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Geschlechterpolitik im Neoliberalismus: Gender Budgeting
Theoretisierung eines gleichstellungspolitischen Instruments
Sabine Seuss
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie Politikwissenschaft
Betreuer*in
Birgit Sauer
DOI
10.25365/thesis.49710
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-22034.12565.181669-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Gender Budgeting entstand in den 1980er Jahren und geht von der Beobachtung aus, dass Budgets unterschiedliche Auswirkungen auf Männer und Frauen haben. Frauen finden in der Gesellschaft andere Rollen, Möglichkeiten und Realitäten vor als Männer und nehmen andere soziale und ökonomische Positionen ein. Aus diesen unterschiedlichen Realitäten und Lebensbedingungen ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an politische Institutionen, die es in budget- und wirtschaftspolitische Prozesse und Entscheidungen einzubeziehen gilt. Gender Budgeting hat zum Ziel, die Auswirkungen von Budgets auf die Lebensrealitäten und Geschlechterverhältnisse zu untersuchen, geeignete Maßnahmen zu entwickeln und einen Beitrag zu mehr Geschlechtergleichstellung und Gerechtigkeit zu leisten.
Evaluierungen zeigen, dass Gender Budgeting bisher kaum zur konkreten Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen und Männern beigetragen hat. In dieser Arbeit gehe ich aus einer theoretischen, von Michel Foucault geprägten, Perspektive unter Berücksichtigung von konkreten Anwendungsbeispielen auf die Suche nach Gründen für diesen mangelnden Erfolg. Dabei stehen weniger die konkreten Bedingungen der Umsetzung als das Instrument selbst, seine Konzeption und seine Ziele im Vordergrund.
Ich analysiere Gender Budgeting an dem diskursiven Knotenpunkt zwischen Neoliberalismus, Gouvernementalität und Geschlecht, führe die theoretischen Diskussionen zu diesen Begriffen aus und schaffe die Grundlage, Gender Budgeting innerhalb neoliberaler Transformationsprozesse zu verorten. Ein Ergebnis ist, dass Gender Budgeting kaum Erkenntnisse der Gender Studies berücksichtigt und Gendertheorie und Genderpraxis in unterschiedliche Richtungen arbeiten. Gezeigt werden kann auch, dass Gender Budgeting Gleichstellungspolitik auf ökonomischer Grundlage ist, bei welcher der Effizienzgedanke, die Ausschöpfung des Humankapitals und die Verbesserung der Wettbewerbssituation von Staaten und Organisationen im Vordergrund stehen. Gender Budgeting begleitet den neoliberalen Umbau der Gesellschaft und bedeutet einen neuen Umgang mit der unterschiedlichen Ressourcenzuteilung an Frauen und Männer und somit eine neue Art der Regierung der Geschlechterverhältnisse. Abschließend gehe ich dem widerständigen Potential des gleichstellungspolitischen Instruments nach und formuliere konkrete Vorschläge für die Praxis von Gender Budgeting.
Abstract
(Englisch)
Gender budgeting has its origins in the 1980s and is based on the observation that budgets have different impacts on men and women. In society, women face different roles, opportunities and realities than men and assume different social and economic positions. Based on these different realities and living conditions men and women have different demands to political institutions, which have to be taken into account in budgetary and economic policy processes and decisions. The objective of gender budgeting is to investigate the effects of budgets on the reality of people’s lives and on society’s understanding of gender relations and to develop suitable measures and contributions towards more gender equality and equity.
Evaluations show that gender budgeting has so far hardly contributed to improving the living conditions of women and men. In this dissertation, I search for the reasons for this lacking success, while taking a theoretical perspective coined by Michel Foucault and investigating concrete practical examples. The instrument of gender budgeting itself, including its conception and its objectives, is in the centre of my attention rather than the concrete conditions for implementing it.
I analyse gender budgeting at the discursive point of intersection between neoliberalism, governmentality and gender, I elaborate the theoretical discussions on these concepts and create the basis for anchoring gender budgeting within neoliberal transformation processes. One of my findings is that gender budgeting hardly draws upon knowledge from gender studies and that gender theory and gender policies are developing into different directions. I also argue that gender budgeting is gender equality policy on an economic basis, where efficiency, the use of human capital and the improvement of the competitive position of states and institutions are in the foreground. Gender budgeting goes along with the neoliberal reorganisation of society and is a new approach to address the different distribution of resources to women and men, thereby creating a new mechanism for governing gender relations. Finally, I investigate the potential for resistance of the instrument and formulate concrete proposals for the practice of gender budgeting.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Gender Studies Neoliberalismus Geschlechterpolitik Gleichstellungspolitik feministische Theorie Foucault Gender Budgeting
Autor*innen
Sabine Seuss
Haupttitel (Deutsch)
Geschlechterpolitik im Neoliberalismus: Gender Budgeting
Hauptuntertitel (Deutsch)
Theoretisierung eines gleichstellungspolitischen Instruments
Publikationsjahr
2017
Umfangsangabe
261 Seiten : Diagramme
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Birgit Sauer ,
Karin Liebhart
Klassifikation
89 Politologie > 89.99 Politologie: Sonstiges
AC Nummer
AC14501881
Utheses ID
43950
Studienkennzahl
UA | 092 | 300 | |