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Die Pariser Straßennamen als Spiegelbild der neuzeitlichen Geschichte Frankreichs
Georg Gnad
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Wolfgang Schmale
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.4859
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29722.39373.737154-2
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Benennung eines Gegenstandes lässt Rückschlüsse auf deren Urheber und dessen Motive zu. In topographischen Angelegenheiten wie Orts- oder Straßennamen trifft dies ebenfalls zu und erlaubt die Erforschung der Beweggründe für die Wahl für oder gegen eine bestimmte Bezeichnung. Während in der Antike und dem Frühmittelalter nahezu alle Arten von Flurnamen aus dem Volk heraus entstanden sind, wurden in Frankreich im Ancien Régime Straßennamen als Mittel herrschaftlicher Repräsentation entdeckt und erstmals zur Verherrlichung der Krone herangezogen. In der Französischen Revolution war die Benennung der Pariser Straßennamen wesentlicher Bestandteil der Instrumentalisierung der Massen im Sinne der neuen revolutionären Ideale. Die vorliegende Arbeit erläutert dessen Vorgehensweise und determiniert ihren Platz unter den vielfältigen Veränderungen der Lebensumstände jener Zeit. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die städtebaulichen Entwicklungsphasen von Paris gelegt. Ferner wird die Bedeutung gezielter Namensvergabe in den folgenden Regimen des wechselvollen 19. Jahrhunderts behandelt. Napoléon Bonaparte nützte das Motiv der Umbenennung, um zusätzlich zu seinen Monumentalbauten auch seine Kriegserfolge im Stadtbild zu verewigen. Unter der Restauration wurden alle im Nouveau Régime und des Ersten Kaiserreichs getätigten Maßnahmen nach Möglichkeit rückgängig gemacht. Louis XVIII legte sicherheitshalber das Recht, Straßen, Plätze, Denkmäler und Ähnliches zu benennen, aus der Verantwortung der Bürger und der Städte in seine eigenen Hände. Der Bürgerkönig Louis-Philippe war in seiner Regentschaft mit einem seit je her historisch gewachsenen und niemals geplanten und dadurch kaum noch bewältigbaren Moloch konfrontiert und setzte zaghaft erste Restrukturierungsmaßnahmen, während er in Fragen der Straßennamen auffällig viele Reminiszenzen an Napoléon Bonaparte zurück ins Leben rief. Louis-Napoléon Bonaparte setzte sich schließlich mit der Transformation von Paris ein Denkmal, auf das die moderne Metropole ihre Existenz gründet. Die zahlreichen Boulevards, die sein Stadthalter Haussmann durch die mittelalterlichen Stadtviertel schlagen ließ, bedachte er zum einen Teil mit imperialistischen Bezeichnungen, um eine eigene Herrscherchronologie zu suggerieren. Andererseits nützte auch er den Kult um Napoléon Bonaparte, über dessen Memoria er natürlich auch wiederum sich selbst gedachte. Um die Jahrhundertwende wurde die Schaffung oder der Verbleib eines Straßennamens nicht mehr unter dem Gesichtspunkt beurteilt, ob der Inhalt dem aktuellen Regime opportun wäre, sondern zunehmend schlicht nach der mit der Bezeichnung konnotierten Nationalität. Umbenennungen dieser Art warfen bereits die düsteren Schatten des Ersten Weltkrieges voraus. Nach diesem und auch nach dem Zweiten Weltkrieg gedachten die Pariser den Siegermächten, in dem sie ihnen Straßennamen in ihrer Stadt widmeten. Das Werk bezieht sich zwar hauptsächlich auf die Geschehnisse in Paris, riskiert jedoch auch gelegentlich einen Blick auf die Vorkommnisse im übrigen Frankreich, um Wechselwirkungen und abweichende Ereignisse aufzuzeigen. Neben dem Herausstreichen der wesentlichen Hauptgründe bei der Namensvergabe für Straßen und Plätze in den einzelnen Regierungszeiten wird dessen Umsetzung anhand praktischer Beispiele erläutert, und ihre Bedeutung neben anderen Instrumenten zur Besetzung öffentlichen Raumes diskutiert. Wo es die Quellenlage erlaubt, wird auch die Akzeptanz der jeweiligen Maßnahmen innerhalb der Bevölkerung dargestellt.
Abstract
(Englisch)
Studying the history of naming any item reveals reasons why the given labels were chosen. Early Paris street names were created by the population itself and the streets were assigned motives of directions such as where the paths led to, or because of the occupations or professions that were carried out in the streets, and they were also named after significant buildings and so on. At the peak of French Ancien Régime the kings of the Bourbons discovered guided naming of locations as a useful representation of their royal symbols. Following to the French Revolution in 1789 all royal or churchly street labels were abandoned by the leading and often changing peer groups of Republicans. The resulting empty spaces were filled up with signs cherishing ideals of the new government. The Republicans also set up large programs to spread the revolutionary word throughout the country. Naming or renaming Paris streets were just one point of this revolutionary act. Its impact is also discussed in the diploma thesis. Napoléon Bonaparte eagerly took over the method of road appellations in order to eternalize his military reign. Victories of the French Grande Armée across the battle fields of Europe were remembered by positioning their toponyms in Paris street names, so that people would never forget the glory, that the emperor has donated to his nation. During the Restauration period all signs of the former authorities were wiped out of the French capital and replaced by the recalling motives of the Ancien Régime again. Louis-Philippe tried to unify the nation, which was divided in Monarchists and Republicans. With the re-installing of street labels, which commemorated the glorious victories of Napoléons army, he wanted to rise the national consciousness again. Louis-Philippe also happily benefited of the accomplishment of the emperors monumental building Arc de Triomphe during his reign. Louis-Napoléon Bonaparte, nephew of the small-sized Corsican conqueror, became immortal in Paris streets by transforming the middle-aged slum into a modern metropolis. Under the architectural works, carried out by Baron Haussmann, which took nearly 20 years, the appearance of the city changed considerably. Dozens of Boulevards were constructed in the ancient quarters, and the main avenues were given adequate names to glorify the sovereignty of the second emperor and his family. Besides that, Louis-Napoléon also exploited his uncle’s credits which he earned during his military campaigns and spread tags remembering the victories across the city. Emerging radical national tendencies dominated the naming of Paris streets after his empire fell. The new position of popular French men, scarcely women, lead to an elimination of honoured men of other nationalities, especially of Germans. After the First and Second World War Parisians dedicated roads to cherish the allied forces. The main focus of this diploma thesis lies on Paris but it also tries to draw comparisons with the situation in other cities. Naming and renaming streets in the different governments are presented with many examples and their significance is discussed among other ways of assigning preferred motives to seleced areas. Where the sources allowed, also the inhabitants’ opinions about the steady changes in their hometown are described.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Paris Straßenname Onomastik Toponymie Stadtgeschichte Alltagsgeschichte Kulturgeschichte
Autor*innen
Georg Gnad
Haupttitel (Deutsch)
Die Pariser Straßennamen als Spiegelbild der neuzeitlichen Geschichte Frankreichs
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
109 S. : Ill., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Wolfgang Schmale
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte ,
74 Geographie > 74.60 Raumordnung, Städtebau: Allgemeines
AC Nummer
AC07632006
Utheses ID
4329
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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