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Der Hass der Zeit, die Zeit des Hasses
eine diskurtive Analyse von Hasspostings auf Facebook im Spannungsfeld von Bürgern/Bürgerinnen, Politik und Medien
Raffaela Brundiers
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Theater-, Film- und Medientheorie
Betreuer*in
Thomas Waitz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.48621
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-23238.21518.190262-2
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Rassistische Hassrede ist fester Bestandteil der seit dem Jahr 2015 in Deutschland anhaltenden „Flüchtlingskrise“, zeigt sich vornehmlich in Form von Meldungen und Kommentaren in dem sozialen Netzwerk Facebook und richtet sich gegen ethnische Minderheiten, Asylbewerber/-innen und Migranten/Migrantinnen, meist verknüpft mit einer verschwörungstheoretischen Abneigung gegenüber etablierten Medien und der Politik. Die Arbeit untersucht dieses aktuelle mediale Phänomen der Hasspostings aus einer diskursanalytischen Perspektive; die Entstehung von rassistischen Hassbeiträgen auf Facebook wird hinsichtlich des internen Zusammenspiels von politischer, affektiver und medialer Gouvernementalität des gegenwärtigen Neoliberalismus reflektiert und analysiert zudem die daraus entstehenden Machtpotenziale bürgerlicher Partizipation gegenüber externen machtpolitischen Strategien der ökonomischen und der staatlichen Einflussnahme. Auf gesellschaftspolitischer Ebene erscheinen Hassbeiträge als Resultat einer selbstautorisierten Bürger/-innenbeteiligung, die sich durch die gouvernementale Anrufung des Staates zur politischen Partizipation bedingt und in den Kontext einer generellen Empowerment-Maxime der Gegenwart eingeordnet werden kann. Der rassistische Hass wird zudem zur politischen Ressource in Bezug auf eine emotionale Selbstführung und verortet sich als Negativbeispiel in die aktuelle Entwicklung einer politischen Emotionalisierung im „postfaktischen“ Zeitalter. Hass wird sowohl als Ausgangspunkt als auch als Instrument einer affektiven Selbstermächtigung des Subjekts ersichtlich – Eigenverantwortung und Beteiligung im Modus der Affektion beschreiben somit die gouvernementalen Regierungspraktiken der Gegenwart, die auf politischer Ebene das Verhältnis von Bürgern/Bürgerinnen, Staat und Politik in der neoliberalen Demokratie grundlegend transformieren. Aus medialer Hinsicht können Hasspostings als Effekte angesehen werden, die sich aus dem korrelativen Fremd- und Selbstführungsverhältnis zwischen Technologie und Mensch im gouvernementalen System sozialer Netzwerken ergeben; als Resultat medialer Verzerrungen durch Vernetzungstechnologie, nutzergenerierte Inhalte und Kommentarfunktionen auf Basis algorithmischer Filterverfahren, die zu einer fragmentierten postmodernen Öffentlichkeit führen und zu personalisierenden Wirklichkeitskonstitutionen im virtuellen Raum, die sich im politischen Nutzungskontext vor allem produktiv auf die Hervorbringung von Extremansichten auswirken. Die Entstehung moderner Hassrede ergibt sich somit als Folge beziehungsreicher Gouvernementalitäten und demokratischer Veränderungen der Gegenwart. Zudem verdeutlichen Hasspostings eine neue Form und neue Möglichkeiten bürgerlicher Partizipationsmacht, die ein derartiges Ausmaß angenommen hat, dass sie den Staat in Konflikt mit dem Internetkonzern Facebook bringt und zudem machtpolitische Maßnahmen der Bundesregierung in Form von Verfassungsänderung erfordert und damit insgesamt als Auslöser für die Neuregelung demokratischer Grundlagen angesehen werden kann – Hasspostings auf Facebook markieren exemplarisch das Ungleichgewicht zwischen politischen, bürgerlichen und ökonomischen Machtmechanismen der Selbst- und Fremdführung in der Gegenwartsgesellschaft und machen die Veränderung der Demokratie in Zeiten neoliberaler und digitaler Transformationen ersichtlich.
Abstract
(Englisch)
Hate Speech in social media is a big component in the discussion of the refugee movement in Germany at the time. It appears especially in form of comments or postings on the social media platform Facebook and adresses ethnical minorities, migrants and asylum seekers. mostly based on a general averseness to established media and politicians. 
This paper analyses this current medial phenomenon of hate postings from a discursive perspective. The formation of racist hate contributions on Facebook is reflected in terms of the internal interplay between the political, affective and media governmentalities of present neo-liberalism. It also analyses the resulting power potentials of civil participation in comparision with regulatory power-political strategies of economic and state influence. From a sociopolitical point of view, hate postings can be seen as a result of self-authorised citizen involvement, which is caused by gouvernmental appeal to the state and political public participation. Thus, it finds its place within the general empowerment maxim of the present. 
Racist hate also becomes a political resource and is a negative example of the current development of political emotionalization in the "post-factual" age. For the modern subject, hate can be seen as a starting point as well as an instrument of an affective self-empowerment. Whereas, from a media perspective, hate postings can be described as medially biased, and emerge from the interaction between technology and human beings on social networks. In terms of politics it promotes the formation of political extremes. All in all, modern hate speech on Facebook is an effect of neoliberal governmentalities and point out a new era of civil power in the digital age, that demand state intervention. Concerning comtemporary governmentalities hate postings therefore provoke a transformation of democratic basic rights in modern societies and illustrate the imbalance between civil, economic and state power.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Facebook Hasspostings
Schlagwörter
(Deutsch)
Gouvernementalität Facebook Hasspostings
Autor*innen
Raffaela Brundiers
Haupttitel (Deutsch)
Der Hass der Zeit, die Zeit des Hasses
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine diskurtive Analyse von Hasspostings auf Facebook im Spannungsfeld von Bürgern/Bürgerinnen, Politik und Medien
Publikationsjahr
2017
Umfangsangabe
109 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Thomas Waitz
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.15 Wissenschaftspolitik, Kulturpolitik ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.31 Öffentlichkeit ,
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.99 Geisteswissenschaften allgemein: Sonstiges
AC Nummer
AC15079117
Utheses ID
42969
Studienkennzahl
UA | 066 | 582 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1