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Modus und Tempus im Deutschen und Albanischen
Vjosa Elezaj-Morina
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Franz Patocka
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.4841
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29175.34667.582865-5
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Ziel dieser Arbeit war es darzustellen, worin aus deutscher Sicht die wichtigsten Unterschiede im Modus- und Tempusbereich zwischen dem Deutschen und dem Albanischen bestehen. Die Kategorie Tempus wurde hauptsächlich in Hinblick auf den Indikativ erläutert. Es wurde aufgezeigt, dass das Deutsche und das Albanische über verschiedene Verbalformen verfügen. So besitzt das Albanische etwa mehr Modi und Tempora als die deutsche Sprache, aber auch die gemeinsamen Modi weisen gewisse Unterschiede in der Bildungsweise und im Gebrauch auf. 1. Der Indikativ wird in beiden Sprachen als Wirklichkeitsform bezeichnet. Bei der Bildung der Tempusformen ist im Deutschen auf den Unterschied zwischen regelmäßigen und unregelmäßigen Verben zu achten. Im Albanischen zeigen die meisten Verben im Aorist und im Partizip Perfekt Stammvariationen (Vokal-Konsonantenwechsel und Stammerweiterung). Die Stammvariationen erfolgen auf regelmäßige Art und Weise und bestimmen – zusammen mit den Personalendungen im Präsens Indikativ – die Einteilung der Verben in insgesamt drei Konjugationen. Weder im Gebrauch noch bei der Bildung zeigt das Präsens der beiden Sprachen Unterschiede. Auch Perfekt und Plusquamperfekt haben im Albanischen und im Deutschen eine ähnliche Funktion, sie unterscheiden sich jedoch hinsichtlich ihrer Bildung: Im Deutschen wird das Perfekt mit den Hilfsverben haben oder sein gebildet, im Albanischen lediglich mit dem Hilfsverb ka ‚haben’. Die aspektuelle Differenzierung in der Vergangenheitsstufe, die im Albanischen durch das Aspektpaar Imperfekt vs. Aorist möglich wird, existiert im Deutschen nicht. Der Sprach- und Übersetzungsvergleich hat gezeigt, dass das Imperfekt und der Aorist des Albanischen durch das deutsche Präteritum wiedergegeben werden. Zu überprüfen bliebe noch, ob bei der Wiedergabe des Imperfekts das Präteritum im Deutschen durch Hilfsmittel (wie z. B. die Verlaufsform war am … oder die Partikel gerade u. a.) unterstützt wird. Eine solche Darstellung würde allerdings nach einem umfangreichen Korpus und einer weitreichenden Analyse verlangen. Im Rahmen dieser Arbeit konnte daher nicht näher darauf eingegangen werden. Den beiden Zukunftstempora, Futur und Futur Perfekt, kommt in beiden Sprachen ähnliche Funktion zu, was anhand der Übersetzungen verdeutlicht werden konnte. Ein Unterschied ergibt sich hinsichtlich der Bildung, da das Futur im Deutschen mit dem Hilfsverb werden + Infinitiv gebildet wird, während dazu im Albanischen die Partikel do + das Vollverb im Konjunktiv verwendet werden. Die Partikel do, die ursprünglich aus dem Modalverb wollen stammt, wird nicht konjugiert. Ein weiterer Unterschied im Verbalsystem beider Sprachen liegt darin, dass der albanische Indikativ über zwei zusätzliche Zukunftstempora verfügt: Futur Imperfekt und Futur Plusquamperfekt. Diese Tempora werden auch als Vergangenheitstempora des Futurs und des Futur Perfekts bezeichnet. Aus dem Sprach- und Übersetzungsvergleich ist hervorgegangen, dass das Futur Imperfekt des Albanischen der würde-Infinitiv-Form des Deutschen entspricht und im Deutschen auch durch diese Form wiedergegeben wird. Das Futur Plusquamperfekt findet im Albanischen nur selten Verwendung und trat auch im untersuchten Textkorpus nicht in Erscheinung. In zwei auf Deutsch verfassten albanischen Grammatiken – Demiraj (1993) und Buchholz/Fiedler (1987) – wird diese Zeitform durch die würde-Perfekt-Form oder durch das Präteritum der Modalverben mit Vermutungsbedeutung wiedergegeben. 