Detailansicht

"Vom Missbrauch des Glücks"
eine Kupferstichserie von Heinrich Aldegrever als Chiffre der zeitgeschichtlichen Begebenheiten
Birgit Herta Aubrunner
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Kunstgeschichte
Betreuer*in
Monika Dachs-Nickel
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.52041
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-19215.84891.995654-5
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Masterarbeit beschäftigt sich mit der Kupferstichserie „Vom Missbrauch des Glücks“, welche zwischen 1548 und 1550 vom niederdeutschen Künstler Heinrich Aldegrever angefertigt wurde. Die Entstehung des Werkes fällt in eine Zeit, die durch die Reformation und den aufstrebenden Humanismus von sozialen, politischen und religiösen Umbrüchen geprägt war. Aldegrever engagierte sich damals nachweislich als Künstler und Bürger für die reformatorische Bewegung in seiner Wahlheimat Soest, für welche er aller Wahrscheinlichkeit nach sein Handwerk 1541 niederlegte. Im Jahr 1548, als das Augsburger Interim ausgerufen und umgesetzt wurde, lehnte sich der Künstler gemeinsam mit Gleichgesinnten gegen die erzwungene Rekatholisierung Soests auf. Wir haben es dem folgenden Verhör Aldegrevers zu verdanken, dass sich dieser ab 1548 wieder künstlerisch betätigte, nämlich mit den Vorbereitungen zu der hier im Mittelpunkt stehenden Kupferstichserie „Vom Missbrauch des Glücks“. Den Beobachtungen des katholischen Stadtrates bewusst, kopierte der Künstler eine eher wenig bekannte, niederländische Tugend- und Laster-Holzschnittserie von Cornelis Anthonisz aus dem Jahr 1546. So war es Aldegrever unter dem Deckmantel der Kunst möglich, seinen Unmut bezüglich des Augsburger Interims und dessen Folgen kundzutun ohne dabei wieder in die Fänge des Rekatholisierungsapparates zu geraten. Die niederländische Holzschnittserie Anthonisz‘ mit seiner ungewöhnlichen Abfolge von Personifikationen erwies sich im Zuge einer Aufarbeitung von Tugend- und Lasterserien mit heilsrelevanten Inhalt als ein vollkommen neu- und einzigartiger Typus. Aldegrever kopierte die Reihenfolge und stellenweise die Ikonographie der Personifikationen, setzte seine Kupferstichserie jedoch vollkommen anders um. Auf vierzehn 70 x 49 mm großen Stichen stehen seine Tugenden und Lastern einzeln dem Betrachter frontal gegenüber. Auf die pompöse Umrahmung und die Versunterschriften des niederländischen Vorbildes verzichtet der Künstler. Die zwei in der Konzeption sehr ähnlich aufgebauten Programme unterscheiden sich jedoch, bedingt durch die zeitgeschichtlichen Rahmenbedingungen ihrer Entstehungszeit, durch eine vollkommen unterschiedliche Bedeutung und Funktion. So ist die Holzschnittserie Anthonisz‘ ganz dem Humanismus und der Moraldidaktik verpflichtet, während Aldegrevers Serie eher mit einem protestantischen bzw. konfessionellen Schwerpunkt interpretiert werden kann. Nach einer Kontextualisierung der Kupferstichserie kann ihre Veröffentlichung und so manche ihrer Personifikationen mit den zeitgeschichtlichen Begebenheiten – der militärischen Niederlage des Schmalkaldischen Bundes im Jahr 1547, dem Ausrufen des Augsburger Interims, der Rekatholisierung Soests und der Verhaftung Heinrich Aldegrevers 1548 – in Verbindung gebracht werden. Somit konnte auch die eingangs aufgestellte These verifiziert werden, dass die Auswahl der Motive für die Kupferstichserie „Vom Missbrauch des Glücks“ in direktem Zusammenhang mit dem ethischen Paradigmenwechsel und den zeitgeschichtlichen Begebenheiten des 16. Jahrhunderts steht.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Heinrich Aldegrever Soest engraving 16. century virtue serie reformation
Schlagwörter
(Deutsch)
Heinrich Aldegrever Soest Kupferstich 16. Jahrhundert Tugendserie Reformation
Autor*innen
Birgit Herta Aubrunner
Haupttitel (Deutsch)
"Vom Missbrauch des Glücks"
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine Kupferstichserie von Heinrich Aldegrever als Chiffre der zeitgeschichtlichen Begebenheiten
Publikationsjahr
2018
Umfangsangabe
133 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Monika Dachs-Nickel
Klassifikationen
20 Kunstwissenschaften > 20.20 Ikonographie ,
20 Kunstwissenschaften > 20.21 Religion, Magie ,
20 Kunstwissenschaften > 20.24 Gesellschaft, Kultur ,
20 Kunstwissenschaften > 20.30 Kunstgeschichte: Allgemeines ,
21 Einzelne Kunstformen > 21.39 Graphik: Sonstiges
AC Nummer
AC15042708
Utheses ID
45963
Studienkennzahl
UA | 066 | 835 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1