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"Patient taub - keine Anamnese möglich"
Kommunikationsbarrieren für gehörlose Menschen im österreichischen Gesundheitssystem und Lösungsansätze für eine gleichberechtigte medizinische Versorgung
Cornelia Zacek
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Magisterstudium Publizistik-u.Kommunikationswissenschaft
Betreuer*in
Petra Herczeg
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.50405
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-22119.60817.670459-7
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In Österreich leben etwa 8.000 bis 10.000 gehörlose Menschen, die in der Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS) kommunizieren. Ein Mangel an qualifizierten ÖGS-DolmetscherInnen, oft geringe Schreib- und Lesekompetenz und wenig öffentliche Informationen in Gebärdensprache stellen für sie Hürden in der Kommunikation dar. Besonders im Gesundheitsbereich wirken sich diese gravierend aus und führen im schlimmsten Fall zu einer Unterversorgung der PatientInnengruppe. Obwohl in Österreich vier Gehörlosenambulanzen als barrierefreie Anlaufstellen für Gehörlose zur Verfügung stehen, bestehen andernorts noch immer Einschränkungen im Zugang zum Gesundheitswesen. Um einen besseren Einblick in den Status Quo zu erhalten und Maßnahmen bewerten zu können, wurden neun gehörlose und hörende ExpertInnen im Rahmen von qualitativen Leitfadeninterviews befragt. Aufgrund des DolmetscherInnenmangels und der geringen Anzahl an ÖGS-kompetenten MedizinerInnen kommt es demnach vor allem bei Arzt-Patienten-Interaktionen immer wieder zu herausfordernden Situationen. Weitere Problembereiche stellen die sichere Kommunikation in Notfällen und der Gehörlosen-Notruf sowie die Versorgung gehörloser SeniorInnen, die häufig von Isolation bedroht sind, dar. Der Ausbau der Gehörlosenambulanzen und Kommunikationstrainings für MedizinerInnen, die die Besonderheiten im Umgang mit kommunikationsbeeinträchtigten PatientInnen und DolmetscherInnen berücksichtigen, stellen daher wichtige Forderungen dar. Ein DolmetscherInnen-Bereitschaftsdienst und eine Notruf-App, die sich bereits in Entwicklung befindet, können zudem zur Verbesserung der Notfallversorgung beitragen. Gleichzeitig sollten mehr Gesundheitsinformationen in Gebärdensprache sowie die Bereitstellung von visuell gut aufbereitetem Material in einfacher Sprache zur Stärkung der Gesundheitskompetenz der gehörlosen Bevölkerung eingesetzt werden. Eine der wichtigsten Maßnahmen bleibt jedoch der Einsatz von Gebärdensprache in der Grundausbildung: Nur so kann die Situation für gehörlose Menschen in Österreich auch nachhaltig verbessert werden.
Abstract
(Englisch)
Approximately 8.000 to 10.000 deaf people, who communicate in Austrian Sign Language, live in Austria. They encounter communication barriers due to a shortage of qualified sign language interpreters, inferior writing and reading skills and lack of public information in sign language. These communication problems can especially affect the delivery of health care services as severe misunderstandings or inadequate health care provision could occur. Although four special health care centres for deaf people have been established in Austria, deaf people still encounter some barriers to health care access. In order to evaluate the status quo and identify possible measures to reduce barriers, nine deaf and hearing experts have been interviewed. As a result of the shortage of sign language interpreters and a lack of physicians who are proficient in sign language, many communication problems arise in physician-patient-interactions. In addition, secure communication in cases of emergency and barrier-free care for elderly deaf people should be addressed. In order to overcome these barriers the expansion of special health care centres is called along with special communication trainings for physicians. These trainings should teach knowledge about how to handle deaf patients or patients with communication impairments as well as situations involving interpreters. In order to properly encounter communication problems in emergency situations, an on-call service for interpreters could be established. An emergency app will be released in the next two years. Health literacy of the Austrian deaf population can be strengthened by providing more information in sign language and by developing visually appealing information material that uses plain language. Over all, one of the most important measures to reduce barriers for deaf people is to guarantee access to proper education by using sign language as teaching language.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
deaf health care barriers to health care access communication barriers health communication
Schlagwörter
(Deutsch)
gehörlos Gesundheitssystem Zugangsbeschränkung Kommunikationsbarrieren Gesundheitskommunikation
Autor*innen
Cornelia Zacek
Haupttitel (Deutsch)
"Patient taub - keine Anamnese möglich"
Hauptuntertitel (Deutsch)
Kommunikationsbarrieren für gehörlose Menschen im österreichischen Gesundheitssystem und Lösungsansätze für eine gleichberechtigte medizinische Versorgung
Publikationsjahr
2017
Umfangsangabe
162 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Petra Herczeg
Klassifikation
05 Kommunikationswissenschaft > 05.99 Kommunikationswissenschaft: Sonstiges
AC Nummer
AC14476544
Utheses ID
44565
Studienkennzahl
UA | 066 | 841 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1