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Transitional Justice in Former Yugoslavia
the influence of the ICTY on the development of the rule of law in Bosnia and Herzegovina, Croatia, and Serbia
Alma Zadic
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Rechtswissenschaften Rechtswissenschaften
Betreuer*in
Frank Höpfel
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.50136
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-10959.05142.252862-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Doktorarbeit untersucht den Einfluss des Internationalen Strafgerichtshofs der Vereinten Nationen für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) auf Staaten der ehemaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawiens (Ehemaliges Jugoslawien), wie Bosnien und Herzegowina (BiH), die Republik Kroatien (Kroatien) und die Republik Serbien (Serbien). Um internationale Einflussfaktoren auf diese Länder zu analysieren, untersuche ich im ersten Teil der Arbeit politikwissenschaftliche Theorien über das Verhalten von Staaten und die Faktoren, die die Bereitschaft dieser Staaten dem Völkerrecht und internationalen Institutionen Folge zu leisten untersuchen. Diese Theorien, die auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen angesiedelt sind, erklären die Gründe, warum Staaten das Völkerrecht einhalten und auch umsetzen. In dieser Arbeit analysiere ich die interessensbasierten Theorien, das sind Realismus, Institutionalismus und Liberalismus sowie die normbasierten Theorien, wie den Konstruktivismus, die Fairness- und Legitimitätstheorie sowie die Prozesstheorie. Im zweiten Teil der Dissertation untersuche ich die Auswirkungen des Völkerstrafrechts und der Rechtsprechung des ICTY auf die institutionelle und normative Entwicklung im Bereich des Völkerstrafrechts zur Verfolgung von Kriegsverbrechen in BiH, Kroatien und Serbien. Der Fokus dabei liegt auf dem Einfluss des ICTY. Dabei untersuche ich insbesondere jene Faktoren, die zur Entwicklung des Strafrechts, sowie staatlicher Institutionen zur Prozessierung von Kriegsverbrechen und der staatlichen Rechtsprechung in diesem Zusammenhang beitragen. Diese Arbeit identifiziert drei Faktoren, die für den Einfluss des ICTY in BiH, Kroatien und Serbien verantwortlich sind. Erstens spielt der Einfluss der internationalen Gemeinschaft in BiH, Kroatien und Serbien eine maßgebliche und konstante Rolle. Es zeigt sich, dass der Einfluss der internationalen Staatengemeinschaft mit ihren finanziellen oder symbolischen Möglichkeiten diese Länder angehalten hat, institutionelle und normative Entwicklungen voranzutreiben. Dies hat auch die Zusammenarbeit dieser Länder mit dem ICTY wesentlich verbessert. Zusammenfassend kann man festhalten, dass der Einfluss von mächtigeren Staaten oder Staatengemeinschaften, wie der EU oder den USA, ein nicht vernachlässigbarer Faktor bei der Beantwortung der Frage darstellen, warum Staaten dem Völkerrecht folgen. Zweitens, das Design internationaler Institutionen ist ebenso ein entscheidender Faktor, um zu bestimmen, ob völkerrechtliche Institutionen Einfluss auf die nationale Politik und nationale Institutionen ausüben können. Der ICTY ist exemplarisch für die Auswirkungen der Ausgestaltung einer Institution auf mögliche regionale Institutionen und Akteure. Während der ICTY zwischen 1993 und 2003 in der Region des ehemaligen Jugoslawiens fast keinen Einfluss hatte, änderte sich sein Einfluss mit der Implementierung der Abschlussstrategie des ICTY. Durch die Implementierung der Abschlussstrategie wurde der ICTY angehalten, mit inländischen Gerichten und der inländischen Staatsanwaltschaft zusammenzuarbeiten, um die Schließung der eigenen Fälle voranzutreiben. Diese Zusammenarbeit beeinflusste nicht nur die institutionelle Entwicklung, sondern führte auch zu zahlreichen und notwendigen rechtlichen Reformen in BiH, Kroatien und Serbien und hatte somit erhebliche Auswirkungen auf die Länder des ehemaligen Jugoslawiens. Drittens, ein weiterer relevanter Faktor bei der Analyse des Einflusses völkerrechtlicher Institutionen und des Völkerrechts sind die informellen Beziehungen zwischen nationalen und internationalen Gerichten, sowie der Staatsanwaltschaft und ihren Akteuren. Transnationale Netzwerke von in- und ausländischen Akteuren können diesen Einfluss erheblich beeinflussen. Wenn die Governance-Struktur einer internationalen Institution die Möglichkeit bietet oder es notwendig macht, diese Netzwerke aufzubauen, dann können diese Netzwerke nicht nur relevantes Know-how übertragen, sondern auch den regionalen Akteuren Unterstützung leisten. Durch diese transnationalen Netzwerke können internationale Institutionen Einfluss auf Anwälte, Richter oder Staatsanwälte üben und so indirekt für die nationale Einhaltung internationaler Normen sorgen. Die unterschiedliche politische Realität in BiH, Kroatien und Serbien, macht einen Vergleich zwischen diesen drei Ländern schwierig. Bei der Analyse der Faktoren, die zum Einfluss des ICTY in der Region des ehemaligen Jugoslawien beigetragen haben, kann jedoch ein gemeinsames Merkmal herausgearbeitet werden; um Kriegsverbrecher vor Gericht zu bringen und für Gerechtigkeit zu sorgen, müssen entsprechende Strukturen und rechtliche Reformen durchgeführt werden. Diese Reformen sind in kriegszerrütteten Ländern oftmals nicht möglich und erfordern gezielte externe Maßnahmen. Der frühzeitige und gezielte Einsatz von Maßnahmen, kann bei der Verwirklichung angemessener Transitional Justice Ziele notwendig sein, um diese früher zu erreichen, als dies in BiH, Kroatien und in Serbien der Fall war.
