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Mehrsprachigkeit als Kapital an der Universität
eine empirische Untersuchung zur Kapitalisierung studentischer Mehrsprachigkeit im transnationalen universitären Raum
Isabelle Mathé
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Hans-Jürgen Krumm
DOI
10.25365/thesis.4832
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29604.68891.751355-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
‚Mehrsprachigkeit’ wird im Rahmen dieser Arbeit am Beispiel von Studierenden an Wiener Universitäten betrachtet und bezieht sich damit auf (migrationsbedingt) mitgebrachte studentische Mehrsprachigkeit in der Institution Universität bzw. im universitären Feld in Europa. In geschichtlicher Hinsicht wird der Bogen von den Ursprüngen der Universitäten und damit Latein als Universitäts- und Wissenschaftssprache bis hin zu den sog. ‚Nationalsprachen’ und später zum Aufstieg des Englischen in wissenschaftlichen Kontexten gespannt. Die Untersuchung geht am Beispiel Wiener Universitäten der Frage nach, ob studentische Mehrsprachigkeit in einem universitären Feld mit Deutsch als dominanter und damit ‚legitimer’ Sprache kapitalisiert werden und folglich als ‚Kapital’ fungieren kann.
Als Teil der Hochschulforschung repräsentiert die quantitative wie auch die qualitative Studierendenforschung einen wichtigen Zugang sowohl zu individuellen (Sprach-)Biographien als auch zu studentischen Fachkulturen. Im Rahmen universitärer ‚Lernsituationen’ wird studentische Praxis im Hinblick auf Mehrsprachigkeit betrachtet. Der Begriff ‚Mehrsprachigkeit’ wird in Bezug auf die Aspekte des Spracherwerbs bzw. der begleitenden Lebensumstände, unter denen eben dieser erfolgt, erläutert. So spielen Migrationskontexte und in der Folge die Majoritäts- und Minoritätssprachen auf einem bestimmten Territorium eine wichtige Rolle. Der gesellschaftstheoretische Rahmen Pierre Bourdieus steckt u.a. mit seinen Kapitalsorten und dem universitären ‚Sprachmarkt’ jenes Analysefeld ab, in dem die studentische Kapitalisierung von Mehrsprachigkeit untersucht wird.
Die vorliegende Untersuchung folgt einem qualitativen Forschungsansatz. Es wurden zwölf Studierende mit unterschiedlichen Erstsprachen an Wiener Universitäten mit medizinischen bzw. technischen Fachrichtungen im Zeitraum von 2002 bis 2003 in Einzelinterviews zu ihren Bildungs- und Sprachbiographien befragt. Diese Biographien werden in der Arbeit in ihrer Chronologie knapp dargestellt. Eine Auswertung mittels ‚Incidentanalyse’ erfolgt in Bezug auf die Kapitalisierung der mitgebrachten studentischen Mehrsprachigkeit im universitären Feld. Das Fallbeispiel ‚Alex’ will den ‚sprachlichen Habitus’ eines Studierenden mit Griechisch als Erstsprache sowie Griechisch als Kapital in universitären ‚Lernsituationen’ zeigen. Jene ‚Incidents’, in denen ebenfalls gelungene Kapitalisierungen der mitgebrachten studentischen Sprachen wie beispielsweise Bulgarisch, Russisch, Türkisch, Französisch und Slowakisch stattfanden, werden in fallübergreifender Weise, geordnet nach universitären ‚Lernsituationen’, präsentiert.
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass das mitgebrachte Sprachkapital der plurilingualen Studierenden an einem universitären ‚Sprachmarkt’ mit Deutsch als ‚legitimer’ Sprache (am Beispiel Wiener Universitäten) durchwegs einen ‚Tauschwert’ findet und damit kapitalisiert wird. Die universitären ‚Lernsituationen’, in denen die Sprecherinnen und Sprecher mit ihren migrationsbedingt erworbenen und in diesem Feld ‚illegitimen’ Sprachen ‚Wert’ lukrieren, bieten dabei Kapitalisierungskontexte. Im Rahmen von Europäisierungs- und Internationalisierungsbestrebungen der Universitäten ergänzen transnationale Migrationsorientierungen von mehrsprachigen Studentinnen und Studenten das universitäre Feld insofern, als sie dieses für den Zeitraum sowohl während des Studiums als auch danach mit Hilfe ihrer Sprachen in einen transnationalen Raum mit einbeziehen.
Abstract
(Englisch)
As a result of international migration movements, European universities, traditionally orientated towards monolingualism, are beginning to take account of a linguistically and culturally more heterogeneous target group: plurilingual university students. Considering the linguistic diversity that these students contribute to the university environment, the study examines how the field of tertiary education reacts to this challenge. The empirical study has been conducted at public universities in Vienna, Austria. In this context, German, as language of instruction, is considered as the dominant and most ‘legitimate’ language. The empirical study seeks to answer the main research question: Are plurilingual university students able to use and ‘capitalise’ their languages in a university field in which German is the dominant language?
The study is based upon twelve qualitative interviews with plurilingual university students in the technical or medical field at public universities in Vienna (in 2002 and 2003). Its analysis has been carried out within Pierre Bourdieu’s theoretical framework. From case studies, the author has identified examples of university contexts which encourage plurilingual students to use their (immigrant) ‘minority languages’, such as Slovak, Bulgarian, Greek, Russian, Turkish and French. Some of the ‘learning contexts’ include the preparation of university exams in different languages, the use of a ‘minority language’, Greek, with patients in a hospital, the students’ informal communication during class or when providing help at a students’ organisation where a wide range of languages is spoken.
The findings of the empirical study show that the plurilingual students enrich university and academic life with their linguistic contribution. The variety of language ‘capitalisation’ contexts shows that the students’ languages represent a cultural richness for the Viennese universities. Moreover, the plurilingual university students seem to integrate an orientation towards ‘transnational migration’. Nonetheless, this linguistic and cultural ‘enrichment’ still seems to be under-estimated. Considering the process of internationalisation at universities, the linguistic abilities as well as the migration experiences of plurilingual students could be more strongly integrated into the construction process of the future ‘linguistic market’ in the university field.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
plurilingualism university university students linguistic market internationalisation transnationalisation
Schlagwörter
(Deutsch)
Mehrsprachigkeit Universität Studierende Sprachmarkt Kapitalisierung Internationalisierung transnationaler universitärer Raum
Autor*innen
Isabelle Mathé
Haupttitel (Deutsch)
Mehrsprachigkeit als Kapital an der Universität
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine empirische Untersuchung zur Kapitalisierung studentischer Mehrsprachigkeit im transnationalen universitären Raum
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
III, 204 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Hans-Jürgen Krumm ,
Ingrid Gogolin
Klassifikation
81 Bildungswesen > 81.05 Bildungsforschung
AC Nummer
AC05040016
Utheses ID
4306
Studienkennzahl
UA | 092 | 332 | |
