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Tschechen als Feindbild in der slowakischen Tageszeitung Gardista 1939–1945
Daniela Makovy Nedas
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Tschechisch
Betreuer*in
Tat'ána Vykypělová
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.49577
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-28679.87208.317312-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Slowakische Republik (bekannt auch als Slowakischer Staat) ist als ein Resultat der expansionistischen Politik des Dritten Reiches entstanden und befand sich während seiner Existenz unter dem deutschen Patronat. Bereits in der ersten Tschechoslowakischen Republik (Československá republika, ČSR) äußerten die Slowaken ihren Wunsch nach Selbstständigkeit. Diese Bemühungen wurden am 6. Oktober 1938 mit der Autonomieerklärung verwirklicht. Daraufhin wurden 77 488 tschechische Bürger aus dem slowakischen Gebiet verwiesen. Es waren überwiegend Lehrer, Beamte, Gendarmen und Soldaten. Der Grund ihrer Anwesenheit in der Slowakei war ein Mangel an Personal in den oben genannten Bereichen zur Zeit der Gründung der Tschechoslowakischen Republik. Die Slowakei befand sich nach dem Ersten Weltkrieg in einer Situation, wo sie über kein Bildungssystem in eigener Sprache verfügte. Das bestehende Bildungssystem aus den Zeiten Österreich-Ungarns wurde auf Ungarisch geführt. Die ungarischen Behörden versuchten auf diese Weise die slowakische Sprache zu eliminieren und führten Ungarisch auch als Amtssprache ein. Daher war es notwendig ein neues System in slowakischer Sprache zu etablieren. Die Schlüsselrolle dabei spielten Hilfskräfte aus den böhmischen Ländern, die sich nach 1918 in der Slowakei ansiedelten. Binnen kürzester Zeit gelang es ihnen in allen Bereichen ein slowakisches System aufzubauen und die nächste Generation von Lehrern, Beamten, Gendarmen und Soldaten zu bilden. Zugleich entstand eine Situation, in der die neuen Arbeitskräfte nicht genügend Beschäftigungsmöglichkeiten fanden und wandten sich daher gegen die tschechischen Aushilfen. Zusammen mit den autonomistischen Bemühungen wuchsen auch der Nationalismus und die Fremdenfeindlichkeit, die sich gegen die Tschechen richteten. Die Abschiebung, oder besser gesagt Vertreibung der Tschechen, wurde mit der Zentralregierung abgestimmt und begann bereits kurz nach der Autonomieerklärung. Die meisten Kräfte verließen die Slowakei bereits zum 31. Dezember 1938 und die restlichen folgten in 1939, besonders nach der Gründung des Slowakischen Staates am 14. März 1939. Die Historiker sind sich mittlerweile einig, dass die Rückkehr der Tschechen in die böhmischen Länder für die Slowaken ökonomisch notwendig war. Es ist allerdings unbestreitbar, dass die Art der Durchführung und die traurigen Begleiterscheinungen ein negatives Kapitel in der Geschichte der Tschechoslowakischen Republik darstellen. Die Geschehnisse aus dieser Epoche werden u.a. auch in der zeitgenössischen Presse reflektiert. Das Ziel dieser Arbeit ist es die negative Darstellung der Tschechen in der Zeitung Gardista zu identifizieren und diese mit zwei weiteren Zeitschriften zu vergleichen, nämlich der Tageszeitung Slovenský hlas und der Wochenzeitung Slovák pondelník. Bereits die Analyse des ersten Jahrgangs der Tageszeitung Gardista bietet genügend Beispiele an feindlichen Artikeln, die gegen die tschechischen Mitbürger gerichtet waren. Es handelt sich in erster Linie um politische Artikel, die sich u.a. mit der Tschechoslowakischen Republik, mit der Autonomieerklärung und mit dem neu entstandenen Slowakischen Staat befassen. Erwähnt werden auch konkrete Politiker und die politischen Beziehungen zum Dritten Reich. Weitere Artikel befassen sich mit der slowakischen Volkswirtschaft, Kultur und letztendlich auch mit der Vertreibung der Tschechen. Die Artikel sind äußerst feindlich gesinnt und richten sich sowohl gegen einzelne Tschechen als auch gegen die tschechische Nation als Ganzes. Slovák pondelník ist im Vergleich mit Gardista thematisch vielfältiger, obwohl die Zeitung nur aus vier Seiten besteht. Alleine die erste Seite wurde politischen Themen gewidmet. Auch wenn beide Zeitungen zum Bestand der führenden nationalistischen Hlinka-Partein gehörten, sind im Slovák pondelník keine direkt gegen die Tschechen gerichteten Artikel zu lesen. Kritik gegen die Tschechoslowakische Republik und den ehemaligen Präsidenten Edvard Beneš sind konstruktiv und faktographisch. Slovenský hlas dagegen gehörte als die einzige der drei Zeitungen zu den demokratisch gerichteten Medien. Sowohl visuell, als auch inhaltlich ist sie auf einem hohen Niveau und wirkt sachlich, objektiv und kultiviert. Negative Schilderung der Tschechen in der Zeitung ist eher eine Seltenheit. Sowohl Slovák pondelník, als auch Slovenský hlas sind im Vergleich zu Gardista nicht gegen die Tschechen gerichtet und kritisieren nur allgemeine politische Situation. Es ist anzumerken, dass sie beide – anders als Gardista – die Vertreibung der Tschechen nie explizit erwähnen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Slowakischer Staat Zweiter Weltkrieg Faschismus Gardista
Autor*innen
Daniela Makovy Nedas
Haupttitel (Deutsch)
Tschechen als Feindbild in der slowakischen Tageszeitung Gardista 1939–1945
Publikationsjahr
2017
Umfangsangabe
132 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Tat'ána Vykypělová
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.24 Zweiter Weltkrieg ,
89 Politologie > 89.21 Faschismus
AC Nummer
AC14503135
Utheses ID
43825
Studienkennzahl
UA | 066 | 895 | |
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