Detailansicht
Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Lebens-, Glaubens- und Gedankenwelten
Glaube - Wissen - Aufklärung : die Aberglaubenskritiken von Hans Vintler und Michel Beheim als wichtige Beiträge zur österreichischen Kultur- und Sozialgeschichte im spätmittelalterlichen Wandel und in der Frühen Neuzeit
Sebastian Scheuringer
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Austrian Studies - Cultures, Literatures, Languages
Betreuer*in
Christa Agnes Tuczay
DOI
10.25365/thesis.53061
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29134.45853.214269-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die Begriffe 'Aberglaube' oder auch 'Unglaube' sowie 'Glaube', 'Wissen' und 'Aufklärung' sind es,
welche in dieser Masterarbeit in einem mittelalterlichen, genauer gesagt in einem
spätmittelalterlichen Kontext, näher beleuchtet werden. Dabei lässt sich eine stetige Blickführung
gen Antike, aber auch gen Frühe Neuzeit und in den späteren Gefilden dieser Arbeit auch gen
Gegenwart, nicht vermeiden, da sich die Betrachtung diverser Wissenskomponenten und die Rolle
des Aberglaubens vom Mittelalter bis zur Gegenwart nur überblicksmäßig in einen historischen
Gesamtkontext einordnen lässt. Der Aberglaube bestimmte das Leben des Menschen schon seit
Anbeginn seiner Entstehung und erreichte schließlich im Mittelalter, auch unter dem Einfluss der
katholischen Kirche seinen Höhepunkt. Das Spätmittelalter wird in der gegenwärtigen Zeit immer
noch als eine dunkle Epoche angesehen, eine Zeit, in der nicht nur Armut und Gewalt das Leben der
Menschen beherrschten, sondern in der auch abstruse Glaubensvorstellungen, Wunderglaube, der
Glaube an das Übernatürliche und Fabelhafte die Überhand über das menschliche Denken hatte.
Freilich sei im Zuge der Beschäftigung mit dem Mittelalter immer das Weltbild dieser Zeit, sowie
auch die Tatsache, dass das Christentum im Mittelpunkt der Menschen stand, zu beachten. In dieser
Arbeit wird insbesondere anhand des Tirolers HANS VINTLER und des Meistersängers MICHEL
BEHEIM aufgezeigt, dass kritisches Denken bereits im ausgehenden Mittelalter existierte und dass
man nach und nach die katholischen Lehren und Predigten infrage stellte, sowie auch den
Aberglauben, genannt seien an dieser Stelle etwa die Mantik, der Wolfsbann oder auch sämtliche
andere Arten der Zauberei, wie der Wetterzauber, und der Magie, welche sich wiederum in
Schwarze und Weiße Magie gliedern lässt, kritisch beleuchtete. Dabei sei im Zuge dieser Arbeit
immer wieder auch auf namhafte Personen des christlichen Vorlebens, wie etwa THOMAS VON
AQUIN, verwiesen. Gerade HANS VINTLER verstand es in seinen pluemen der tugent, ein Werk,
welches, neben dem BEHEIM'schen Schaffen, mehr oder minder im Zentrum dieser Masterarbeit
stehen wird, verstand es, die verschiedensten Arten des Unglaubens zu kritisieren, wobei im Zuge
seiner Superstitionenkritik auch der Klerus und der Adel des Öfteren im Zentrum der Kritik standen
bzw. stehen. Der Tiroler Richter, der aufgrund genau dieser richterlichen Tätigkeit einen enormen
Erfahrungswert vorzuweisen hatte, zeigt bzw. zeigte gekonnt die Missstände seiner Zeit auf und
erläutert immer wieder, wie sehr der Aberglaube den Menschen schaden würde. Außerdem sah er
darin, sowie auch in den christlichen Predigten und in der Naivität der Menschen, solchem
Unglauben Glaube zu schenken, den Ursprung der grausamen Hexen- und Zaubererverfolgungen.
