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Erleben des Erwachsenwerdens und Bewertung von alltäglichen Risikosituationen
Julia Duris
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Eva Dreher
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.4915
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29344.59955.587154-7
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In einer Zeit, in der sich für junge Menschen in der so genannten westlichen Welt die Lebensumstände durch eine spätere Übernahme erwachsener Rollen kaum mit jenen früherer Generationen vergleichen lässt, wurde die Definition eines neuen Lebensabschnittes notwendig, der den Alterbereich von etwa 18 bis 30 Jahren umfasst. Arnett (2000a) schuf den Begriff des Emerging Adulthoods. Diese Zeit ist geprägt von Identitätssuche, Selbstfokussierung und dem Ausprobieren verschiedener Möglichkeiten, gleichzeitig von Instabilität und dem Gefühl, weder jugendlich noch erwachsen zu sein (Arnett, 2005, 2006). Der Übergang zum Erwachsensein verläuft zunehmend graduell und macht sich an Kriterien fest, die schwer greifbar sind und sich nur durch die Person selbst feststellen lassen. Vor allem die Übernahme von Verantwortung für die Konsequenzen eigener Handlungen und das Treffen von unabhängigen Entscheidungen spielen hier eine bedeutende Rolle (Arnett, 1994, 1997, 2001). Junge Menschen, die sich in dieser Umbruchsphase befinden, in der sie der elterlichen Kontrolle weitgehend entzogen sind und noch wenig Verantwortung für andere tragen, sind häufig in riskante Verhaltensweisen involviert (Arnett, 2005). Theorien über die Ursache von gehäuftem Risikoverhalten sind zahlreich und betreffen den biologischen, psychischen und sozialen Bereich. Besondere Bedeutung wird etwa der Emotionsregulation, jugendlichem Egozentrismus, dem Persönlichkeitsmerkmal Sensation Seeking und der Beeinflussung durch Peers zugesprochen. Zudem thematisiert die Decision Making Theory kognitive Aspekte der Entscheidungsfindung für oder gegen riskantes Verhalten wie die Einschätzung der Höhe des Risikos oder des Nutzens der Handlung und die Bewertung der damit verbundenen Konsequenzen. Eine Studie von Nelson und Barry (2005) hat gezeigt, dass junge Menschen, die sich bereits erwachsen fühlen, weniger Risikoverhalten eingehen als ihre Altersgenossen, die sich als erst teilweise oder noch gar nicht erwachsen betrachten. Von dieser Thematik ausgehend sollte in der vorliegenden Arbeit eine nähere Analyse der Unterschiede zwischen Personen im Alter von 18 bis 30 Jahren mit unterschiedlichem subjektiven Erwachsenenstatus im Erleben des Erwachsenwerdens und der Einschätzung von alltäglichen Risikosituationen erfolgen. Ein Ziel bestand darin abzuklären, ob sie unterschiedliche Kriterien des Erwachsenseins heranziehen und ob sie diese zu einem unterschiedlichen Grad erfüllen. Zudem war von Interesse, wie die einzelnen Gruppen die Merkmale ihres Lebensabschnitts bewerten. In Bezug auf alltägliches Risikoverhalten wurden mögliche Unterschiede in der Einschätzung entscheidungsrelevanter Variablen in Risikosituationen untersucht und außerdem überprüft, ob für sie jeweils andere Erklärungen für das Eingehen von Risikoverhalten plausibel erscheinen. Zu diesem Zweck bearbeitete eine Studierendenstichprobe die deutsche Version der Kriterien des Erwachsenseins von Arnett (2001) sowie die deutsche Übersetzung des „Inventory of the Dimensions of Emerging Adulthood“ (IDEA) von Reifman et al. (2006), beides aus dem Fragebogen zu Emerging Adulthood von Adamek, Dreher und Mayr (2004a, 2004b), und Vignetten zum Risikoverhalten von Kertesz (2007). Bei den Kriterien des Erwachsenseins resultierten sowohl in der Zustimmung, als auch in der Bewertung des Erwachsenseins hinsichtlich individualistischer Übergänge, Familienkompetenz und Einhaltung von Normen signifikant höhere Werte bei den subjektiv Erwachsenen. Diesen Kriteriengruppen wurde durchgehend mehr Relevanz zugeschrieben als Rollenwechsel und biologisch oder zeitlich bedingten Übergängen. Die Gruppe der subjektiv Erwachsenen betrachteten Emerging Adulthood zudem signifikant mehr als eine Zeit der Fokussierung auf andere und hatten bedeutsam weniger als die anderen Gruppen ein Gefühl des