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Tektono-metamorphe Entwicklung der SE Kreuzeckgruppe (Ostalpen, Österreich)
Gerit Griesmeier
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Erdwissenschaften
Betreuer*in
Bernhard Grasemann
Mitbetreuer*in
Ralf Schuster
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.48953
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-13159.83509.511065-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die südöstliche Kreuzeckgruppe wird gänzlich von Oberostalpinen Einheiten aufgebaut, die eine unterschiedliche tektono-metamorphoe Entwicklung zeigen. Es können das Koralpe-Wölz- im Liegenden und das Drauzug-Gurktal-Deckensystem im Hangenden unterschieden werden, deren Metamorphoseprägungen zu verschiedenen Zeiten der Erdgeschichte stattgefunden haben. Das Koralpe-Wölz-Deckensystem wird im untersuchten Gebiet von der Prijakt-Decke und dem Prijakt-Polinik-Komplex aufgebaut. Dieser besteht aus monotonen Paragneisen und untergeordnet Glimmerschiefern, die einheitliches, moderat steiles S-Fallen mit Streckungslinearen Richtung SE zeigen. Darin eingeschaltet finden sich feinkörnige Granatamphibolite. Rb/Sr-Abkühlalter in Biotit um 76 ± 1 Ma zeugen von einer alpidischen Prägung des Komplexes. Die Grenze zum überlagernden Drauzug-Gurktal-Deckensystem, die sich in die Kreuzeck-Gailtaler Alpen-Decke, welche wiederum von mehreren Komplexen aufgebaut wird, untergliedert, bildet die Wallner-Scherzone. Diese ist eine mehrere hundert Meter mächtige S fallende, nach S abschiebende Phyllonit-/Mylonitzone und enthält neben stark gescherten Gesteinen der angrenzenden Einheiten auch 10er Meter mächtige Ultrakataklasite. Abkühlalter in den umliegenden Einheiten und Temperaturen in der Scherzone lassen auf eine kretazische Aktivität schließen und es kann angenommen werden, dass die Hochdruck-Gesteine, die weiter nordwestlich im Prijakt-Polinik-Komplex auftreten, teilweise an dieser Bewegungsbahn exhumiert wurden. Die überlagernde Kreuzeck-Gailtaler Alpen-Decke untergliedert sich vom tektonisch Liegenden ins Hangende in den Strieden-, Gaugen- und Goldeck-Komplex. Im Folgenden werden diese von ihrem Auftreten von Norden nach Süden beschrieben. Direkt über der Wallner-Scherzone lagert der Gaugen-Komplex. Er besteht aus braun verwitternden Paragneisen und Glimmerschiefern mit groben, ausgewalzten Hellglimmern und selten eingelagerten, geringmächtigen Amphiboliten. Das Streichen und Fallen ist durch mehrfache Verfaltung uneinheitlich. Der Gaugen-Komplex ist durch die steil N-fallende, nach S überschiebende, EW-streichende Leßnigbach-Scherzone durchschnitten, in der phyllonitisierte Grünschiefer (Chlorit-Serizit-Schiefer) des unterlagernden Strieden-Komplex an die Oberfläche treten. Es wird angenommen, dass sie an die Wallner-Scherzone gebunden ist und somit ebenfalls kretazisch entstand. Vermutlich mit der Leßnigbach-Scherzone verknüpft finden sich Antimonitvorkommen im Gaugen-Komplex in enger lateraler Nahbeziehung zur Scherzone. Sm/Nd-Alter an Granaten aus dem Gaugen-Komplex zeigen während der Variszischen Orogenese um 306 ± 5 Ma Peak-Temperaturen von 560 °C und 6,5 kbar, wie durch Dünnschliffmikroskopie und PT-Analysen gezeigt werden kann. Rb/Sr-Abkühlalter an Biotiten zeigen eine Verjüngung von Süden nach Norden. Während südlich der Leßnigbach-Scherzone Alter von 292 ± 3 und 273 ± 3 Ma auftreten, kann nördlich davon ein Abkühlalter von 221 ± 2 Ma festgestellt werden. Diese Alter werden dahingehend interpretiert, dass sie variszische Abkühlung mit einer thermalen kretazischen Überprägung, die im nördlichen Block stärkere Intensität aufweist, widerspiegeln. Dies zeigt die tektonische Geschichte des nördlichen Blocks, der durch die Aktivität der