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Subjekt des Wandels sein
Taller de Transformación Integral La Ceiba ; eine stadtethnologische Untersuchung im Barrio La Ceiba, La Habana im Kontext soziokultureller Erneuerung
Herta Andiel
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Maria Dabringer
DOI
10.25365/thesis.5416
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30397.47824.390969-3
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Meine Arbeit ist eine stadtethnologische Untersuchung im lateinamerikanischen Kontext, deren Ergebnisse sich vorwiegend auf die Analyse meiner empirischen Daten aus der Feldforschung mittels der Grounded Theory stützen und von speziellen Theoriezugängen aus der Urbanethnologie, der Raumsoziologie und der lateinamerikanischen Großstadtforschung abgesichert werden.
Thema ist das Spannungsfeld zwischen einer kubanischen Basisbewegung und ihren autonom entwickelten Strategien zur Verbesserung der eigenen Lebensumstände und einem politischen System, in dem die staatlichen AkteurInnen die uneingeschränkte Gestaltungs- und Entscheidungsmacht in Händen haben.
Der Taller de Transformación Integral del Barrio La Ceiba, La Habana kann als kubanische NGO, als Think Tank oder als Stadtteilplattform bezeichnet werden. Diese 1998 im barrio La Ceiba gegründete Grätzlinitiative versucht gemeinsam mit der Bevölkerung ein selbstentwickeltes Alternativkonzept zur (Re)konstruktion des lokalen sozioökonomischen und soziokulturellen Raums umzusetzen. In diesem Prozess bedeutet das Aushandeln des konkreten Handlungsspielraums der AkteurInnen der Zivilbevölkerung, des Taller-Teams und regionaler ExpertInnen mit den in der kubanischen Gesellschaft fest verankerten lokalen Massenorganisationen und mit den staatlichen Behörden eine ständige Herausforderung. In diesem Kontext wird gleichzeitig sichtbar, wie nationale Freiräume ausgeschöpft und mit transnationaler Solidarität vernetzt werden.
Charakterisiert ist der lokale Mitbestimmungsprozess durch den Einsatz der Prinzipien der kubanischen Educación Popular . Diese selbstbestimmte faire Methode, die auf nachhaltige konsensuale Entscheidungsfindungen abzielt, ist ebenso ausschlaggebend für die Interaktion mit den lokalen Behörden wie für die die autonome Gestaltung der Projekte mit der Bevölkerung: von der gemeinsamen Problemidentifizierung und Bedarfserhebung bis zur gemeinsamen Evaluierung nach der Fertigstellung.
Ich habe aufgezeigt, wie mittels der neuen Bewusstseinsbildung und der selbstbestimmten Aktivitäten, deren Umsetzung bisher brachliegendes kulturelles Kapital freisetzt, neue soziokulturelle Räume konstruiert werden, wodurch Menschen in ihrem sozialen Sein gestärkt werden. In diesem Kontext nimmt im barrio La Ceiba die Kultur des Teilens eine herausragende Position ein. Die uneigennützige Weitergabe von Wissen und Fertigkeiten vermehrt die Kenntnisse der gesamten comunidad und dokumentiert eine hohe Verantwortung gegenüber den MitbewohnerInnen des Viertels. Ebenso verhält es sich beim solidarischen Teilen der knappen materiellen Ressourcen, das bereits als internalisierte Praxis ausgeübt wird und auch einen schonenden Umgang mit den Umweltressourcen impliziert. Hier entsteht eine „Kultur der verantwortlichen Selbstbeschränkung“, die die wirtschaftliche Mangelsituation entschärft. Die materielle Lage konnte bis jetzt nicht geändert werden, wohl aber die Einstellung der Menschen dazu. Diese in La Ceiba praktizierte solidarische Haltung kann als ein lokalspezifischer kubanischer Beitrag im Zusammenhang mit den zahlreichen lokalen Alternativansätzen gesehen werden, die gegenwärtig in anderen Weltregionen zur Lösung der globalen Ressourcen- und Umweltprobleme angedacht oder ebenfalls bereits konstruiert werden.
Die neue zuversichtliche Atmosphäre im Grätzl korreliert stark mit den mittlerweile sehr erfolgreichen Entwicklungen im soziokulturellen Raum. Dem TTIB La Ceiba gelang es in den zehn Jahren seines Bestehens in einem hohen Maß das künstlerisch-intellektuelle Potential der Bevölkerung zu aktivieren, was zu einer merklichen Rekonstruktion des soziokulturellen Lebens führte und ebenso wie die Kultur des Teilens die Defizite des materiellen Fundaments mildern konnte.
Gegenwärtig entsteht angesichts der selbstbestimmten, gemeinsamen kulturellen Aktivitäten eine neue Grätzlidentität, die durch ein allgemein anerkanntes Symbol noch konsolidiert werden soll. Dass sich die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in diesem Kontext für den mächtigen Urwaldbaum Ceiba, das Toponym des Viertels entschieden hat, beweist, wie sehr die Konstruktion des soziokulturellen Raums auf gewachsenen Strukturen aufbaut, denn das Phänomen Ceiba nimmt in der kubanischen Gesellschaft und Kultur seit Jahrhunderten – wie ich in einem eigenen Kapitel ausführlich analysiert habe – eine überragende, mit hoher Wertschätzung verbundene, Position ein.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Kuba kubanische NGO Lateinamerika Stadtteilforschung Urbanethnologie soziokulturelle Transformationsprozesse Kultur des Teilens Urwaldbaum Ceiba
Autor*innen
Herta Andiel
Haupttitel (Deutsch)
Subjekt des Wandels sein
Hauptuntertitel (Deutsch)
Taller de Transformación Integral La Ceiba ; eine stadtethnologische Untersuchung im Barrio La Ceiba, La Habana im Kontext soziokultureller Erneuerung
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
236 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Maria Dabringer
Klassifikationen
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.00 Sozialwissenschaften allgemein: Allgemeines ,
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.03 Methoden, Techniken und Organisation der sozialwissenschaftlichen Forschung
AC Nummer
AC07724431
Utheses ID
4847
Studienkennzahl
UA | 307 | | |