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"Österreicher" in den SS-Einsatzgruppen und SS-Brigaden
die Vernichtungsaktionen in den besetzten Gebieten der Sowjetunion 1941 - 1942
Josef Fiala
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Arnold Suppan
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.5361
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29735.62924.451664-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
„I. Allgemeine Organisation der SS und des SD Die Gründung der „Schutzstaffel“ (SS) 1925 sollte nur dem persönlichen Schutz Adolf Hitlers dienen. Sie war bis zum so genannten „Röhm-Putsch“ am 1. Juli 1934 ein Teil der „Sturmabteilung“ (SA); erst dann wurde sie eine eigene Organisation innerhalb der NSDAP; ihr Chef war seit 1929 Heinrich Himmler. Dieser bestimmte Reinhard Heydrich zum Leiter des 1939 gegründeten „Reichssicherheitshauptamtes“ (RSHA), welches eine Zusammenfassung von Gestapo, Kripo und SD (Sicherheitsdienst) bedeutete. Schon im Jänner 1939 beauftragte Göring Heydrich, sich mit der „Judenfrage“ zu beschäftigen. Nach Aufstellung von „Einsatzgruppen“, welche dem Reichsführer-SS unterstanden, wurde angeordnet, dass diese in eroberten Gebieten vor allem die Juden zu ermorden hatten. Durch „verbrecherische Befehle“, wie den Kriegsgerichtsbarkeitserlass und den Kommissarbefehl, welche 1941 vom OKW erlassen wurden, konnte jeder Offizier über Leben und Tod der sowjetischen Zivilbevölkerung entscheiden. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion begannen die Einsatzgruppen (A-D) nach vorbereiteten Plänen eine systematische Ermordung von Juden, „Partisanen“, „verdächtigen Elementen“ usw. Die vier Einsatzgruppen waren geographisch vom Baltikum bis zur Südukraine und der Krim aufgeteilt. Kein Landstrich, keine Stadt wurde von den Mordbrigaden verschont. Von Tötungen in kleinen Dörfern bis zu den größten Mordaktionen von Babyn Yar und auf der Krim wurden vom Juni 1941 bis August 1942 ca. 900 000 Menschen ermordet. Auch in den Ghettos wurde die Vernichtung der Juden durchgeführt. Bei der Wannsee-Konferenz im Jänner 1942 wurde die weitere „Vernichtung“ der jüdischen Bevölkerung in ganz Europa festgelegt. Nach dem Tod Heydrichs in Prag wurde Ernst Kaltenbrunner Chef des RSHA und der Einsatzgruppen (nach Himmler). Teile der „unbeteiligten“ Wehrmacht, welche durch ehemalige hohe Offiziere nach 1945, als „sauber“ und nur im Kampf gegen den Bolschewismus beschrieben wurde, mussten durch neue Forschungen und die „Wehrmachtsausstellung“ eine neue Wahrheit erfahren. Feldmarschälle und Generäle hatten die verbrecherischen Befehle nicht nur befolgt, sondern oft nach Möglichkeit verstärkt. Hilfestellung bei Massenerschießungen wie Babyn Yar konnten nachgewiesen werden. Ebenso hatten die „zivilen Helfer“ besonders aus dem Baltikum und der Ukraine freiwillig mitgeholfen, Juden und so genannte „verdächtige Elemente“ zu erschießen, erschlagen, verbrennen und auch lebendig zu begraben. II. Die „Österreicher“ In seinem Buch „Ganz normale Männer“ versucht Christopher Browning zu erklären, warum aus einfachen Polizisten plötzlich Massenmörder werden können. Auch in Wien gab es ein Polizei-Bataillon, welches in Massenmorden verstrickt war. Trotzdem wollten sich nur wenige von den direkten Erschießungen abmelden. Schon 1943 hatte man in den besetzten Ländern für den Beitritt zur SS „geworben“, 