Auch MICHEL BEHEIM, der eine ganze Fülle an Gedichten, sowohl weltlicher, politischer als auch geistlicher Natur, verfasste, wetterte, ähnlich wie HANS VINTLER, über die Missstände seiner Zeit
bzw. des Christentums, welches sich laut ihm immer weniger auf alte Glaubensvorstellungen bzw.
den 'wahren' Glauben berief, wobei er wiederum die Juden und viele weitere KetzerInnen als
Ursprung des Problems ausmachte. Auch sei nun an dieser Stelle noch einmal auf diejenigen Punkte
verwiesen, welche in der vorliegenden Arbeit besonders Erwähnung finden werden. Zu beachten
sei, dass diese Punkte bereits in der Einleitung dieses Werkes angeführt wurden und zum Zwecke
des Überblicks nun ein weiteres Mal angeführt werden:
• Welche Bedeutung kam dem Aberglauben/Volksglauben im ausgehenden, österreichischen
Mittelalter zu und inwiefern spiegelte er die Lebenswelt des mittelalterlichen Menschen
wider?
• Welche Rolle kam im Spätmittelalter der katholischen Kirche im Hinblick auf die Kluft
zwischen Glaube und Unglaube und Gut und Böse zu und inwiefern war der Einfluss
besagter Kirche ein enormer?
• Welche Gründe veranlassten die Menschen des ausgehenden Mittelalters, diverse Formen
des Aberglaubens zu praktizieren und inwiefern spielte dabei der Wunsch nach Veränderung
bzw. die Sehnsucht nach einem besseren Leben eine entscheidende Rolle?
• Welche Formen des Aberglaubens existierten und auf welche davon wurde am häufigsten
zurückgegriffen?
• Das Hoch- und Spätmittelalter als Blütezeit der Magie und der Hexerei – Ein Überblick.
• Welche Formen der Aberglaubenskritiken existierten im ausgehenden, österreichischen
Mittelalter? Inwiefern kann dabei den Autoren HANS VINTLER und MICHEL BEHEIM eine
übergeordnete Rolle zugesprochen werden? Welche Wirkung erzielten die
Aberglaubenskritiken der besagten Autoren und welche Texte lagen ihnen zugrunde? Die
Wichtigkeit der pluemen der tugent für die österreichische Aberglaubenskritik.
• Die Frage nach den Aberglaubenslisten bei VINTLER und BEHEIM und die unterschiedlichen
Formen der Kritiken im Vergleich.
• Die Problematik des Aberglaubens im ausgehenden Mittelalter nach VINTLER und BEHEIM.
• Die Rolle des ausgehenden Aufklärungsgedankens als größte Bedrohung der katholischen
Kirche und der Zwiespalt zwischen aufklärerischem Umdenken und aufstrebendem
Ablasshandel im Spätmittelalter bis zur Frühen Neuzeit.
• Die Nachwirkungen der Aberglaubenskritiken und des Umdenkens für die österreichische
Kultur- Politik- und Soziallandschaft vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart.
Diese hier aufgelisteten Punkte stehen tatsächlich im Mittelpunkt dieser Masterarbeit. Zu beachten ist, dass sich der Österreichbezug obgleich des interdisziplinären Studiums, für welches diese
Masterarbeit verfasst wurde, Austrian Studies (Cultures, Literatures, Languages), wie ein roter
Faden durch dieses Werk ziehen wird. Auch werden die Begriffe 'Gut' und 'Böse', welche im
Hinblick auf das Mittelalter immer wieder zu verschwimmen scheinen besonders Erwähnung
finden, da die Kluft zwischen Himmel- und Höllenreich bzw. zwischen christlichem Glauben, dem
laut mittelalterlicher Auffassung 'wahren' Glauben also, und Unglauben eine nicht allzu große zu
sein scheint. Besonders HANS VINTLER, sowie auch MICHEL BEHEIM, hatten zudem und in Bezug auf
den Aberglauben ein enormes Buchwissen vorzuweisen. VINTLER verknüpfte dieses in einer
weiteren Folge gekonnt mit seinem Erfahrungswissen. Eine Vorgehensweise, die uns etwa auch aus
der Reiseliteratur des Spätmittelalters bestens bekannt ist. 'Christentum', 'Aberglaube', 'Aufklärung',
'Glaube' und 'Wissen' – Diese Begriffe gehen in dieser Masterarbeit eine Symbiose ein und lassen
sich bei genauerer Betrachtung und vor allem im Hinblick auf das Spätmittelalter und die Frühe
Neuzeit kaum mehr voneinander trennen.