Dazwischenseins. Hinsichtlich der entscheidungsrelevanten Variablen Auftretenswahrscheinlichkeit, Risiko und Nutzen des alltäglichen Verhaltens konnten keine Unterschiede festgestellt werden. Auch die verschiedenen Erklärungsansätze wurden kaum bedeutsam unterschiedlich bewertet. Einzig im finanziellen Kontext kam für subjektiv teilweise und nicht Erwachsene die mangelnde Zukunftsorientierung als Erklärung eher in Frage als für die subjektiv erwachsenen Kollegen. Emotionen wurden im Allgemeinen als plausibelste und überwiegend gute Erklärung für Risikoverhalten im Alltag angesehen, gefolgt von mangelnder Zukunftsorientierung, Sensation Seeking und Invulnerabilität, die als mittelmäßige Theorien galten. Durchwegs am schlechtesten schnitt sozialer Druck als Begründung ab. Die Ergebnisse sprechen für unterschiedliches Erleben des Lebensabschnitts Emerging Adulthood je nach subjektivem Grad des Erwachsenseins, zeigen jedoch nur Hinweise für Unterschiede in der Bewertung von Risiko im Alltag auf, die zu einer näheren Analyse verschiedener Bedingungsfaktoren einladen.
Abstract
(Englisch)
Societal changes of the past decades have directed researchers’ attention to a new life span between adolescence and young adulthood, which is called Emerging Adulthood. It applies to young people between the age of 18 to roughly 30 years and is characterized by heterogeneity of lifestyles. In this time of little responsibilities, plenty of possibilities, but also frightening instability more people engage in risky behaviors than in any other life stage. This thesis surveys differences between young people who feel they have reached adulthood, those who say so partly and those who don’t feel adult at all. Therefore 145 Austrian students of psychology assessed proposed criteria of adulthood for their relevance and whether they have already achieved them as well as how much their life could be characterized by provided defining features of Emerging Adulthood. Furthermore they were asked to rate risky behaviors in everyday social, financial and performance situations by probability, risk level and benefit. Moreover they judged five different theories about the cause of engaging in risky behaviors. It was found that young people who feel adult attach more importance to individualism, family capacities and norm compliance when characterizing somebody as adult. They also claim to have reached these criteria to a higher extent. Biological, legal and role transitions were constantly no important criteria for adulthood. The young people feeling adult also differ from the others by characterizing their age period as more other-focused and containing less feelings of being in-between. Concerning the appraisal of risky situations, nearly no significant differences were found between the groups. Solely in financial context young people, who feel less adult or not adult at all, call the lack of future orientation a better theory of risky behavior than their adult peers do. They all characterize emotions to be the most comprehensible explanations for acting risky, followed by a lack of future orientation, sensation seeking and feeling invulnerable. Peer-pressure is the least excepted explanation. The findings argue for differences in experiencing Emerging Adulthood depending on the extent of feeling adult, but there is only little evidence for differences in assessing risks in everyday life, but enough for inspiring new research.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
risky behavior emerging adulthood transition to adulthood
Schlagwörter
(Deutsch)
Risikoverhalten Emerging Adulthood Übergang zum Erwachsenenalter
Autor*innen
Julia Duris
Haupttitel (Deutsch)
Erleben des Erwachsenwerdens und Bewertung von alltäglichen Risikosituationen
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
XVI, 272 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Eva Dreher
Klassifikationen
77 Psychologie > 77.00 Psychologie: Allgemeines ,
77 Psychologie > 77.53 Entwicklungspsychologie: Allgemeines ,
77 Psychologie > 77.57 Erwachsenenpsychologie ,
77 Psychologie > 77.59 Entwicklungspsychologie: Sonstiges
AC Nummer
AC07686557
Utheses ID
4383
Studienkennzahl
UA | 298 | | |
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