Abstract
(Englisch)
This doctoral thesis explores the influence of the United Nations International Criminal Tribunal for the Former Yugoslavia (ICTY) on states of the Socialist Federal Republic of Yugoslavia (Former Yugoslavia), i.e. Bosnia and Herzegovina (BiH), Republic of Croatia (Croatia), and Republic of Serbia (Serbia). To analyse the factors influencing these countries I examine international relations theories on compliance in the first part of the thesis. They explain the reasons why states comply with and implement international law. In this thesis, I analyse the interest-based theories, i.e. realism, institutionalism and liberalism and norm-based theories which are constructivism, theory of fairness and legitimacy and the legal process theory. In the second part of this doctoral thesis, I examine the impact of international criminal law and internaitonal war crimes adjudication on the institutional and normative capacity development to prosecute war crimes in BiH, Croatia, and Serbia. The focus lies on the influence of the ICTY. Thereby I attempt to extract those factors that are relevant and contributed to the development of the national war crimes institutions, criminal law and domestic war crimes cases. This thesis identifies three factors that are responsible for the influence of the ICTY in BiH, Croatia and Serbia. First, the international community’s influence in BiH, Croatia, and Serbia played a prominent and constant role in either incentivizing or coercing these countries to implement changes in accordance with international criminal law practice and the ICTY. Material or symbolic benefits promised by the international community made Croatia and Serbia adopt an adequate international justice models and cooperate with the ICTY. Thus, the influence of more powerful states or state unions, such as the EU or the US is a relevant factor when determining whether states will comply with international criminal justice mechanisms. Second, the institutional design of international institutions is a relevant factor in determining whether these institutions may exert influence on domestic politics and institutions. The ICTY can be portrayed as a textbook example of such influence. While between 1993 and 2003 the ICTY had almost no influence at all in the region, its impact changed with the adoption of the Completion Strategy in 2003. The Completion Strategy forced the ICTY to cooperate with domestic institutions in order to prepare for its own closure. This influenced not only the institutional development but also normative changes in the region and as such had significant impact across the countries of the Former Yugoslavia. Third, relationships between domestic and international courts and their actors are the third relevant factor when analysing the influence of international institutions and international law. This influence can only be achieved where the governance structure of international institutions offers the possibility to establish positive networks of international and domestic actors. These networks can help transfer know-how, provide assistance. Through these transnational networks international criminal institutions may exert influence over lawyers, judges or prosecutors and so influence domestic compliance with international practice. The different political realities present in these three countries, BiH, Croatia, and Serbia makes a comparison difficult. But in analysing the factors that contributed to the influence of the ICTY in the region of Former Yugoslavia, one common trait can be singled out; the influence in war-torn societies is not home-grown but requires external factors to facilitate the impact of international criminal justice in domestic societies. Applying the right factors early in the process of implementing an adequate international justice can help achieve transitional justice goals earlier than this was the case in BiH, Croatia and Serbia.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
International criminal law
Schlagwörter
(Deutsch)
Völkerstrafrecht
Autor*innen
Alma Zadic
Haupttitel (Englisch)
Transitional Justice in Former Yugoslavia
Hauptuntertitel (Englisch)
the influence of the ICTY on the development of the rule of law in Bosnia and Herzegovina, Croatia, and Serbia
Paralleltitel (Deutsch)
Transitional Justice im ehemaligen Jugoslawien
Publikationsjahr
2017
Umfangsangabe
iii, 216 Seiten : Diagramme
Sprache
Englisch
Beurteiler*innen
Frank Höpfel ,
Stephan Wittich
Klassifikationen
86 Recht > 86.40 Internationales Strafrecht, Internationales Strafprozessrecht ,
86 Recht > 86.93 Völkerrechtliche Sondergebiete
AC Nummer
AC15066172
Utheses ID
44331
Studienkennzahl
UA | 083 | 101 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1