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"You are too much mistaken in this king"
Heinrich V. im Film
Julia Theres Horvath
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Andreas Schwarcz
DOI
10.25365/thesis.574
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29961.96517.379063-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Henry V., das berühmte Stück Shakespeares wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts
von zwei namhaften Regisseuren verfilmt, nämlich Laurence Olivier (1944) und Kenneth
Branagh (1989). Auf der Analyse beider Filme lag der Schwerpunkt dieser Arbeit,
gefolgt von einem Überblick über die historischen Begebenheiten zu Beginn des
15. Jahrhunderts zur Zeit dieses englischen Königs. Das Originalstück des Autors
enthielt schon zu seiner Entstehungszeit einige Ungereimtheiten, zum Beispiel der
Anspruch auf den französischen Thron oder der Kampf verschiedener Nationen gegen
einen gemeinsamen Feind, die maßgeblich von der Tudor-Geschichtsschreibung
beeinflusst wurden.
Olivier hält sich an Shakespeares Vorgaben und präsentiert uns die Hauptfigur als
fehlerfreien, christlichen König, der zu keiner Zeit Zweifel an seinem Vorhaben hat.
Er ist ein verantwortungsvoller Anführer seiner Truppen und weiß genau, wie die
Franzosen zu schlagen sind. Dass Olivier dabei einige Szenen des Stückes kürzt,
um diese einwandfreie Darstellung zu erreichen, ist im Film nicht ersichtlich. Seine
Interpretation der Schlacht widerspricht vielen historischen Aufzeichnungen, die uns
überlieferten, dass kurz vor Beginn der Schlacht schlechtes Wetter und starker Regen
herrschte, der das Schlachtfeld zu einer Art Sumpf werden ließ und somit die
Ausgangslage für die Franzosen verschlechterte.
In dieser Verfilmung findet sich jedoch kein Wölkchen am Himmel und auch die
Kampfszenen sind sehr sauber und mit wenig Verletzten und Toten dargestellt, obwohl
wir wissen, dass die Schlacht tausende Opfer forderte. Der Film von 1944 orientiert
sich sehr stark an einer Theaterproduktion im Globe Theatre z.B. der Blick hinter
die Kulissen. Olivier nimmt wenig Rücksicht auf eventuelle historische Begebenheiten,
sondern kreiert seine eigene makellose Interpretation des englischen Königs.
Oliviers Heinrich entspricht somit der Geschichtsschreibung zur Zeit Shakespeares,
die Heinrich als christlichen und fehlerfreien Anführer darstellt, der sich gegen die
zahlenmäßig überlegenen Franzosen durchsetzen kann. Kenneth Branaghs Film ist im Vergleich zu Oliviers eine düstere Mittelalter-
Verfilmung, die uns einen von Zweifeln gezeichneten, empfindlichen Heinrich präsentiert.
Aber auch er hält sich nicht genau an den Originaltext, sondern kürzt an verschiedenen
Stellen. Branaghs Heinrich entspricht hierbei weniger den Vorstellungen
der Geschichtsschreibung, die von einem entschlossenen König ausgeht, der zwar
anfangs keine konkreten Pläne hat, aber sich durchaus bewusst war, auf welches
Vorhaben er sich einlässt. Aufgrund seiner Erfahrung aus Jugendjahren war die geplante
Invasion für den König nichts Neues, da er bereits in jungen Jahren einige
Feldzüge angeführt hatte. Zwar finden wir im Stück von Shakespeare Anspielungen
auf Zweifel des Königs, die sich aber nicht direkt auf die Umsetzung seiner Pläne
beziehen, sondern auf die Opfer, die dieser Feldzug mit sich bringen würde. Dafür ist
Branaghs Darstellungsweise der Schlacht von Agincourt viel näher an jenen Erzählungen,
die uns sowohl von englischer, als auch von französischer Seite aus der damaligen
Zeit erhalten sind. Wir wissen heute, dass es damals geregnet hatte und der
Boden des Schlachtfeldes aufgeweicht war. Die Erzählungen aus dem 15. Jahrhundert
sprechen von einer Vielzahl an Opfern, vor allem auf französischer Seite. Branaghs
Schlacht kommt den Beschreibungen sehr nahe, da er uns viel Blut, Verletzte,
Tote und auch viel Matsch und Dreck präsentiert.