Abschließend sei an dieser Stelle und im Zusammenhang mit der vorliegenden Masterarbeit noch
zu erwähnen, dass die Formalia so gewählt wurden, dass die Fußnotenzählung obgleich der
Wahrung eines besseren Überblicks bei jeder Seite neu beginnt.
Abstract
(Englisch)
The goal of this master thesis is to research the different forms of superstition in the late middle
ages and especially the critism of these forms of the medieval superstition is at the center of
consideration. Also the ancient world and the early modern age, more precisely some famous
authors of these ages, like THOMAS VON AQUIN, are, because of their importance for the topic,
mentioned. It's important to show how the thinking about superstition and magic changed over time.
Late medieval superstition critics like HANS VINTLER and MICHEL BEHEIM, two authors whose works
are in the middle of this present master thesis, are indispensable for the understanding how the
medieval worldview has changed over time. VINTLER and BEHEIM show that the middle ages
shouldn't be meant as the darc ages, the ages that are full of violence, darkness and gullible people
who aren't even able to form their own opinion. The middle ages, especially the late middle ages,
can be seen as the early beginning of the enlightenment. It was the Christianity that dominated the
whole middle ages and also the witch-hunts can be set in the late middle ages. HANS VINTLER
criticizes in his pluemen der tugent (1411) these cruel acts and sees the roots of these cruelties in the
superstition and the faith of the medieval people and also in the grievances of the catholic church,
that preaches the, in their opinion, 'true' faith but is responsible for thousands of deaths because of
the cruel persecutions. Also MICHEL BEHEIM criticizes the christian church in the same style, but he
sees the main problem in the jewish population and in all the heretic people around him but also the
grievances of the christianity are mentioned by BEHEIM. Terms like 'faith', 'superstiton', 'christianity',
'enlightenment' and also 'knowledge', especially 'book knowledge' and 'experiential knowledge' are
in the center of this master thesis and can, in the context of medieval superstition critism, be seen as
a symbiosis. By reading this master thesis should also kept in mind that Austria is from the
beginning to the end in the center of the consideration with regard to the late medieval superstition
critism.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Aberglauben Aberglaube Superstitio Unglaube Unglauben Volksglaube Volksglauben Hans Vintler Vintler Beheim Michel Beheim Stricker Naturkunde pluemen der tugent Blumen der Tugend Spätmittelalter Wissen Buchwissen Erfahrungswissen Aufklärung Frühe Neuzeit Hexenverbrennungen Hexen Hexerei Zauberei Zauberer Wahrsagerei Heilkunde Hildegard von Bingen Trolle Österreich
Autor*innen
Sebastian Scheuringer
Haupttitel (Deutsch)
Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Lebens-, Glaubens- und Gedankenwelten
Hauptuntertitel (Deutsch)
Glaube - Wissen - Aufklärung : die Aberglaubenskritiken von Hans Vintler und Michel Beheim als wichtige Beiträge zur österreichischen Kultur- und Sozialgeschichte im spätmittelalterlichen Wandel und in der Frühen Neuzeit
Publikationsjahr
2018
Umfangsangabe
127 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Christa Agnes Tuczay
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.99 Wissenschaft und Kultur allgemein: Sonstiges ,
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.99 Geisteswissenschaften allgemein: Sonstiges ,
11 Theologie > 11.5 11.5 ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.01 Geschichte der Sprach- und Literaturwissenschaft ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.71 Literaturgeschichte ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.87 Besondere Literaturkategorien ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.90 Literatur in Beziehung zu anderen Bereichen von Wissenschaft und Kultur ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.93 Literarische Stoffe, literarische Motive, literarische Themen ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.97 Texte eines einzelnen Autors ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.98 Textsammlungen ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.00 Einzelne Sprachen und Literaturen allgemein ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.02 Germanische Sprachen und Literaturen: Allgemeines ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.08 Deutsche Sprache und Literatur ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.09 Deutsche Sprache ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.10 Deutsche Literatur ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.99 Sonstige Sprachen und Literaturen
AC Nummer
AC15409725
Utheses ID
46880
Studienkennzahl
UA | 066 | 818 | |