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Zur Rolle der Dorfhelferin in Niederösterreich
politische Voraussetzungen und praktischer Einsatz
Katharina Hölzl
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Politikwissenschaft
Betreuer*in
Ursula Juliane Naue
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.51277
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30329.54838.493954-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In meiner Masterarbeit beschäftige ich mich mit der Sozialen Betriebshilfe in der Land- und Forstwirtschaft. Dabei soll anhand des Dorfhelferinnendienstes in Niederösterreich die Organisation der Hilfe im ländlichen Raum angeschaut werden. Da auf diesen Betrieben beim Ausfall einer wichtigen betriebserhaltenden Arbeitskraft ein wirtschaftlicher und finanzieller Schaden entstehen und die Familie diese Leistung nicht kompensieren kann. Die „Betriebs- und Dorfhelferinnen“ sind eine soziale Einrichtung der niederösterreichischen Landesregierung und werden seit 1966 angeboten. Eine Dorfhelferin verbindet auf landwirtschaftlichen Betrieben die landwirtschaftliche Arbeit mit der Hauswirtschaft und somit verbinden sie sozialpolitische Hilfeleistungen mit der ländlichen Struktur. Dabei stellt die Familie das zentrale Element dar. Der Grund für einen Einsatz ist der Ausfall der sozialversicherten Bäuerin durch Unfall, Krankheit, Geburt, Kuraufenthalten oder als Entlastungshilfe. Die übernommenen Tätigkeiten am Betrieb entsprechen jenen, die von der Bäuerin ausgeführt werden. Sie sind für die Versorgung und das Melken der Tiere, aber auch für Erntearbeiten verantwortlich. Im Haushalt übernehmen sie das Kochen, Putzen, die Kindererziehung und die Altenpflege. Meine erste Forschungsfrage lautet: „Wie läuft die Soziale Betriebshilfe ‚Betriebs- und Dorfhelferin‘ konkret ab?“. Diese Frage möchte ich mit Hilfe von vier qualitativen leitfadengestützten Expertinneninterviews mit aktiven Dorfhelferinnen, der zuständigen Abteilung Landwirtschaftsförderung der niederösterreichischen Landesregierung und dem Klassenvorstand des Ausbildungslehrganges beantworten. Diese Methode eignet sich gut, da es sich hier um ein neues Forschungsfeld in der Politikwissenschaft handelt und auch die subjektive Sichtweise der Personen im Vordergrund steht. Die zweite Forschungsfrage lautet: „Wie ist diese Hilfe im Hinblick auf den konservativen österreichischen Sozialstaat nach Esping-Andersen (1990) zu beurteilen?“ und baut auf den Erkenntnissen und Ergebnissen der ersten Frage auf. Dazu werden als theoretische Grundlage die „drei Welten“ von Wohlfahrtsstaatlichkeit nach Esping-Andersen (1990) erläutert. Es gibt einen liberalen, einen konservativen und einen sozialdemokratischen Typen. Da Österreich zum konservativen Sozialstaat gezählt wird, wird auf dessen Entwicklung und Prinzipien genauer eingegangen. Ebenfalls gehe ich auf die Sozialversicherungsanstalt der Bauern (SVB) ein. Zusätzlich wird ein genauer Blick auf die Rolle der Familie im konservativen Sozialstaat in Verbindung mit dem landwirtschaftlichen Familienbetrieb geworfen. Nach der Übersicht über das Angebot Sozialer Betriebshilfen in Österreich wird die qualitative Methode der Expertinneninterviews erklärt und auch die konkrete Durchführung dargestellt. Die Interviewpartnerinnen werden aufgrund ihres spezifischen praxisorientierten Wissens über den Dienst als Expertinnen eingestuft. Danach werden die Ergebnisse der Interviews präsentiert und interpretiert und die Forschungsfragen beantwortet. Die Ergebnisse zur ersten Frage werden anhand der Kategorien zum Entstehungskontext, der Rahmenbedingungen, der subjektiven Erfahrungen bei der Ausübung des Dienstes im Innen- und Außendienst der Dorfhelferinnen und dem Zusammenspiel zwischen den Rahmenbedingungen und der Praxis erläutert. Letztere Kategorie ist aber zum Großteil der Interpretation überlassen. Es hat sich gezeigt, dass der Hilfsdienst sich an dem Bauernsozialversicherungsgesetz 1978 orientiert und das Merkblatt zum Dienst die wichtigsten Rahmenbedingungen enthält. Auch die schulische Ausbildung spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle und gilt als Voraussetzung, um als geförderte Soziale Betriebshilfe von der Sozialversicherungsanstalt der Bauern anerkannt zu werden. Die Dorfhelferinnen sehen ihrer Arbeit auf den Betrieben positiv entgegen, führen die Tätigkeit aber nur in jungen Jahren aus, da sie nur als Überbrückungstätigkeit bis zu Gründung einer eigenen Familie angesehen wird. Die Familie und die Rollenverteilung auf einem landwirtschaftlichen Familienbetrieb sind noch stark ausgeprägt. Die Frau übernimmt die betriebserhaltenden Aufgaben in der Landwirtschaft und im Haushalt, welche sich auch in den Tätigkeiten der Dorfhelferinnen widerspiegelt. Die Rahmenbedingungen dienen als Schutz vor Ausbeutung der Arbeitskraft und die Hilfe wird im Sinne eines sozialen Hilfsdienstes zwar sehr schnell zugeteilt, beschränkt sich aber auf einige Wochen bzw. wird bei länger bewilligten Einsätzen öfters ausgesetzt. Es kann somit in Hinblick auf die zweite Forschungsfrage gesagt werden, dass sich das Konzept der Dorfhelferin gut in den konservativen Charakter des Sozialstaates einfügt, da es sich um eine Versicherungsleistung handelt. Diese kommt erst zum Einsatz, wenn die Selbsthilfe und das zweite Netz der sozialen Sicherung, die Familie, nicht mehr greifen und somit der Staat als letzte Hilfe eingreifen muss. Auch die Gründung der Dorfhelferinnen geht auf eine Versicherungsleistung zurück und zwar bezieht sie sich auf den Mutterschutz für unselbstständige Erwerbstätige. Anregungen für die Etablierung in Niederösterreich stammen von Dorfhelferinnendiensten in Deutschland, wo bereits seit 1954 Dorfhelferinnen im Einsatz sind. Außerdem wird Deutschland auch dem konservativen Sozialstaat zugeordnet. Es zeigt auch, dass der Dorfhelferinnendienst die traditionelle Familie, auf welche der konservative Sozialstaat als zweites Sicherungsnetz und zentrale Instanz vertraut, und die Rollenverteilung auf landwirtschaftlichen Betrieben unterstützt.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Dorfhelferin Niederösterreich Soziale Betriebshilfen Sozialstaat
Autor*innen
Katharina Hölzl
Haupttitel (Deutsch)
Zur Rolle der Dorfhelferin in Niederösterreich
Hauptuntertitel (Deutsch)
politische Voraussetzungen und praktischer Einsatz
Publikationsjahr
2018
Umfangsangabe
v, 103 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ursula Juliane Naue
Klassifikationen
48 Land- und Forstwirtschaft > 48.00 Land- und Forstwirtschaft: Allgemeines ,
71 Soziologie > 71.15 Ländliche Gesellschaft ,
71 Soziologie > 71.80 Sozialpolitik: Allgemeines ,
71 Soziologie > 71.81 Sozialhilfe ,
89 Politologie > 89.69 Politische Organisationen: Sonstiges
AC Nummer
AC15031331
Utheses ID
45288
Studienkennzahl
UA | 066 | 824 | |
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