1944 geschah dies auch in deutschen Schulen. Oft wurden Freiwillige gesucht, immer mehr auch Kriegsgefangene gezwungen. Von sechs bestimmten Personen aus einer Liste des BMI, welche als NS-Verbrecher in den Einsatzgruppen oder Ghettos tätig waren, wurde ein curriculum vitae erstellt: Dr. Auinger Josef Dr. Bast Gerhard Dr. Berger Friedrich Dr. Schönpflug Egon Murer Franz Pachschwöll Norbert III. Die gerichtliche Verfolgung der Täter nach 1945 Der Einsatzgruppen-Prozess 1947/48 war einer der Nachfolge-Prozesse der in Nürnberg durchgeführten Hauptkriegsverbrecher-Prozesse. Es wurden zwar 14 Todesurteile verhängt, aber dann doch nur 4 Personen hingerichtet. Für 17 NS-Verbrecher gab es zum Teil längere Haftstrafen, welche aber später reduziert wurden. Der Ulmer Einsatzgruppen-Prozess fand 1958 statt; 10 Angehörige der Gestapo, SD und der Polizei mussten sich wegen Mordes von ca. 5 500 Personen verantworten. Es wurden lediglich Haftstrafen verhängt, welche ebenfalls später abgemildert wurden. Auch bei den in Österreich durchgeführten so genannten „Volksgerichten“, welche von 1945 bis 1955 stattfanden, gab es 30 (vollstreckte) Todesurteile und Haftstrafen. Nach dem Staatsvertrag vom 15. Mai 1955 wurden die Volksgerichte abgeschafft und durch Geschworenen-Gerichte ersetzt. Nach einer Amnestie 1957 wurden die meisten Belasteten von ihren Missetaten „befreit“. Über den Fall des langjährigen FPÖ-Obmannes Friedrich Peter, welcher Angehöriger einer „Mörder-Brigade“ war, hat die deutsche und österreichische Presse ausführlich berichtet. Für viele war die Verteidigung durch Bruno Kreisky unverständlich, denn es wurde eher ein Fall Kreisky – Wiesenthal, als ein Fall Peter. IV. Zusammenfassung und Forschungsfragen Die Tätermotive sind für die Kriegs- oder Nachkriegsgeborenen nicht leicht zu verstehen, da sie in einer Demokratie und nicht in einer Diktatur aufwuchsen und daher dieses bedingungslose Gehorchen und den Glauben an die „göttliche Vorsehung“ eines „Führers“ nur sehr schwer nachvollziehen können. Dass die Einsatzgruppen trotz der Ermordung von fast einer Million Menschen eine der Hauptrollen bei den Massenmorden in der NS-Zeit spielten, ist durch die Anzahl der Menschen, welche in den Konzentrationslagern umgebracht wurden, in Vergessenheit geraten.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Österreich Einsatzgruppen Geschichte 1938-1945 Kriegsverbrechen NS-Politik Sowjetunion Holocaust Deutschland
Autor*innen
Josef Fiala
Haupttitel (Deutsch)
"Österreicher" in den SS-Einsatzgruppen und SS-Brigaden
Hauptuntertitel (Deutsch)
die Vernichtungsaktionen in den besetzten Gebieten der Sowjetunion 1941 - 1942
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
125 S. : Ill., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Arnold Suppan
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.00 Geschichte: Allgemeines ,
15 Geschichte > 15.24 Zweiter Weltkrieg ,
15 Geschichte > 15.37 Europäische Geschichte 1914-1945 ,
15 Geschichte > 15.38 Europäische Geschichte nach 1945 ,
15 Geschichte > 15.43 Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts ,
15 Geschichte > 15.60 Schweiz, Österreich-Ungarn, Österreich ,
15 Geschichte > 15.96 Geschichte des jüdischen Volkes außerhalb des Staates Israel
AC Nummer
AC07667575
Utheses ID
4797
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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