2. Der Konjunktiv des Deutschen, der Irrealität/Potentialität ausdrückt und zur Wiedergabe fremder Meinungen dient, entspricht nicht dem Konjunktiv des Albanischen. Zum einen werden in albanischen Grammatiken der Konjunktiv und der Konditional als Modus der Möglichkeit bezeichnet. Beide zusammen decken den Funktionsbereich des deutschen Konjunktivs (II) ab, mit dem Irrealität/Potentialität ausgedrückt wird. Zum anderen wird im Albanischen der Konjunktiv nicht gebraucht, um eine fremde Meinung wiederzugeben. Er gelangt lediglich als Imperativ und Optativ der direkten Rede zum Einsatz, ansonsten werden nur die Tempora gewechselt und nicht – wie im Deutschen üblich – der Modus. Im Unterschied zum deutschen Konjunktiv übernimmt der Konjunktiv im Albanischen auch einige Funktionen des fehlenden Infinitivs (z. B. in der postverbalen Verwendung u. a.), d. h. er kommt an Stellen vor, wo im Deutschen der Infinitiv verwendet wird. 3. Der Imperativ wird in beiden Sprachen in ähnlicher Weise gebraucht, auch kennt man ihn hier wie dort nur in den Formen der 2. Person Singular und Plural. Er weist auch keine Temporalopposition auf, sondern tritt ausschließlich im Präsens auf. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es im Albanischen in morphologischer Hinsicht Abweichungen bei der Objektzeichnung der unmarkierten und der markierten Formen gibt (trego! ‚erzähl!’ und tregomё! ‚erzähl mir!’). 4. Der Admirativ ist ein charakteristischer Modus des Albanischen, der die Verwunderung und die Ironie des Sprechers zum Ausdruck bringt. Im Deutschen gibt es diesen Modus nicht. Um ihn wiederzugeben, verwendet man das Verb im Indikativ, dem verschiedene Mittel beigestellt werden, z. B. lexikalische Mittel (Partikeln), Ausrufezeichen, Intonation (Ç’dreq magjie qenka kjo? ‚Was ist das bloß für ein blöder Zauber?’). 5. Der Optativ dient zum Ausdruck von Segenswünschen oder Flüchen. Dieser Modus wird im Deutschen durch Modalverben, durch den Konjunktiv (I) und durch Partikeln umschrieben: (Rroftë Shqiperia! ‚Es lebe Albanien!’). Der Optativ findet auch Verwendung, um mögliche Handlungen in der Zukunft abseits von Wunsch oder Fluch wiederzugeben (nach der Partikel në ‚wenn/falls’ in Konditional- und Konzessivsätzen). Zusammenfassend stellen sich die Hauptunterschiede in Modus und Tempus aus deutscher Sicht folgendermaßen dar: Anders als das Deutsche verfügt das Albanische im Indikativ über das Aspektpaar Imperfekt vs. Aorist. Im Deutschen werden diese beiden Tempora durch das Präteritum wiedergegeben. Das Albanische besitzt – wiederum im Unterschied zum Deutschen – im Indikativ zwei weitere Zukunftstempora: Futur Imperfekt und Futur Plusquamperfekt. Diese werden im Deutschen durch die würde-Form (bzw. das Futur Plusquamperfekt, aber auch durch das Präteritum der Modalverben mit Vermutungsbedeutung) ausgedrückt. Im Gegensatz zum Deutschen werden im Albanischen zum Ausdruck von Irrealität/Potentialität zwei Modi gebraucht: Konjunktiv und Konditional. Im Albanischen wird beim Übergang von der direkten zur indirekten Rede hauptsächlich ein Tempuswechsel, nicht aber ein Moduswechsel vollzogen. Auch hier zeigt sich ein gravierender Unterschied gegenüber der deutschen Sprache. Eine weitere Abweichung ergibt sich daraus, dass das Albanische über zwei Modi verfügt, mit denen entweder die Verwunderung und die Ironie des Sprechers (Admirativ) oder Segenswünsche bzw. Flüche (Optativ) ausgedrückt werden können. Zur Wiedergabe dieser Modi bedient sich das Deutsche verschiedener Mittel. Es greift z. B. auf Partikeln, Intonation u. a. für den Admirativ sowie auf Modalverben (sollen) oder den Konjunktiv für den Optativ zurück.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Modus und Tempus im Deutschen und Albanischen
Autor*innen
Vjosa Elezaj-Morina
Haupttitel (Deutsch)
Modus und Tempus im Deutschen und Albanischen
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
96 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Franz Patocka
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.14 Vergleichende Sprachwissenschaft ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.14 Vergleichende Sprachwissenschaft
AC Nummer
AC07661253
Utheses ID
4315
Studienkennzahl
UA | 332 | | |
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