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Liebe Heilung, Sinn – die Nahtoderfahrung als moderne Sinnsuche und Beweis für ein Leben nach dem Tod
die NTE als Paradebeispiel populärer Religion
Julia Kraus
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Katholisch-Theologische Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Religionswissenschaft
Betreuer*in
Birgit Heller
DOI
10.25365/thesis.49060
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-20780.25612.359669-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Masterarbeit setzt sich mit Nahtoderfahrungen (NTE) auseinander und verortet sie innerhalb der populären Spiritualität. Auf die historische Betrachtung der Rezeptionsgeschichte der NTE folgt eine kritische Auseinandersetzung mit dem sogenannten „Standardmodell“ der NTE (Moody, Ring), denn die Darstellungen als auch die Erfahrungswelten der NTE sind derart vielfältig, dass die Typologisierung in einem Standardmodell diesem Phänomen in seiner ganzen Breite nur schwer gerecht wird. Eine formal-noetische Definition der NTE sowie das Begreifen des Transzendierens als Merkmal der menschlichen Erfahrung ermöglichen es, die NTE als anthropologische Konstante innerhalb der menschlichen Erlebniswelt zu verorten. Bei der Betrachtung des Diskurses zu NTE zeigt sich, dass die Deutung der NTE in der Postmoderne nur noch am Rande innerhalb von als „religiös“ markierten Institutionen stattfindet: Es kann beobachtet werden, dass sie aus der Sphäre der Religionen hinein in die populäre Kultur gewandert ist, von wo sie rezipiert, bearbeitet und wieder zurück in den Diskurs getragen wird. Der Topos des Todes erfährt, entgegen der Todesverdrängung in der Moderne, eine Aufwertung, die als „Kultivierung des Todes“ (Knoblauch, Schnettler, Soeffner) bezeichnet werden kann. Die Einfassung der NTE in einen postmodernen Mythos der populären Spiritualität (Knoblauch) zeigt auf, dass die NTE innerhalb dieses populärwissenschaftlichen Diskurses als durchwegs positive Erfahrung rezipiert wird und der Tod eine Rückkehr in die Gesellschaft erlebt. In der (populär-) wissenschaftlichen Literatur zur NTE zeigt sich außerdem, dass an diesem Phänomen Forschende selbst ihre weltanschaulichen Positionen als Deutungshorizont für die verschiedenen Erfahrungsinhalte der NTE heranziehen. Vor allem die Frage, was mit dem Bewusstsein/der Seele bei einer NTE passiert und welche Implikationen sich daraus für weltanschauliche Positionen und auch religiöse Überzeugungen ergeben, steht im Fokus. Die Analyse der Selbsterfahrungsliteratur im Rahmen populärer Spiritualität deutet darauf hin, dass sich die NTE als typische mystische Erfahrung der Spät- bzw. Postmoderne herausgebildet hat. Diese ist geprägt von der subjektiven Evidenz der Erfahrung (der einzig letztlich akzeptierte Beweis ist die eigene Erfahrbarkeit), dem Prozess der „Selbstermächtigung des religiösen Subjekts“ (Bochinger, Engelbrecht, Gebhardt), durch den Betroffene zu Expert_innen ihrer Erfahrungen werden, einer als positiv empfundenen Sinnsuche, dem inneren Wandel, der durch die NTE ausgelöst wurde, Schilderungen außersinnlicher Erlebnisse sowie dem Erlangen von Ganzheit, die sich auf alle Lebensbereiche erstreckt.
Abstract
(Englisch)
This paper deals with the reception of near-death experiences (NDE) with regard to its localization within popular spirituality. The historic overview of the history of the reception of the NDE is being followed by an in depth analysis of the so-called “standard model” of the NDE (Moody, Ring). The representations as well as the world of experience(s) of NDE are manifold to such an extent that the typologisation of just one standard model does not meet the requirements to fully grasp the phenomena in its full range. A formal-noetic definition of the NDE paired with the ability to comprehend transcending as an anthropological constant, enables the location of NDE within the human world of experience (Knoblauch, Schnettler, Soeffner). By reviewing the discourse of NDE it becomes apparent that the interpretation of NDE in the postmodern era is only marginally influenced and defined by “religious” connoted institutions: it can be observed that the interpretation has moved out of the religious sphere and has settled within popular culture, from where it is received, processed and carried back into the discourse. In contrast to the displacement of death in modern times, the topic of death is revaluated to an extent that makes it possible to talk about the “cultivation of death” (Knoblauch, Schnettler, Soeffner). The bordering of the NDE into a postmodern myth of popular spirituality (Knoblauch) illustrates that, within the popular scientific discourse, the NDE is received as a consistently positive experience. In addition popular scientific literature regarding the NDE reveal the fact that researchers themselves are subject to certain ideological positions, thus interpreting the world of experiences found in NDE on basis of these positions. The focus is layed on the question what is happening with the conciousness/the soul during the NDE and which implications that delivers for ideological positions as well as for religious beliefs. Through the analysis of literature dealing with self-experience regarding the popular spirituality it becomes apparent that the NDE can be viewed as a typical (post-)modern mystical experience. It is characterized by the subjective evidence of the experience (the ultimately accepted evidence is one’s own experience), the “self-empowerment of the religious subject” (Bochinger, Engelbrecht, Gebhardt), meaning that the persons concerned are becoming experts of their experience, a search of meaning that is perceived as positive, the inner change that was initiated by NDE, descriptions of extrasensory events as well as the propensity towards wholeness that is spanning all aspects of life.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
NDE Knoblauch popular spirituality mystical experience cultivation of death postmodern myth of the NDE
Schlagwörter
(Deutsch)
NTE Knoblauch populäre Spiritualität mystische Erfahrung Kultivierung des Todes postmoderner Mythos der NTE
Autor*innen
Julia Kraus
Haupttitel (Deutsch)
Liebe Heilung, Sinn – die Nahtoderfahrung als moderne Sinnsuche und Beweis für ein Leben nach dem Tod
Hauptuntertitel (Deutsch)
die NTE als Paradebeispiel populärer Religion
Publikationsjahr
2017
Umfangsangabe
177 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Birgit Heller
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.50 Esoterik ,
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.99 Geisteswissenschaften allgemein: Sonstiges ,
11 Theologie > 11.00 Theologie, Religionswissenschaft: Allgemeines ,
11 Theologie > 11.97 Neue religiöse Bewegungen, Sekten ,
11 Theologie > 11.98 Sonstige Religionen ,
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte
AC Nummer
AC14514959
Utheses ID
43363
Studienkennzahl
UA | 066 | 800 | |
