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Handelsstrukturen und ungleiche Entwicklung in der EU
eine polit-ökonomische und komplexitätsökonomische Untersuchung
Jakob Hafele
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Internationale Entwicklung
Betreuer*in
Johannes Jäger
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.53779
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29371.28367.391158-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die ökonomische Entwicklung innerhalb der EU kann bereits seit der ersten EG-Erweiterung als ungleich beschrieben werden (Seers, 1979). Bereits 1981 hatte der strukturalistische Entwicklungsöokonom Stefan Musto vor Krisen innerhalb der EG als Folge der ungleichen ökonomischen Entwicklung der Mitgliedstaaten gewarnt (Musto, 1981). Auch heute noch sind die Produktionsstrukturen in der EU höchst asymmetrisch verteilt und werden sowohl in polit-ökonomischen Zentrums-Peripherie-Analysen (Becker und Weissenbacher, 2015; Schneider, 2017a; Simonazzi und Ginz- burg, 2015), welche an die strukturalistischen Analysen der 1980er anschließen, als auch in der Forschung zur ökonomischen Komplexität der Produktionsstrukturen (Gräbner u. a., 2017; Storm und Naastepad, 2015) als zentraler Treiber ungleicher Entwicklung in der EU diskutiert. Daran anschließend untersucht diese Master- arbeit den Einfluss des Handels auf die ungleiche Entwicklung innerhalb der EU. Hierfür wird eine Netzwerkanalyse des Handels von 1965-2014 auf Produktebene durchgeführt, aufbauend auf den Daten des Havard Atlas of Economic Complexi- ty (CID, 2018). Neue Methoden aus dem Bereich der komplexen Systemforschung erlauben es dabei, die Zusammensetzung des Handels mit einzubeziehen (Hidalgo und Hausmann, 2009). Somit wird an aktuelle Untersuchungen des internationalen Handels angeschlossen (Fagiolo u. a., 2010; Mahutga und Smith, 2011), diese jedoch um einige Faktoren erweitert. Dafür wird die Produtkomplexität mit einbezogen um eine Aussage über die Zusammensetzung des Handels zu ermöglichen. Die Produkt- komplexität beschreibt dabei wie viel Technologie und Informationen in ein Produkt eingebettet sind (Hausmann und Klinger, 2007). In Abgrenzung zu den meisten Netzwerkanalysen des internationalen Handels, welche lediglich binär betrachten ob Länder miteinander Handeln oder nicht, werden hier zudem auch die Größe, Richtung und Zusammensetzung der Handelsflüsse mit einbezogen. Dem kritischen Realismus folgend, wird diese Netzwerkanalyse in eine polit-ökonomische Analyse der Zentrums-Peripherie-Strukturen in Europa eingebettet und die quantitative Ana- lyse somit kontextualisiert (Pühretmayer, 2010). So wird also eine polit-ökonomisch eingebettete Netzwerkanalyse des EU Handels von 1965 bis 2014 auf Produktebene durchgeführt und damit der Einfluss des Handels auf die ungleiche Entwicklung innerhalb der EU untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass auch das EU-Handelsnetzwerk eine Zentrums-Perpherie- Struktur aufweist. Dabei lässt sich eine Doppelbewegung beobachten, in der einige Staaten stärker in den Handel mit den Zentren eingebunden wurden, während die restlichen Peripherien weniger wichtig für den Handel wurden. Polit-ökonomisch betrachtet deutet dies darauf hin, dass die Abhängigkeit der Peripherien von den Zentren größer wurde, was einen negativen Einfluss auf ihre Verhandlungsmacht- position hat. Darüber hinaus ist der Handel bezogen auf die Produktkomplexität 113asymmetrisch strukturiert. Die Ergebnisse dieser Netzwerkanalyse zeigen, dass die EU-Zentren mit den EU-Peripherien einen Handelsbilanzüberschuss bei komplexeren Produkten und ein Defizit bei wenig komplexen Produkten aufweisen, was hier als ungleicher technologischer Tausch bezeichnet wird. Anschließend an das atrukturalistische Theorem des ungleichen Tauschs (Prebisch, 1950) und aufbauend auf den Erkenntnissen der Komplexitätsökonomik wird die Frage diskutiert, ob dies einen strukturellen Nachteil für die Peripherien darstellt.
