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Kritik politischer Vernunft Europas am Beispiel der Asylpolitik der Europäischen Union
Stefan Marx
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Johann Wimmer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.5180
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30289.55168.524059-0
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Arbeit versucht eine kritische Auseinandersetzung mit der politischen Konstruktion Europas in der jüngsten Zeit. In der Analyse eines bestimmten Politikfeldes wird eine theoretische Befragung der Inhalte politischen Denkens und Wirkens in Europa vorgenommen, die versucht eine Dialektik der politischen Vernunft zu ermitteln. Einerseits zwischen souveränen europäischen Nationalstaaten in ihrer Rolle als Mitgliedstaaten einer Europäischen Union. Andererseits zwischen dem Anspruch der Europäischen Union eine Wertegemeinschaft, auch im politischen Sinn, darzustellen und der tatsächlichen Politik dieses Staatenverbundes. Der Kritikbegriff wird im ersten Teil ausgehend von der Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx über dessen Erweiterung durch die Frankfurter Schule entfaltet. Der Schwerpunkt liegt hier bei der materialistischen Kritik des Leidens und der damit verbundenen historisch-materialen Phänomenologie als Aufklärungs- und Wissenschaftskritik bei Max Horkheimer und der selbstreflexiven Kritik als negative Dialektik, sowie der ästhetischen Theorie bei Theodor W. Adorno. Die ideengeschichtlich dargestellten Abschnitte werden zum Abschluss dieses Teils nochmals kritisch aktualisiert. Die theoretischen Implikationen des Verdinglichungsbegriffs bleiben allerdings in der weiteren Auseinandersetzung bestehen. Die hier erarbeitete Grundlage politischer Kritik zielt auf eine kompromisslose Herrschaftskritik und die Grundmotivation politikwissenschaftlicher Auseinandersetzung mit Herrschaft mit dem Ziel das Leiden der Individuen abzuschaffen. Im zweiten Teil wird ein Vernunftbegriff erarbeitet dessen Ausprägung in einer politischen Vernunft ideengeschichtlich dargestellt wird. Aufgrund der Kritik instrumenteller Vernunft Horkheimers, Adornos und Marcuses und der Diskursehtik von Jürgen Habermas wird ein Begriff politischer Vernunft akzentuiert dessen positive Form in drei negativen Punkten dargestellt und in dem Subsystem der politischen Öffentlichkeit, wie bei Hannes Wimmer beschrieben, als wirksamstes Trägermedium für kommunizierbare Vernunft verortet. Die ständige Erneuerung und Reformation von Demokratie und der damit erreichbare Ausschluss von Unsinn aus der Vernunft wird als eine Abwehr der Verdinglichung der Sphäre politischer Öffentlichkeit dargestellt. Der demokratische Rechtsstaat als Garant dieser Erneuerung wird für die momentane Situation als alternativlos, aber problematisch angesehen. Grundsätzlich wird die Annahme vertreten, dass eine andere Gesellschaftsgestaltung möglich wäre, wenn die Grundlagen die der Staat schafft ausreichend wirksam reformiert wurden. Ein Endzustand in dem die Utopie von der Freiheit durchgesetzt wird, kann allerdings nicht affirmiert werden. Nur die beständige Erneuerung kann die Sicherheit individueller Freiheit garantieren. Im letzten Teil wird die politische Vernunft anhand des Politikfeldes der Europäischen Flüchtlingspolitik analysiert. Wobei es sich um eine Kritik des Europäischen Flüchtlingsregimes handelt. Zum Ausgangspunkt wird das Medium der Politik als Referenzzentrum der Vermittlungsprozesse der Europäischen Union. Die Europäische Union wird in Zusammenhang mit ihren Mitgliedstaaten und die damit verbundene Auswirkungen auf die Flüchtlingspolitik, sowohl auf mitgliedstaatlicher Ebene als auch auf EU-Ebene dargestellt. Die politischen Defizite im Rechtsetzungsverfahren der Europäischen Union spielen dabei ebenso wie das Paradox des staatlichen Gewaltmonopols oder die Dialektik des Flüchtlingsbegriffs eine wichtige Rolle. In der Analyse wird die These Horkheimers und Adornos bestätigt, die der aufgeklärten Gesellschaft eine noch nicht zur Vernunft gekommene Vernunft attestiert. Die politische Glaubwürdigkeit der imaginierten Wertegemeinschaft Europa kontrastiert noch zu stark mit einer Politik, die extrem territorial und instrumentell vorgeht, wo es um die Durchsetzung ihrer Interessen geht. Grundproblem scheint die Dialektik von Integration und Erweiterung, das Missverhältnis zwischen einzelstaatlichen Interessen und supranationaler Gemeinschaft.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
politische Vernunft Vernunftkritik Europäische Union Europäische Asylpolitik kritische Theorie Verdinglichung politische Öffentlichkeit
Autor*innen
Stefan Marx
Haupttitel (Deutsch)
Kritik politischer Vernunft Europas am Beispiel der Asylpolitik der Europäischen Union
Paralleltitel (Englisch)
Critical theory of European political rationality
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
205 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Johann Wimmer
Klassifikationen
89 Politologie > 89.05 Politische Theorie ,
89 Politologie > 89.73 Europapolitik, Europäische Union
AC Nummer
AC07689568
Utheses ID
4630
Studienkennzahl
UA | 300 | | |
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