Wallner- und Leßnigbach-Scherzonen in der Oberkreide aus größerer Tiefe exhumiert wurde. Südlich des Gaugen-Komplex tritt der tektonisch darunter liegende Strieden-Komplex auf, der an der Blaßnig-Scherzone, einer sinistralen, etwa E-W-streichenden Seitenverschiebung im Norden begrenzt ist. Diese beinhaltet gescherte Pseudotachylite und Ultrakataklasite. Der Strieden-Komplex liegt vermutlich aufgrund einer positiven flower structure an der heutigen Position und besteht aus intensiv um NW-fallende Faltenachsenebenen verfalteten Granatglimmerschiefern mit ca. 1 cm großen Granaten und feinkörnigen Amphiboliten. Im Süden wird der Strieden-Komplex vermutlich an einer Störung, die mit der Blaßnig-Scherzone vergleichbar ist, gegen den Gaugen-Komplex begrenzt, welcher wiederum von einer flach S-fallenden Scherbahn vom überlagernden Goldeck-Komplex begrenzt ist. Beide Grenzen sind im untersuchten Gebiet nicht aufgeschlossen, da sie unter alluvialen Sedimenten des Oberdrautales verborgen sind. Der Goldeck-Komplex besteht aus niedrigmetamorphen Phylliten mit wenigen Marmorzügen. Sie werden von untertriassischen Schiefern und mesozoischen Sedimenten des Drauzuges überlagert. Zusätzlich finden sich wenige basaltische Gänge im kartierten Gebiet, die mit den Periadriatischen Intrusiva in Zusammenhang stehen. Außerdem sind weite Teile des Kartiergebietes von quartären Sedimenten bedeckt, welche die letzte große Vereisungsphase bezeugen. Neben Grundmoränenablagerungen finden sich auch Indizien für großmaßstäbliche periglaziale Verwitterung. In der Eiszerfallsphase wurden große Mengen an Eisrandsedimenten abgelagert und durch die Destabilisierung der Hänge kam es zu Massenbewegungen. Zudem ist ein kleiner Gletschervorstoß in einem Seitental während der Eiszerfallsphase durch die Ausbildung einer Seitenmoräne evident.
Abstract
(Englisch)
The southeastern Kreuzeck Mountains are built up by Upper Austroalpine Units, which experienced a markedly different tectono-metamorphic evolution. They can be divided in the Koralpe-Wölz Nappe System in the footwall, and the Drauzug-Gurktal Nappe System in the hanging wall, which had their peak metamorphism in different periods of the earth history. The Koralpe-Wölz Nappe System is built up by the Prijakt Nappe, which is built up by the Prijakt-Polinik Complex. It consists of homogenously S dipping monotonous paragneisses and minor mica shists with SE dipping stretching lineations. Fine grained garnet amphibolites are intercalated. Rb/Sr cooling ages on biotite showing 76 ± 1 Ma, indicate an Alpine imprint of the complex. The borderline to the overlying Kreuzeck-Gailtaler Alpen Nappe, which is subdivided into several complexes, is represented by the Wallner Shearzone. The Wallner Shearzone is a several hundreds of meters thick, S dipping phyllonite/mylonite zone, which is normal faulting to the S. It contains tens of meters thick ultracataclasites apart from heavily sheared rocks of the neighboring complexes. Cooling ages in the bordering units and temperatures in the shearzone, suggest a Cretaceous activity, and it can be assumed that the high pressure rocks, occurring further in the northwest, have been exhumed along this shearzone. The overlying Kreuzeck-Gailtaler Alpen Nappe is subdivided from bottom to top into the Strieden, Gaugen and Goldeck complexes. Following, they are described according to their occurrence from North to South. Directly above the Wallner Shearzone, the Gaugen Complex is located. It is built up by brownish discoloring paragneisses and mica shists with large, sheeted white micas and subordinated amphibolite bodies. The trend and plunge are unhomogenous, due to the polyphase history. The Gaugen Complex is dissected by the steeply N