Beide Filme legen bei der Umsetzung der Schlachtszenen großen Wert, die Bedeutung
der englischen Bogenschützen hervorzuheben und folgen somit den historischen
Gegebenheiten, da auch die Geschichtsschreibung den Bogenschützen eine
wichtige Rolle zuschreibt. Bei der Darstellung der Franzosen unterscheiden sich die
beiden Produktionen allerdings wieder. Olivier zeigt uns arrogante und überhebliche
Franzosen, deren geistig verwirrter König nicht mehr viel zu befehlen hat. Es fehlt
den Franzosen an Organisation und Zusammenhalt, da jeder nur an sein eigenes
Wohl zu denken scheint. Man weiß heute, dass Karl VI., der französische König, zu
Wutausbrüchen neigte und eine sehr zerstreute und unsichere Persönlichkeit war.
Auch der Streit unter den Franzosen entsprach der damaligen innerpolitischen Situation.
Diese beiden Aspekte trugen zu jener Zeit unter anderem zu Heinrichs Erfolg
bei. Bei Branaghs Interpretation ist die Geisteskrankheit Karls VI. für den Zuschauer
nicht wahrnehmbar und die Gegner des englischen Volkes erscheinen als rational
und vernünftig denkend. Allgemein ist zu sagen, dass sich beide Filme, trotz Änderungen, sehr stark am Stück
Shakespeares orientieren. Beide Produktionen unterliegen Textkürzungen, aber an
verschiedenen Textstellen. Branagh und Olivier nehmen zwar Rücksicht auf etwaige
historische Begebenheiten, jedoch an unterschiedlichen Stellen des Films.
Hierbei ist auch anzumerken, dass die beiden Filme von den eigenen historischen
Ereignissen während der Entstehung maßgeblich beeinflusst wurden. Vor allem Oliviers
Film, der gegen Ende des 2. Weltkriegs herausgebracht wurde und vom englischen
Informationsministerium mitfinanziert wurde, wurde maßgeblich von den politischen
Umständen zu jener Zeit geprägt. Bei Branagh war es der Falkland-Krieg und
die daraus resultierende Frage ob er nun einen Kriegs- oder Antikriegsfilm produziert
hatte. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es schwierig ist aufgrund der
unterschiedlichen technischen Möglichkeiten und historischen Hintergründe während
der Entstehung, beide Verfilmungen miteinander zu vergleichen. Interessant sind
dabei auch die verschiedenen Interpretationsweisen mit denen beide Regisseure den
Film umsetzen, aber gerade dieser Aspekt machte meine Untersuchungen auch so
spannend.
Abstract
(Englisch)
My diploma thesis deals with the two film adaptations by Laurence Olivier (1944) and
Kenneth Branagh (1989) of Shakespeare’s Henry V. The main focus lies on the analysis
of the two movies followed by an overview of the historical events at the beginning
of the 15th century during the reign of this prominent English king. The original
play was already full of various inconsistencies by the time Shakespeare wrote it e.g.
the questionable claim on the French throne or the fight of different nations against
one enemy. The Tudor history writing had been responsible for most of these ambiguities.
In his production, just released before D-Day in 1944, Laurence Olivier tries
to keep partly to Shakespeare’s original. Henry is represented as an accurate, Christian
King who has never had any doubts about his plan. So the passages where the
audience might get doubts about his Christianity e.g. when he orders the murder of
the French soldiers, were cut.
In Olivier’s movie the English king takes responsibility for his actions and knows exactly
how to beat the French in battle. Although his presentation of the king is close
to historical accounts Olivier’s version of the battle of Agincourt appears rather artificial.
