Detailansicht
Von den ersten Reisemitbringseln zur modernen "Airport Art"
eine sozial- und wirtschaftshistorische Analyse der Kommodifizierung des Kunsthandwerks am Beispiel von Südostasien
Lukas Christian Husa
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie (Dissertationsgebiet: Geschichte)
Betreuer*in
Gottfried Liedl
Mitbetreuer*in
Elke Mader
DOI
10.25365/thesis.55446
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-18494.56902.138360-2
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Ziel der vorliegenden Studie war es, das Sammelverhalten westlicher Reisender im festländischen Teil Südostasiens für den Zeitraum der letzten 200 Jahre – im Wesentlichen also von den 20er bzw. 30er Jahren des 19. Jahrhunderts bis in die unmittelbare Gegenwart des frühen 21. Jahrhunderts – und dessen Einfluss auf die Entwicklung der Souvenir-Ökonomie zu analysieren. Hierbei sollten unter Zuhilfenahme verschiedener Quellen und Methoden Kontinuitäten und Diskontinuitäten im Kommodifizierungsprozess des Kunsthandwerks im festländischen Südostasien von den frühen Reisemitbringseln kolonialer Reisender bis hin zu den modernen, von zeitgenössischen (Massen-)TouristInnen gekauften Souvenirs herausgearbeitet werden. In diesem Zusammenhang fragt die vorliegende Arbeit:
War es tatsächlich der Massentourismus der letzten Jahrzehnte, der das „authentische“ Kunsthandwerk weitgehend zerstört bzw. deformiert hat, oder gab es nicht auch schon ähnliche Einflüsse zu Beginn verstärkter Reisetätigkeit europäischer kolonialer Akteure im 19. Jahrhundert?
Hat der moderne Massentourismus, abgesehen von zweifellos auch vorhandenen destruktiven Effekten, nicht vielmehr durch Schaffung neuer Absatz- und Einkommens-möglichkeiten für die ProduzentInnen zumindest Teile des traditionellen Kunsthandwerks vor dem Verschwinden bewahrt?
Die theoretische Basis der Analyse bildet, in abgewandelter Form, das Konzept des Tourist Gaze, das von John Urry und Jonas Larsen formuliert wurde: Ausgangspunkt ist die Annahme, dass koloniale Akteure durch das Verfassen von Reiseberichten, durch Fotographien und/oder das Sammeln von Artefakten aus Südostasien gewisse „Zeugnisse“ ihrer Reisen produziert ha-ben und diese in Bibliotheken, Galerien oder auch Museen einer mehr oder weniger breiten Öffentlichkeit präsentiert haben. Dadurch wurde die nächste Generation von Reisenden in ihren Vorstellungen darüber, was als „typisch“ für eine Region, im vorliegenden Beispiel also für das festländische Südostasien, zu gelten habe, beeinflusst. Über die so entstehende „Kommodifizierungsspirale“ – so die Ausgangsthese – wurden diese kolonialen Zuschreibungen in mehr oder weniger direkter Weise bis in die Gegenwart tradiert.
Mit der vorliegenden Arbeit soll das Thema der Kommodifizierung von sogenanntem „traditio-nellen“ Kunsthandwerk stärker in den Fokus der sozial- und wirtschaftshistorischen Forschung gerückt werden. Grundlage für die Analyse dieser Entwicklung vom frühen Reisemitbringsel zur modernen Souvenir bildet ein breiter Quellenkatalog, der sich, was den Zeitraum zwischen dem frühen 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts betrifft, aus textuellen und dinglichen Quel-len wie etwa Reiseberichten und anderen Dokumenten aus der Kolonialzeit in Südostasien so-wie aus Beständen von Südostasiensammlungen verschiedener Museen wie etwa des Weltmu-seums Wien zusammensetzt. Die Datengrundlage für die Analyse der Einflussfaktoren und Entwicklungen in der „modernen Souvenirproduktion“ im Zeitraum vom Einbruch des Massen-tourismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart bilden Interviews mit Produzentinnen und Produzenten von Kunsthandwerk bzw. Tourist bzw. Souvenir Art sowie mit westlichen Touristinnen und Touristen in einem ausgewählten Untersuchungsgebiet in Nordthailand, das einen ausgesprochenen touristischen „Hot Spot“ in Festland-Südostasien darstellt.
Abstract
(Englisch)
The aim of the present PhD thesis was to analyze the development of collecting patterns of western travelers in mainland Southeast Asia for the last 200 years – essentially from the 20s and 30s of the 19th century to the early 21st century, and their impact on the development of the so-called “souvenir economy”. Using different sources – such as travel reports of colonial agents and an analysis of modern souvenirs purchased by contemporary tourists – and a mixed-methods approach, continuities and discontinuities in the commodification process in mainland Southeast Asia could be identified. In this context, the present work asks:
Was it really the mass tourism of the last decades that has largely destroyed or deformed “authentic” handicraft, or were there already similar influences at the beginning of in-creased travel activity of European colonial actors in the 19th century?
Or has modern mass tourism – apart from undoubtedly existing destructive effects – not at least preserved parts of traditional craftwork from disappearing by creating new sales and income opportunities for producers?
The study is based on the theoretical concept of a modified form of the so-called “tourist gaze”, as formulated by John Urry and Jonas Larsen. The basic idea is the assumption that colonial actors produced certain “witnesses” of their journeys by writing travel reports, taking photo-graphs, and/or collecting artifacts from Southeast Asia, and presented them to a more or less big audience in libraries, galleries or museums. This would have influenced the next generation of travelers in their ideas about what should be considered “typical” for a region, in this case for mainland Southeast Asia. By means of the so-called “commodification spiral” resulting from these processes, these colonial ideas have been handed down more or less directly to the present.
With the present work the topic of the commodification of so-called “traditional” handicraft should be brought more into the research focus of social and economic history. The analysis of the development from traditional handicraft to modern souvenirs or “tourist art” is based on a broad catalog of different sources, which covers textual and historical sources, such as travel reports and other documents from the colonial period in Southeast Asia, as well as stocks of Southeast Asia related collections in various museums, such as the Weltmuseum Wien, from the period between the early 19th and the middle of the 20th century. As far as the period from the onset of mass tourism during the second half of the 20th century to the present is concerned, interviews with producers of handicrafts and tourist or souvenir art as well as with “Western tourists” were conducted in selected study areas in Northern Thailand, one of the tourist hot spots in mainland Southeast Asia.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Souvenir collecting Airport Art Commodification of Handicraft. Tourist Gaze Hill Tribes Southeast Asia History of Tourism History of Souvenirs Development Studies
Schlagwörter
(Deutsch)
Souvenirsammeln Airport Art Kommodifizierung von Handicraft Tourist Gaze Hill Tribes Südostasien Tourismusgeschichte Souvenirgeschichte Entwicklungsforschung
Autor*innen
Lukas Christian Husa
Haupttitel (Deutsch)
Von den ersten Reisemitbringseln zur modernen "Airport Art"
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine sozial- und wirtschaftshistorische Analyse der Kommodifizierung des Kunsthandwerks am Beispiel von Südostasien
Paralleltitel (Englisch)
From the first souvenirs to modern "Airport Art" : a social and economic historical analysis of the commodification of handicraft as demonstrated by the example of Southeast Asia
Publikationsjahr
2018
Umfangsangabe
301 Seiten : Illustrationen, Diagramme, Karten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Margarete Maria Grandner ,
Christoph Antweiler
AC Nummer
AC15230147
Utheses ID
49004
Studienkennzahl
UA | 792 | 312 | |