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O Tempora O Zores
der österreichisch-jüdische Kabarettist Armin Berg
Simon Ludwig Usaty
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Frank Stern
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.633
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30019.21417.984066-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der österreichisch-jüdische Kabarettist Armin Berg wurde am 9. Mai 1883 in Hussowitz in der Nähe von Brünn geboren. Er kam um 1900 nach Wien und spielte an verschiedenen Varietés und Singspielhallen. 1907 engagierte in Heinreich Eisenbach, Komiker an der Dialektbühne Budapester Orpheumgesellschaft, für sein nur ein Jahr bestehendes Budapester Varieté, nach dessen Auflösung nahm er Berg mit ans Budapester Orpheum und verhalf ihm so zu größerer Popularität. Das Budapester Orpheum war eine so genannte „Jargonbühne“, die eine Spielart der Popularkultur pflegte, deren Charaktere großteils einem wienerisch-jüdischen, urbanen Milieu entstammten. Berg entwickelte, in Zusammenarbeit mit Eisenbach und den anderen SchauspielerInnen und Autoren des Budapester Orpheums, seinen besonderen komischen Stil, der ihn bald zu einem der bekanntesten Komiker Wiens machte. Berg wirkte in Filmen und Revuen mit und spielte an Kabaretts. Die von Berg dargestellten Personen, ob in kurzen Theaterstücken oder als Teil seiner Soloprogramme, waren eindeutig jüdisch definiert und entstammten unteren sozialen Schichten, die sich anstrengen mussten, über die Runden zu kommen. Berg spielte mit Stereotypen des Jüdischen, übernahm dabei auch antisemitische Vorurteile. Obwohl Berg nie ein politischer Künstler war – wie etwa Fritz Grünbaum und Karl Farkas gehörte er zum Unterhaltungsgenre – reagierte er in seinen Texten auf aktuelle politische und soziale Vorgänge. Er reflektierte die von großen wirtschaftlichen Anpassungsschwierigkeiten geprägten Jahre der Ersten Republik und wandte sich, wenn auch dezent, gegen den Antisemitismus. Durch den „Anschluss“ Österreichs an Deutschland wurde Berg ins New Yorker Exil gezwungen, wo er sich an der deutschsprachigen Exilkabarettszene beteiligte. In New York entstanden zwar viele von ExilantInnen bespielte und besuchte Lokale, das Exilkabarett bedeutete aber natürlich einen Bedeutungsverlust und finanzielle Probleme. Im Exil wurden Bergs Texte politischer als bisher, er nahm auf aktuelle Ereignisse stärkeren Bezug. Seine Texte wurden auch persönlicher, Berg reflektierte seine Situation als Exilant und die vielen Schwierigkeiten, die mit der erzwungenen Auswanderung in ein fremdes Land mit fremder Sprache, ungewohntem Klima und neuen Zugängen zu Arbeit und sozialen Beziehungen verbunden waren. Nach Kriegsende nahm Berg Stellung zur Shoa und zur Situation der Juden und JüdInnen in Österreich. Armin Berg entschied sich, wie viele andere (Kabarett-) SchauspielerInnen, deren Beruf eine enge Beziehung zur Muttersprache voraussetzte, nach Österreich zurückzukehren. Im Herbst 1949 traf er erstmals anlässlich eines Gastspiels am Simpl in Wien ein. 1951 war er aus finanziellen Gründen gezwungen, wieder in die USA zu ziehen, betonte aber immer seinen Wunsch, endgültig in Wien zu bleiben, was ihm erst 1954 möglich war. Berg starb am 23. November 1956 in Wien.
Abstract
(Englisch)
The austrian-jewish comedian Armin Berg was born on the 9th of May 1883 in Hussowitz, then part of the Austro-Hungarian empire. He moved to Vienna around 1900 and started to perform at Varietés and Singspielhallen (venues for popular singers). In 1907, Heinrich Eisenbach, well-known comic of the Budapester Orpheumgesellschaft, made him part of his short-lived Budapester Varieté and, after its breakup in 1908, took Berg with him to play at the Budapester Orpheum. The Budapester Orpheum was unique in Vienna for its style of Viennese-jewish comedy, the characters of their short plays and solo performances were almost always situated in urban jewish settings. At the Budapester Orpheum and its follow-up ensembles, Armin Berg developed a distinct style of comedy and soon became one of Vienna’s most popular performers; he played in movies, revues and at cabarets. Closely related to the Budapester Orpheum, Bergs own brand of humour was always defined as jewish. The people he portrayed belonged to the lower classes of society and had to struggle to make ends meet. Berg was never a political artist, alongside other comics like Fritz Grünbaum and Karl Farkas, he was a prominent part of Vienna’s popular entertainment scene. Still, he responded to social and political phenomena related to the financial crisis following the First World War and the increasing anti-Semitism. In 1938 Berg was forced to leave Vienna and moved to New York, where he took part in the German-speaking exile cabaret scene. Although the exile cabaret was flourishing, it was of course on a much lower scale than in Vienna or Berlin, the audience was predominantly exiles, and most of the artists found it difficult to make a living. Berg’s texts of his time in New York show a stronger influence of political events, they also get more personal. He dealt with his situation as an exile and the many related difficulties of having to adapt to a country with a foreign language, an unfamiliar climate and a different approach towards work and social interaction. After 1945, the situation of Jews in post-war Austria and the shoa were topics. Like many other (cabaret) actors, whose work was closely related to their native language, Armin Berg decided to return to Austria. From 1949 to 1951 he played at the Simpl and other cabarets, but had to return to the USA for financial reasons. He always planned to return to Vienna for good, and managed to do so in 1954. Berg died on the 23rd of November 1956 in Vienna.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Armin Berg Kabarett Unterhaltungskultur Wien
Autor*innen
Simon Ludwig Usaty
Haupttitel (Deutsch)
O Tempora O Zores
Hauptuntertitel (Deutsch)
der österreichisch-jüdische Kabarettist Armin Berg
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
108 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Frank Stern
Klassifikation
24 Theater > 24.00 Theater, Film, Musik: Allgemeines
AC Nummer
AC06756217
Utheses ID
478
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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