt eine Auseinandersetzung mit den beiden Schriftstellern Sterne und Jean Paul dar, die sich immer wieder mit der Kritik konfrontiert sahen, gegen eine sogenannte Regelpoetik zu verstoßen und dem eigentlichen literarischen Diskurs auf einen ersten Blick nicht anzugehören. Zu Jean Pauls Werken wird verstärkt auf Magnus Wielands ‚Vexierzüge’ eingegangen, der zunächst Beispiele anführt, welche Möglichkeiten des beispielhaft Abschweifenden existierten und wie damit auf Seiten der Leserschaft umgegangen werden könnte. Ebenfalls im Blick der Untersuchung befindet sich die explizite Kritik am Schreiben des mitunter als diabolisch bezeichneten Jean Paul Friedrich Richters, der innerhalb seiner Werke diese auszuhebeln versucht, darüber hinaus seinen Gegnern und der damalig ästhetischen, anthropologischen oder rhetorischen Kritik gegenübertritt.
Den Beginn des dritten Teils macht zunächst eine Einführung in die Mythenmetzsche Abschweifung, die versucht werden soll als digressives Erbe zu ermitteln. Der darauf folgende Abschnitt behandelt die Abschweifungen unter Berücksichtigung der Metafiktionalität, welche allen drei Schriftstellern zu gewissem Grad zukommt und als erste Gemeinsamkeit anzusehen ist. Dieser Punkt dient als Ausgangslage um weiter den Paratext mitsamt der beispielsweisen Fußnoten oder der Pseudonymität zu behandeln. Auch stellt Gérard Genettes Intertextualitätstheorie zu den Palimpsesten einen markanten Punkt dar, welche die Literatur der zweiten Stufe behandelt, wenn sich also ein Text auf einen anderen zu beziehen versucht. Ein weiteres Unterkapitel gilt es der Enzyklopädik einzuräumen, die hier als eigentliches Anwendungsgebiet der Digression zu verstehen ist.
Sowohl Laurence Sterne, Jean Paul als auch Walter Moers stehen in der Tradition dieses enzyklopädischen Romans, der hier mit Hilfe beispielsweise des gelehrten Witzes Anwendung findet. Kombinatorische Poetik, zwischen der Enzyklopädie und der Poetik angesiedelt, wird ebenso wie das ‚Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung von Professor Doktor Abdul Nachtigaller’, einem ebenso hinsichtlich der Intertextualität relevanten eingeführten Nachschlagwerk, behandelt. Ein sozusagen stets anwachsendes compendium mundi, wie es bereits zu Lebzeiten Jean Pauls in Form der Exzerpierkästen angewendet wurde, versucht der Autor hier dem fiktiven Erzähler anzudichten, welches nur eine der Parallelen zwischen Paul und Moers belichten sollte. Die Conclusio versucht also zu bestätigen, dass die Digression heute in ihrer Anwendung immer noch auf ähnliche Art und Weise zu funktionieren scheint und sich die metafiktionalen Elemente bei Moers gerade dieser Funktionen des Abschweifenden von Sterne und Paul bedienen.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Laurence Sterne Jean Paul Walter Moers
Autor*innen
David Ralf Hackl
Haupttitel (Deutsch)
Die Mythenmetzsche Abschweifung in Walter Moers' Zamonien-Romanen als digressives Erbe Laurence Sternes und Jean Pauls
Publikationsjahr
2017
Umfangsangabe
113 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Wynfrid Kriegleder
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.70 Literaturwissenschaft: Allgemeines
AC Nummer
AC13796674
Utheses ID
42625
Studienkennzahl
UA | 190 | 333 | 299 |