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Zwischen "Hexerei"-Diskurs und Gewalterfahrung
Obdachlosigkeit und Armut von Frauen der Mossi in Burkina Faso in den Zentren Delwendé und Cour de Solidarité du Secteur Douze de Paspanga (1965–2009)
Lydia Anja Aušra Burnautzki
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Kultur- und Sozialanthropologie
Betreuer*in
Patricia Zuckerhut
Mitbetreuer*in
Kirsten Rüther
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.54424
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29372.73210.501470-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Im ländlichen Raum Burkina Fasos werden Frauen der Mossi, meist Witwen, aus ihren Dörfern vertrieben, weil sie als Sweya (pl. Sweba) beschuldigt und für Unheil und Tod verantwortlich gemacht werden. Anhand einer qualitativen und quantitativen Datenbank von 1965–2009 aus den zwei größten Auffangzentren des Landes wird der Frage nachgegangen wie Frauen zu Sweba werden. Ausgehend von den Foucault’schen Konzepten Gouvernementalität und Sicherheitsdispositiv und angelehnt an einen multikausalen Ansatz aus der feministischen Gewaltforschung und der neueren historischen „Hexen“-Forschung wird gezeigt, dass es sich beim Sweba-Phänomen nicht um „Hexerei“ im europäischen Sinne handelt. Die Vertreibungen sind eine moderne, genderspezifische Form von Gewalt an Frauen, die durch eine frauenfeindliche, kulturspezifische Ideologie der Mossi in Burkina Faso legitimiert wird. Sie entstand erst nach der Unabhängigkeit und wurde im Zuge politischer, ökonomischer und sozialer Veränderungen in den 1980er und 1990er Jahren wirkmächtig. Durch das Stigma Sweya werden Frauen entrechtet und in die Armut und Obdachlosigkeit gedrängt. Unter der sozialistischen Revolution Thomas Sankaras (1984–1987) wurden ländliche Strukturen aufgebrochen. Da Frauen der Mossi von ihren Ehemännern abhängig sind, konnte in der Folge ab den 1990ern zunehmend Frauen Landnutzung und Witwen die Leviratsehe verweigert werden. Der Anstieg an Vertreibungen als Sweba ging einher mit einer Zunahme an Gewaltpraktiken an Frauen und einer religiösen Umverteilung von einer „traditionellen“ zu einer mehrheitlich muslimischen Bevölkerung im Land. Das Sweba-Phänomen trifft in erster Linie Frauen, die sich der „traditionellen“ Religion der Mossi zugehörig fühlen, in welcher das Konzept ideologisch begründet ist.
Abstract
(Englisch)
This MA thesis analyses a qualitative and quantitative data base from two shelters in Ouagadougou, Burkina Faso, from 1965–2009 where Mossi women, mostly widows, seek shelter from violence experienced in their home villages. The women are expelled as sweba and kept responsible for death and misfortune. How do women become sweba? Utilizing Foucaults concepts of governmentality and security dispositive, combined with a feminist approach I explore the phenomenon as a modern form of violence against women that developed after independence. After a historical approach to early modern European witchcraft focusing on multiple factors the point is made, that the sweba phenomenon is not witchcraft in terms of European concepts, but a gender specific form of violence and stigma, legitimated by a misogynic culture-specific Mossi ideology in Burkina Faso that leads to poverty and homelessness. Rural structures such as land use and marriage rules were put into question during the socialist revolutionary years of Thomas Sankara (1984–1987) with its political, economic and social changes. With the “rectification” in the following years the sweba concept became relevant in practice, engendering the social exclusion of women. Land use and “levirate” marriage was denied to women, especially widows, who depended entirely on their husbands. The rise of sweba related violence joined with a general rise of violence against women in Burkina Faso and a demographic change from mostly traditional religious beliefs to a Muslim dominance. The sweba concept is legitimated through Mossi “tradition” and concerns mostly women of “traditional” Mossi belief.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
women violence homelessness Mossi Burkina Faso widows witchcraft sweba stigma poverty security dispositive expulsion Thomas Sankara land use ideology religion tradition levirate marriage
Schlagwörter
(Deutsch)
Frauen Gewalt Obdachlosigkeit Mossi Burkina Faso Witwen Hexerei Sweba Stigma Armut Sicherheitsdispositiv Vertreibung Thomas Sankara Landnutzung Ideologie Religion Tradition Leviratsehe
Autor*innen
Lydia Anja Aušra Burnautzki
Haupttitel (Deutsch)
Zwischen "Hexerei"-Diskurs und Gewalterfahrung
Hauptuntertitel (Deutsch)
Obdachlosigkeit und Armut von Frauen der Mossi in Burkina Faso in den Zentren Delwendé und Cour de Solidarité du Secteur Douze de Paspanga (1965–2009)
Publikationsjahr
2018
Umfangsangabe
134 Seiten : Diagramme, Karten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Patricia Zuckerhut
Klassifikationen
71 Soziologie > 71.15 Ländliche Gesellschaft ,
71 Soziologie > 71.24 Alleinstehende ,
71 Soziologie > 71.33 Frau ,
71 Soziologie > 71.60 Soziale Fragen, soziale Konflikte: Allgemeines ,
73 Ethnologie > 73.08 Regionale Ethnologie ,
73 Ethnologie > 73.58 Magie ,
73 Ethnologie > 73.71 Recht, Normen
AC Nummer
AC15186862
Utheses ID
48091
Studienkennzahl
UA | 066 | 810 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1