dipping, EW strinking Leßnigbach Shearzone, which is thrusting to the S. It comprises heavily phyllonitisized greenshists (chlorite-sericite shists) from the underlying Strieden Complex. It is suggested that the Leßnigbach Shearzone is linked to the Wallner Shearzone and therefore assumed to be also Cretaceous in age. In tight lateral association antimonite was found in ancient times, which is believed to be connected to the shearzone. Sm/Nd isotope ages on garnets reveal the peak temperatures during the Variscan orogeny to be 306 ± 5 Ma at 560 °C and 6,5 kbar, as shown by microscopy and PT pseudosections. Rb/Sr biotite ages gave 292 ± 3 Ma and 273 ± 3 Ma in the area to the south of the Leßnigbach Shearzone and 221 ± 2 Ma to the north of it. These ages are interpreted to reflect Variscan cooling with a Cretaceous thermal overprint, which is very weak in the South and more intense in the northern block, reflecting the tectonic history of the northern block, which was exhumed from greater depths during the Late Cretaceous activity of the Wallner and Leßnigbach shearzones. South of the Gaugen Complex, the underlying Strieden Complex occurs, which is bordered by the roughly EW striking, sinistral Blaßnig Shearzone. The latter contains pseudotachylites as well as ultracataclasites. The Strieden Complex is suggested to be at the current position due to the activity of a positive flower structure and consists of garnet mica shists with garnets up to 1 cm and fine grained amphibolites, which are heavily folded with NW dipping fold axes. In the South, the Strieden Complex is probably bordered against the Gaugen Complex by a shearzone similar to the Blaßnig Shearzone. The Gaugen Complex in turn is separated from the overlying Goldeck Complex by a shallow to the S dipping shearzone. Both of these borders are not outcropping in the study area, since they are covered by alluvial deposits of the Drau valley. The Goldeck Complex comprises lowgrade phyllites and minor marbles. They are overlain by lower Triassic shists and Mesozoic sediments of the Drauzug. In addition, few basaltic dikes can be found in the mapped area, which are supposed to be connected to the Periadriatic Intrusivs. The area is also interesting in terms of quarternary geology, since there are diverse glacial sediments from the last glacial maximum (Würm). When the ice was finally melting, huge areas were covered by ice marginal sediments and due to destabilization of the mountain slopes, mass movements developed. Additionally, a later glacior of the ice desintegration phase is evident by the formation of a lateral moraine.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Austria Austroalpine Kreuzeck group structural geology geochronology petrology Quaternary geology
Schlagwörter
(Deutsch)
Österreich Ostalpen Kreuzeckgruppe Strukturgeologie Geochronologie Petrologie Quartärgeologie
Autor*innen
Gerit Griesmeier
Haupttitel (Deutsch)
Tektono-metamorphe Entwicklung der SE Kreuzeckgruppe (Ostalpen, Österreich)
Publikationsjahr
2017
Umfangsangabe
70 Seiten : Illustrationen, Diagramme, Karten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Bernhard Grasemann
Klassifikationen
38 Geowissenschaften > 38.10 Geologie: Allgemeines ,
38 Geowissenschaften > 38.17 Geochronologie ,
38 Geowissenschaften > 38.25 Petrologie: Allgemeines ,
38 Geowissenschaften > 38.27 Metamorphe Gesteine ,
38 Geowissenschaften > 38.36 Tektonik ,
38 Geowissenschaften > 38.45 Geomorphologie ,
38 Geowissenschaften > 38.49 Glazialmorphologie ,
38 Geowissenschaften > 38.52 Geologie der Erze ,
38 Geowissenschaften > 38.55 Regionale Geologie
AC Nummer
AC14506836
Utheses ID
43264
Studienkennzahl
UA | 066 | 815 | |
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