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In anderen Zuständen & unter anderen Umständen - schwangere Syrerinnen als Geflüchtete in Vorarlberg
Camilla Mittelberger
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Kultur- und Sozialanthropologie
Betreuer*in
Gebhard Fartacek
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.51748
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-20548.82426.795853-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Das Interesse dieser Studie richtet sich auf die Auswirkungen von Krieg und Flucht auf eine besonders vulnerable Gruppe, nämlich Frauen, die ein Kind erwarten. Diese kultur- und sozialanthropologische Forschung beschäftigt sich insbesondere mit der Situation geflüchteter Syrerinnen im Bundesland Vorarlberg. Unter Anwendung der empirischen Methoden des narrativen und semi-strukturierten Interviews und der teilnehmenden Beobachtung sowie vor dem Hintergrund extensiver Literaturrecherche und rezenter anthropologischer Theorienbildung wurden Veränderungen in der Schwanger- und Mutterschaft als Folge von Krieg und Flucht identifiziert. Dabei werden Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft als kulturell bedingte Phänomene verstanden, die innerhalb eines gesellschaftsspezifischen „Geburtssystems“ (Jordan 1993[1978]) verortet werden können. Das „Geburtssystem“ und die Hierarchisierung von Wissen innerhalb dieses Systems bilden gemeinsam mit Colens (1995) Konzept der „stratifizierten Reproduktion“ den theoretischen Rahmen einer Analyse der Schwanger- und Mutterschaft im Fluchtkontext. Eine detaillierte Darstellung des syrischen Gesundheitssystems und ausgewählter lokal-kultureller Traditionen, wie beispielsweise die elterliche Namensänderung und das Phänomen der kabsa, dienen der soziokulturellen Kontextualisierung und der ethnisch-religiösen Einbettung der Forschungsergebnisse. Untersuchungen zum Zugang der Frauen zu medizinischer und sozialer Versorgung sowie zur Berücksichtigung lokal-kultureller Konzeptionen von Schwangerschaft und Geburt in der Interaktion zwischen den syrischen Frauen und dem medizinischen Personal zeigten unterschiedliche Handlungsstrategien (Anpassung, Abgrenzung, Mitgestaltung) innerhalb des österreichischen Geburtssystems auf. Diskursive, stereotype Darstellungen der arabischen Frau als Hausfrau und Mutter sowie der Verlust eines gewissen Lebensstandards schränken die Frauen in ihrer Entscheidungsfreiheit für oder gegen eine (weitere) Schwangerschaft ein, während die Verringerung des verwandtschaftlichen Drucks als Erweiterung ihres Handlungsrahmens gesehen werden kann. Durch Verlusterfahrungen und das Schwinden des sozialen und familiären Netzwerkes erlangt die sogenannte Kernfamilie neue Bedeutung. Derartige Veränderungen der Reproduktionsstrategien konnten als eine der Auswirkungen von Krieg und Flucht innerhalb der untersuchten sozialen Gruppe identifiziert werden.
Abstract
(Englisch)
The current research observes the impact of war and flight on a particularly vulnerable group, namely pregnant women. This anthropological study focuses specifically on the situation of Syrian refugees living in the Austrian county of Vorarlberg. The empirical methods chosen consist of narrative and semi-structured interviews as well as participant observation. An analysis of the collected data includes extensive literature research, taking into account recent anthropological theoretical developments. These methods allow for the identification of changes in pregnancy and motherhood as a result of war and flight. Pregnancy, child birth and motherhood are understood to be culturally shaped phenomena, which can be situated within a “birthing system” (Jordan 1993[1978]) specific to each society. The “birthing system” and the hierarchy of knowledge therein, together with Colen’s (1995) concept of “stratified reproduction”, constitute the theoretical framework for the analysis of pregnancy and motherhood in the context of flight. A detailed account of Syria’s health system as well as selected local cultural traditions, such as parental name change or the phenomenon of kabsa, allow for sociocultural and religious contextualisation of the research results. An examination of access to medical and social care amongst Syrian women together with the consideration of culture-specific conceptions of pregnancy and child birth during patient-staff interactions reveal strategies applied within the Austrian birthing system (adaptation, differentiation, active participation). Stereotypical discursive representations of the Arabic woman as house wife and mother as well as the loss of a certain standard of living limit the women in their freedom of choice for or against (another) pregnancy. In contrast, a reduction of influence from relatives due to geographical distance results in an expansion of the refugees’ action framework. The experience of loss and the dwindling of the social and familial network causes increased focus on the nuclear family. Such changes to strategies of reproduction are one of the effects of war and flight among Syrian refugees in Vorarlberg.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
flight war Syria pregnancy childbirth motherhood
Schlagwörter
(Deutsch)
Flucht Krieg Syrien Schwangerschaft Geburt Mutterschaft
Autor*innen
Camilla Mittelberger
Haupttitel (Deutsch)
In anderen Zuständen & unter anderen Umständen - schwangere Syrerinnen als Geflüchtete in Vorarlberg
Publikationsjahr
2018
Umfangsangabe
140 Seiten : 1 Diagramm
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Gebhard Fartacek
Klassifikationen
73 Ethnologie > 73.08 Regionale Ethnologie ,
73 Ethnologie > 73.12 Demographie ,
73 Ethnologie > 73.44 Sexualität, Geschlecht ,
73 Ethnologie > 73.45 Einzelne soziale Gruppen, Außenseiter, Randgruppen ,
73 Ethnologie > 73.73 Ethnische Identität ,
73 Ethnologie > 73.92 Lebenslauf, Familie
AC Nummer
AC15032462
Utheses ID
45710
Studienkennzahl
UA | 066 | 810 | |
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