Abstract
(Englisch)
The economic development within the EU can be described as unequal already since the first EC enlargement (Seers, 1979). In 1981 the structuralist development economist Stefan Musto had warned of crises within the EC as a consequence of unequal economic development of the member states (Musto, 1981). Today the production structures in the EU are still highly asymmetrically distributed. This is discussed both in political-economic core periphery analyses (Becker und Weissenbacher, 2015; Schneider, 2017a; Simonazzi und Ginzburg, 2015), which follow the structuralist analyses of the 1980s, and in research on the economic complexity of production structures (Gräbner u. a., 2017; Storm und Naastepad, 2015) as central driver of unequal development in the EU. Taking this as a vantage point, this master thesis examines the influence of trade on the unequal development within the EU. For this purpose a network analysis of trade from 1965-2014 is conducted out at product level based on the data of the Havard Atlas of Economic Complexity (CID, 2018). New methods from the field of complex systems research allow to include the composition of trade in such analysis (Hidalgo und Hausmann, 2009). Thus, this analysis builds on current analysis of international trade (Fagiolo u. a., 2010; Mahutga und Smith, 2011), but extends them by a few factors. On the one hand, product complexity is included in order to make an investigation of the composition of the trade flows possible. The product complexity describes how much technology and information is embedded in a product (Hausmann und Klinger, 2007). Further, in contrast to most network analyses of international trade, which only take a binary view of whether countries trade with each other or not, the size and direction of trade flows are also included here. Following critical realism, this network analysis is contextualized by a 114political-economic analysis of the core-periphery structures in Europe (Pühretmayer, 2010). Thus, a network analysis of EU trade from 1965-2014 embedded in a politicaleconomic analysis is carried out at product level examining the influence of trade on the unequal development within the EU. The results suggest that EU trade follows a core-periphery pattern. Over the whole period of investigation there has been a double movement in which some states have become more involved in trade with the core countries, while the remaining peripheries have become less important for the trade network. From a politicaleconomic point of view, this indicates that the periphery’s dependence on the centres has increased, which has a negative influence on its negotiating power position. Further results suggest that the trade is structured asymmetrically in terms of product complexity. The results of this network analysis show that the EU cores have a trade surplus for more complex products with peripheries and a deficit for less complex products. Following the structuralist theorem of unequal exchange (Prebisch, 1950) and building on the findings of complexity economics it is discussed whether this unequal technological exchange represents a structural disadvantage for the peripheries.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Center-Periphery Structure Network Analysis Political Economy Complexity Economics Unequal Development Euro Crisis Unequal Exchange Trade Product Complexity
Schlagwörter
(Deutsch)
Zentrums-Peripherie-Struktur Netzwerkanalyse Politische Ökonomie Komplexitätsökonomik Ungleiche Entwicklung Eurokrise Ungleicher Tausch Handel Produktkomplexität
Autor*innen
Jakob Hafele
Haupttitel (Deutsch)
Handelsstrukturen und ungleiche Entwicklung in der EU
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine polit-ökonomische und komplexitätsökonomische Untersuchung
Publikationsjahr
2018
Umfangsangabe
136 Seiten : Diagramme, Karte
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Johannes Jäger
Klassifikationen
83 Volkswirtschaft > 83.46 Entwicklungsökonomie ,
89 Politologie > 89.73 Europapolitik, Europäische Union
AC Nummer
AC15205647
Utheses ID
47507
Studienkennzahl
UA | 066 | 589 | |
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