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Die Krise des freien Willens
Geist - Gehirn - Verbrechen
Markus Kiesling
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie Philosophie
Betreuer*in
Josef Rhemann
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.48281
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-22767.81511.288959-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die leitende Frage war und ist in dieser Arbeit: Sind Verbrecher für ihre Taten verantwortlich? Dies steht im Zusammenhang mit der größeren Frage: Haben die Menschen einen freien Willen? Seit den 1990er Jahren gibt es das Gebiet der modernen Hirnforschung, und seitdem verbinden verschiedene Forscher diese beiden Fragen in biologistischer Art und Weise miteinander. Sie kommen zu dem Schluss, dass es keinen freien Willen und keine Verantwortungsübernahme bei Verbrechen gibt. Diesen Aussagen möchte sich die Arbeit auf philosophische Weise stellen. Den formalen Rahmen bietet Hans Slugas Konzept der philosophischen Diagnose. Wie in der Medizin soll versucht werden, die Phänomenologie der Problematik heraus zu streichen, ihre Genealogie zu bestimmen, die weitere Entwicklung zu prognostizieren und schließlich eine Behandlungsprotokoll vorzulegen. Es folgt eine genaue Analyse, wie sich das Leben, und in diesem Fall das Verbrechen, denn tatsächlich vollzieht. Daten und Fakten über die Art von Bestrafung über die Zeit, über die Anzahl der angezeigten Vergehen bis hin zur Situation in den Justizanstalten werden geliefert. Dann wird anhand von vier unterschiedlichen Philosophen unterschiedlicher Epochen aufzuzeigen versucht, welchen Begriff von Freiheit sie hatten. Es soll vor allem gezeigt werden, welche Mühe die Philosophie sich schon seit Ewigkeiten mit dem Konstrukt der menschlichen Freiheit gemacht hat. Namentlich dreht es sich um Aristoteles, Augustinus, Ibn Ruschd und Kant. Weiters werden die Ansichten der Hirnforscher ins Spiel gebracht: Benjamin Libets Überlegungen und sein berühmtes Experiment werden genauestens präsentiert. Die Meinungen von Wolf Singer und Gerhard Roth werden nachzuzeichnen versucht, eben um herauszuarbeiten, wie sie zu ihrer streng deterministischen Weltsicht gelangten. So kristallisiert sich die Frage heraus, wie es so weit kommen konnte, dass Biologen sich mit Fragen der Philosophie und der Theologie beschäftigen, und sogar die Deutungshoheit (innerhalb kürzester Zeit) erreichen konnten. Eine Antwort darauf, sowie der Versuch darzulegen, dass das nicht zwingend so sein müsste, wird dann im Abschnitt Kritik angestrebt. Selbige arbeit sich in erster Linie an den Standpunkten Brigitte Falkenburgs und Felix Haslers ab. Es wird dargelegt, dass die Hirnforschung teilweise ihre eigenen naturwissenschaftlichen Grundsätze nicht immer ausreichend verfolgt, und auch, dass sie selbst zu einer Art von Metaphysik, zu einem Mythos, geworden ist. Allerdings scheint sie das nicht zu bemerken. Letztendlich wird versucht eine Synthese zu erarbeiten. Dafür wird auf das Konzept der Philosophischen Anthropologie Helmuth Plessners zurückgegriffen. Mit Hilfe seiner Überlegungen kann der Brückenschlag gelingen, der beide Richtungen der Wissenschaft, die philosophische sowie die naturwissenschaftliche, zusammenführt. Mit seiner Konzeption des Menschlichen 'von unten herauf', aus dem Organischen kommend, liefert er uns Behandlungsmöglichkeiten, die nicht auf ein entweder-oder hinauslaufen, sondern tatsächlich das sowohl-als auch in den Fokus rücken! Die Frage, die tatsächlich zu behandeln ist, bleibt nämlich eine andere: Was ist der Mensch?
Abstract
(Englisch)
This study has one leading question: Are criminals responsible for their actions? This stands in connection with a bigger question: Do people have a free will? Since the 1990s exists the area of the modern brain research, and since then different researchers connect these both questions in biologistic way with each other. They come to the end that there is no free will - and no takeover for responsibility with crime. To these statements the work would like to position itself in philosophical manner. Hans Sluga's concept of the philosophical diagnosis offers the formal frame. As in the medicine should be tried to carve out the phenomenology of the problems, to determine the genealogy, to forecast the further development, and to present finally a protocol of treatment. Then the work starts with an exact analysis, how life (and in this case: the crime) really takes place. Data and facts about the kind of punishment over the years, about the number of the indicated offenses, and about the situation in the prisons are presented. Four different philosophers from different epochs should demonstrate which concept of freedom they had. It should be shown which problems has made the philosophy to itself (since s long time already) with the construct of the human freedom. This concerns in particular Aristotle, Augustine of Hippo, Ibn Rushd, and Kant. Then there follow the views of the brain researchers: Benjamin Libet's considerations and his famous experiment are presented most exactly, Wolf Singerʹs and Gerhard Roth's opinions are shown. The question is, why and how they came to their strict Determinism. And thus one comes to an other, more important question: why do biologists deal with problems of the philosophy and the theology? Why did they become the most important protagonists in this issue (in such a short amount of time)? In the next segment, called criticism, we try to give an answer to this question. It will also be shown that this is no necessary development. Primarily, the positions of Brigitta Falkenburgʹs and Felix Haslerʹs are pulled up for it. It is demonstrated that the brain research partially not always pursues enough its own scientific principles. Brain research has become itself a kind of metaphysics, a little bit like a myth. Indeed, it does not seem to perceive this. At last, the whole work should end in a synthesis: This succeeds (hopefully) with the conception of the Philosophical Anthropology of Helmuth Plessner. With the help of his considerations we can build a bridge which brings together both directions of the science (philosophy and natural sciences). With his concept of the human 'from below upwards', beginning in the organic itself, he delivers us possibilities of treatment. This focuses not on either … or, but on … as well as...! The truly urgent question remains of course another: What is the Human Being?

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Philosophy Anthropology Kant Plessner brain research crime
Schlagwörter
(Deutsch)
Philosophie Anthropologie Kant Plessner Hirnforschung Verbrechen
Autor*innen
Markus Kiesling
Haupttitel (Deutsch)
Die Krise des freien Willens
Hauptuntertitel (Deutsch)
Geist - Gehirn - Verbrechen
Publikationsjahr
2017
Umfangsangabe
304 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Josef Rhemann ,
Alfred Pfabigan
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.36 Philosophische Anthropologie ,
77 Psychologie > 77.02 Philosophie und Theorie der Psychologie
AC Nummer
AC14486541
Utheses ID
42653
Studienkennzahl
UA | 092 | 296 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1