Detailansicht
Montenegros Weg in die Unabhängigkeit
Caroline Carnbring
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Helmut Kramer
DOI
10.25365/thesis.5482
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29624.39860.451059-3
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Mit Montenegro entschied sich am 21. Mai 2006 in einem Referendum die letzte der sechs ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken für die Selbstständigkeit. Montenegros Weg in die Unabhängigkeit ist einzigartig in dem Sinne, dass dieser im Gegensatz zu den anderen Sezessionen im ehemaligen Jugoslawien, friedlich verlaufen ist. Damit widerlegt Montenegro die sprichwörtliche Regel des Balkan, nach welcher der sicherste Weg zum Krieg die Abhaltung eines Referendums zur Unabhängigkeit ist. In den 1990er Jahren versank das ehemalige Jugoslawien in Blut und Chaos. Slowenien, Kroatien und Bosnien Herzegowina erlangten die Unabhängigkeit per Waffengewalt. Montenegro, die kleinste der Republiken des ehemaligen Jugoslawiens, vermochte diesem traurigen und blutigen Schicksal zu entkommen. Es gewann seine Unabhängigkeit ohne größeres Chaos oder schwerwiegendere Krisen, in einem langjährigen Prozess, in welchem Gewalt keine Option war. Gröbere Differenzen zwischen Unionisten, die eine Unabhängigkeit ablehnten, und Unabhängigkeitsbefürwortern konnten durch Vermittlungshilfe der Europäischen Union in personam, des slowakischen Sondergesandten Miroslav Lajčák, vor dem Referendum beigelegt werden. Das Referendum selbst verlief friedlich und ohne gröbere Zwischenfälle. Das Ergebnis lag knapp, um 0,5%, über der von der Europäischen Union festgesetzten 55%-Hürde und wurde umgehend sowohl von Serbien als auch der internationalen Gemeinschaft anerkannt.
Die Unabhängigkeitsdebatte war das politische und gesellschaftliche Thema Montenegros in den letzten 15 Jahren. Es spaltete das Land von Beginn an in zwei etwa gleich große Teile, wobei anfangs das Lager der Unionisten die Mehrheit hatte, bis Premierminister Milo Ðukanović und seine Anhänger letztendlich eine solide Mehrheit für einen souveränen Staat Montenegro überzeugen konnten.
Die vorliegende Arbeit versucht auf folgende Fragen Antwort zu geben: Wie ist es Montenegro gelungen, diesen Unabhängigkeitsprozess im Gegensatz zu den anderen ehemaligen jugoslawischen Republiken friedlich zu gestalten? Warum entstand in Montenegro der Wunsch nach Unabhängigkeit, nachdem es bis in die späten 1990er Jahre Serbien und Milošević treu zur Seite gestanden ist? Welche Umstände und Bedingungen begünstigten Montenegros Sezessionsbestrebungen und in welchem Ausmaß wurde der Unabhängigkeitsprozess von der internationalen Gemeinschaft beeinflusst? Ziel der Arbeit ist es, diese Fragen anhand des Analysemodells „Non-Causal Theory of Secession“ von John R. Woods zu untersuchen, der das Phänomen der Sezession in einem theoretischen Rahmenwerk von vielen verschiedenen Perspektiven beleuchtet hat.
Die vorliegende Arbeit beginnt mit einem historischen Exkurs in die jüngere Geschichte Montenegros, angefangen bei der Auflösung der Sozialistischen Föderation der Republik Jugoslawien (SFRJ) 1991 bis zum Referendum im Jahr 2006. In diesem Zeitraum werden drei Phasen unterschieden: von 1991 bis 1997, jenem Jahr, welches den Bruch zwischen Slobodan Milošević und Milo Đukanović markiert, von 1997 bis 2002, die allmähliche Entwicklung zu einer montenegrinischen de facto Unabhängigkeit und das Verhindern durch die Europäischen Union, eine solche auch zu formalisieren durch das Belgrader Abkommen im Jahre 2002 und schließlich den Zeitraum von 2002 bis 2006, geprägt von der Entwicklung zu dem nicht mehr abwendbaren Referendum infolge der im Belgrader Abkommen enthaltenen Dreijahresklausel.
Des Weiteren wird das Referendum und die Verhandlungen der Konditionen, unter welchen das Referendum durchgeführt wurde, genauer beleuchtet. In diesem Prozess spielte die Europäische Union eine tragende Rolle. Ohne Unterstützung der Europäischen Union wäre ein friedlicher Verlauf des Referendums kaum möglich gewesen. Die beiden Lager, Unionisten und Unabhängigkeitsbefürworter, standen sich in erbitterter Konkurrenz gegenüber - die Unionisten setzten anfangs alles daran, das Referendum zu boykottieren. Erst die für die Unabhängigkeitsbefürworter harte Festlegung einer 55%igen Mehrheit für eine Unabhängigkeit, ausverhandelt von Sondergesandten Miroslav Lajčák, ehemaliger slowakischer Botschafter in Belgrad, bewegte die Unionisten, von einem Boykott des Referendums abzusehen. In diesem Zusammenhang werden weiters die Wahlkämpfe der beiden Lager vor dem Referendum dargestellt und die Reaktionen der Akteure in diesem Prozess und der internationalen Gemeinschaft nach dem Referendum analysiert.
Das Ende der Arbeit widmet sich den Entwicklungen Montenegros zu einem selbstständigen Staat: die ersten Parlaments- als auch Präsidentschaftswahlen, die neue Verfassung, Montenegros Beziehungen zu Serbien und der Europäischen Union. Das Thema Korruption und organisiertes Verbrechen, als Phänomen der Region und der jüngeren Vergangenheit, das in Montenegro immer noch ein erhebliches Problem darstellt, werden kurz angesprochen, eine ausführliche Behandlung dieses Themas allerdings, würde den Rahmen dieser Arbeit übersteigen. Die Arbeit schließt mit einem kurzen Ausblick in die nähere Zukunft Montenegros.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Montenegro secession independency
Schlagwörter
(Deutsch)
Montenegro Sezession Unabhängigkeit
Autor*innen
Caroline Carnbring
Haupttitel (Deutsch)
Montenegros Weg in die Unabhängigkeit
Paralleltitel (Englisch)
Montenegros way towards independency
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
136 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Helmut Kramer
Klassifikationen
89 Politologie > 89.40 Innere Beziehungen des Staates: Allgemeines ,
89 Politologie > 89.76 Friedensforschung, Konfliktforschung
AC Nummer
AC07690517
Utheses ID
4911
Studienkennzahl
UA | 066 | 824 | |