It is generally known that just before the battle began bad weather and rain had
made conditions worse on the field especially for the French. We also know that a
great number of soldiers, mainly on the French side, died or were wounded, which
cannot be found in Olivier’s film. His film takes the Globe Theatre in London as a role
model. So the whole film reminds the viewers much more of a theatre production
than of an actual movie. Olivier didn’t take the historical details very much into consideration
but rather created his own perfect and clean interpretation of the king. His
representation of Henry corresponds much more to Tudor history writing which has
been responsible for the positive and admirable image of the king.
In comparison to the former Kenneth Branagh’s production is a rather dark and mysterious
film about the Middle Ages because of the gloomy props and the big amount
of blood the viewers come across. Branagh also does not keep to the original text but
shortens and changes several passages.
In contrast to his predecessor his Henry is interpreted differently as the king is much
more sensitive and in doubts about his plans. The director shows us a king that is not
so sure about his plans. This does not follow the general assumption of most historians
nowadays. Henry had already acquired some experience during several campaigns
in his teens. So the invasion planned was not something completely new for
him. Although we find some hints in Shakespeare’s play about various doubts they
were more concerned with the tragic consequences of warfare and did not directly
affect his plans. Still his presentation of the battle is much more realistic than Olivier’s.
He takes into account the various circumstances e.g. the weather that several
narrators who were present at the battle scene report. In addition he shows a lot of
blood, lots of wounded and dead soldiers which also follows the 15th century accounts.
Both Olivier and Branagh try to emphasize the importance of the archers during
the fighting. It is known that the archers contributed largely to the victory of the
English. In general Branagh delivers the audience a more realistic and rational presentation
of the battle.
Considering the portrayal of the French the two films contract each other again. Olivier
shows us arrogant and bigheaded French soldiers who are confident about their
victory. Charles VI., the French king, is a rather weak and absent-minded character.
There is no unity among the French who are more concerned with their own welfare.
This follows the general historical accounts that inform us about a confused king who
tended to have outbursts of fury quite often. This mental disease cannot be found in
Branagh’s production. Instead he presents us a worthy enemy who knows what he is
doing and acts reasonably and rationally. In general it can be said that both films follow
Shakespeare’s original play but cut out several scenes and passages. Especially
Olivier cuts those scenes in which Henry shows some hardness e.g. the killing of his
friend Bardolph or the order to cut the French soldier’s throat. He does that in order to
keep the Christian and accurate picture of the English king. Branagh and Olivier try to
follow historical facts but do this at different points in the film. It also has to be taken
into consideration that both films have been influenced by the historical circumstances
at the time of the production. Especially Olivier’s film was affected by the general
spirit at the end of World War II: His intention was to encourage the English soldiers with the help of the film which
was released just a short time after D-Day. Branagh’s production, which was released
at the end of the 1980s, was associated with the Falkland-War. Critics could
not decide if they should interpret his version as a war- or antiwar film.
Considering all the various aspects of both films it had been difficult to compare them
due to the different methods of production and political backgrounds. Both creators
use divergent means of interpretation in order to realize their ideas. This makes both
films nearly non-comparable although if you have seen both you automatically start to
evaluate and draw comparisons. Still this was the hardest but most interesting point
during my whole research.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
film analysis Henry V. Olivier Branagh Agincourt 1415
Schlagwörter
(Deutsch)
Filmanalyse Heinrich V. Olivier Branagh Agincourt 1415
Autor*innen
Julia Theres Horvath
Haupttitel (Deutsch)
"You are too much mistaken in this king"
Hauptuntertitel (Deutsch)
Heinrich V. im Film
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
106 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Andreas Schwarcz
Klassifikation
15 Geschichte > 15.33 Hoch- und Spätmittelalter
AC Nummer
AC06742703
Utheses ID
430
Studienkennzahl
UA | 190 | 313 | 344 |